Dreifaches Patrozinium
Drei Kirchen im südlichen Landkreis Roth nach der Aufnahme Mariens in den Himmel benannt

Hoher Feiertag

15.08.2023 | Stand 12.09.2023, 23:31 Uhr

Die Kirchen in Obermässing,

Obermässing – An diesem Dienstag feiern die katholischen Christen das Hochfest der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel, genannt „Mariä Himmelfahrt“ oder „Mariä Aufnahme in den Himmel“. Im südlichen Landkreis gibt es drei Kirchen, die an diesem Tag ihr Patrozinium feiern:

die Kirche „Mariä Himmelfahrt“ in Obermässing, die katholische Pfarrkirche „Mariä Himmelfahrt“ in Allersberg, und die Kirche „Mariä Himmelfahrt“ in Laibstadt.

Am 22. Juli 1710 erhielt die Allersberger Pfarrkirche vom Eichstätter Weihbischof Johann Anton Nieberlein die kirchliche Weihe. Sie wird im Volksmund immer noch als die neue Pfarrkirche bezeichnet im Gegensatz zur alten Kirche „Allerheiligen“ am Hinteren Markt, die bis 1710 die Allersberger Hauptkirche war.

1706 war endgültig beschlossen worden, nachdem sich die Vorverhandlungen viele Jahre hingezogen hatten, dass die neue Kirche anstelle der baufälligen Spitalkirche „Zum heiligen Geist“ errichtet werden solle. Dann dauerte es immer noch zwei Jahre bis zum Baubeginn am 5. März 1708. Dieser wurde gleich an den ersten Tagen von einem schrecklichen Unglück überschattet. Beim Abbruch der alten Spitalkirche stürzte eine Mauer ein und erschlug zwei Mädchen.

Wertvolle Gegenstände für den Innenraum

Schon im Dezember 1708 konnte der Baumeister Johann Baptist Camesino aus Obermässing den Rohbau fertigstellen und das Dach aufrichten lassen. Dann ging es mit der Innenausstattung verhältnismäßig langsam voran, denn schon der Rohbau kostete so viel Geld – nämlich fast 2500 Gulden – wie ursprünglich für den ganzen Bau veranschlagt war. Zur ersten Ausstattung der Kirche trugen alle Stände bei: Fabrikarbeiter, Fabrikherren wie Jakob Gilardi und andere hochgestellte Persönlichkeiten waren bestrebt, ihre Kirche mit wertvollen Gegenständen zu bereichern.

Hohe Geldmittel mussten auch bei den großen Sanierungen aufgebracht werden, so 1788 und 1818 und dann vor allem 1892. 1927 bis 1928 erfolgte unter Pfarrer Pius Wagner ein großer Umbau, aber schon 1945, nach der dreitägigen Beschießung des Marktes Allersberg, war die Kirche wieder fast eine Ruine. Der Wiederaufbau erfolgte unter den Pfarrern Josef Klebl, Aloys Fetsch, Franz Scherb und Albert Geitner. Alois Wünsche-Mitterecker aus Eichstätt schuf das große Deckenfresko, das zu den größten Fresken in der Diözese Eichstätt zählt.

Die zweite Kirche im Landkreissüden, die das Patrozinium „Mariä Himmelfahrt“ feiern kann, steht in Obermässing. Die heutige Kirche ist ein frühgotischer Bau, errichtet von Berthold von Mässingen (gestorben 1285), wie dessen Grabstein sagt. 1703 ist von einem „neuen Turm“ die Rede. Hierfür wurden 1038 Gulden ausgegeben. 1758 war der Turm ruinös. Man schlug vor, ihn soweit als nötig abzubrechen und neu aufzumauern sowie ihn innen mit einem Riegelwerk auszustatten. In der Sakristei sollte das alte Gewölbe abgebrochen und ein neues in größerer Höhe eingezogen werden. Das gleiche sollte im Totenhäusl geschehen und zwischen Sakristei und Totenhäusl sollte eine Türe eingezogen werden.

Wie der Baubefund zeigt, wurde nach diesem Vorschlag verfahren. Maurermeister war Anton Rauch aus Greding, Zimmermeister Veit Segnizer aus Kleinhöbing. Ende des 17. oder Anfang des 18. Jahrhunderts wurde die Kirche gewölbt und es wurden Innenpfeiler eingesetzt. Gleichzeitig erfolgte der Bau der Westempore.

Diese Veränderungen erfolgten durch den vielbeschäftigten Baumeister Johann Baptist Camesino, der auch beim Bau der Allersberger Pfarrkirche „Mariä Himmelfahrt“ federführend tätig war.

Das älteste Grabmal ist im Chor der Obermässinger Kirche zu sehen, das in die Wand eingelassen ist. Es handelt sich um die Deckplatte von der Tumba des Berthold von Obermässing aus dem Jahre 1265 mit frühgotischen Minuskeln.

Das Baujahr der Kirche in Laibstadt, von der heute noch der Turm steht, findet sich mit der Jahreszahl 1472, die gleich zweimal im Chor zu sehen ist: an der Konsole des Rippengewölbes in der Nordostecke und auf dem Portal zur Sakristei. Bauherr war das Eichstätter Domkapitel, dessen Wappen auf der Konsole in der Südostecke zu finden ist.

Glorreiche Geheimnisse des Rosenkranzes

1596 wurde das funktionslos gewordene „Sacramentshäuslein“, ein säulenartiger gotischer Aufbau aus Sandstein im Chor, abgebrochen. Es hatte in katholischer Zeit zur Aufbewahrung der Hostien gedient. 1705 ersetzte der Hilpoltsteiner Maler Widmann den gotischen Hochaltar durch einen Altar „nach neuer Manier“. 1708 folgten zwei neue Seitenaltäre mit Bildern des Heiligen Antonius, Johannes des Täufers, der Heiligen Katharina und des Kreuzes. 1861 wurden zwei neue Seitenaltäre St. Alosius und St. Josef, 1864 ein neuer Hochaltar (alle von Maler Gerhäuser aus Eichstätt) errichtet.

1866 wurde mit dem Neubau des Kirchenschiffs begonnen, das verlängert und zwei Jahre später am 26. Juli 1868 konsekriert wurde. 1887 brachte der Deininger Maler Georg Lang die noch heute sichtbaren Deckengemälde im Nazarenerstil an. Sie stellen die fünf glorreichen Geheimnisse des Rosenkranzes dar.

Marienfigur steht im Mittelpunkt des Hochaltars

Entsprechend des Patroziniums „Mariä Himmelfahrt“ steht eine Marienfigur im Zentrum des Hochaltars. Sie ist in weiten Teilen eine getreue Replik einer Skulptur, die der Ulmer Bildschnitzer Daniel Mauch zwischen 1518 und 1520 für die Pfarrkirche in Geislingen an der Steige geschaffen hat. Daniel Mauch (1477 bis 1540) zählt zur letzten Generation jener Bildschnitzer, die um 1500 zur künstlerischen Blüte der Reichsstadt Ulm beigetragen haben. Er wird zudem als der „schwäbisch-niederländische Riemenschneider“ bezeichnet.

HK