Umzug in Obermässing
Dorflitanei krönt der Zug der Narren

12.02.2024 | Stand 12.02.2024, 17:00 Uhr

Das wichtigste Utensil am Straßenrand ist der Regenschirm. Die jungen Fosnatniegl lassen sich davon aber nicht unterkriegen und marschieren beim Obermässinger Faschingszug mit. Foto: Leykamm

Die Zuschauermenge des Obermässinger Faschingszugs am Faschingssonntag bleibt zunächst überschaubar. Es scheint, dass der Nieselregen das Partyvolk daheimbleiben lässt. Doch das ändert sich pünktlich um 13 Uhr, die Reihen füllen sich. Eine knappe Viertelstunde später werden sie noch dichter. Richtig los geht es faschingsgemäß eben erst um 13.13 Uhr. Haben hier doch der heimische Faschinxverein und sein Vorstand, „die wilde 13“, die Finger im Spiel.

Die Fosnatniegl lassen es gleich zu Beginn richtig krachen. Mit den Goaßlschnalzern, die ihr Bestes geben, um die Regenwolken mit ihren Peitschen zu durchschlagen. Was auch ein bisschen zu gelingen scheint. Zumindest werden das Wetter nicht schlechter und die Tropfen nicht größer. Noch bevor der Zug die schließlich rund 400 Zuschauer erreicht, offenbart ein Blick in die Menge, dass auch sie sich vom diesjährigen Niegl-Motto „Fantastische Tierwelten“ hat anstecken lassen. Aber ob sich da so manche Bienendrohne der lebensgefährdenden Bedeutung der eigenen Verkleidung bewusst ist? Zwei Raubkatzen mit Handtaschen in Pink holen sich noch schnell einen Kaffee. Vielleicht ist er ja für den Herrn in kurzer Hose bestimmt, der hier erstaunliche Wetterfestigkeit beweist?

18 Faschingsgruppen trotzen gut gelaunt dem Regen

Es ist mit 18 Gruppen ein kleiner, aber sehr feiner Tross, der hier zweimal die Dorfachse durchquert und dabei einige Höhenmeter zurücklegt. Angeführt von der heimischen Blaskapelle, deren Dirigent Stephan Neubauer sich vorsorglich ins Fischkostüm gezwängt hat, um bei stärker werdenden Regen gleich im richtigen Element zu sein. Rätsel gibt allerdings bei den Musikern ein „Hero Turtle“ mit Sombrero auf. Welchem Genre-übergreifenden Film er wohl entsprungen ist?

Die Fosnatniegl bieten alle ihre Stars auf – als Schmetterlinge (Gruppe „Moskitos“), Forscher („Wilde Wespen“), Leoparden („Bella Bambinas“) oder in deren besonderen Farbschema als schwarze Panther („Samarias“) fauchen, fliegen sie durch die Straßen beziehungsweise inspizieren sie ganz genau. Die „Danzatores“ lassen sogar den Phönix sich aus der Asche erheben während die „Modancas“ gleich zu Feuerdrachen mutieren. Lok Emma und das Regentenpaar dürfen freilich nicht fehlen.

Die „Fosnatniegel a.D.“ versuchen sich als Glücksbringer in Form von Einhörnern. Zwei weitere Gruppen führen in gegensätzliche Gefühlswelten: Während die „Obermässinger Pfauen-Power“ in eine schöne Traumwelt geleitet, lassen die „Massinger Nochtnigl“ als finstere Gestalten eher in Alpträume blicken. Ein bisschen wie „Himmel & Hölle“, wie sich auch prompt der Wagen der hiesigen Dorfjugend nennt.

Auch Gäste aus dem Umland bereichern den Zug. Die Jugend aus Göllersreuth und Kleinnottersdorf laden in ihre Jagd-Hütte und die „Next Generation Österberg“ zum Abtauchen in die Unterwasserwelt mit Spongebob Schwammkopf und Konsorten. Die Dorfjugend jenes Gredinger Ortsteils bittet Shaun, das Schaf, zur Schur und lässt es mit den Wollflocken gleich ordentlich schneien. Den Geflügelreigen indes machen der Österberger Haufen und seine „Paradiesvögel“ komplett.

Nach etlichen Ordensverleihungen bleibt es schließlich einem Duo der „Wilden 13“ vorbehalten, die mit Spannung erwartete „Dorflitanei“ zu verlesen. Allerdings werden Simone Hundt und Valentin Ochsenkühn, die am Balkon stehen, von den Lautsprechern regelrecht gefoppt, die ein Eigenleben zu entwickeln scheinen. Könnte fast eine Begebenheit für die nächstjährige Litanei sein. „Wir freuen uns über jedes Missgeschick“, betont der Vereinsvorsitzende Thorsten Hundt in diesem Sinne recht schelmisch.

Litanei zeigt kürzesten Weg in die Kneipe auf

Bei der jetzigen Dorflitanei spielt er übrigens auch einen Part: Als „Krankentransporter“, der die Patienten nach einem eigenwilligen Türkei-Urlaub abholt. Die Tücken eines E-Bikes, das ohne Akku den Pedaltreter nicht so richtig unterstützen will und ein zu spät geholter Pfarrbrief werden ebenfalls aufs Korn genommen. Die unbeabsichtigte „Heckenfahrt“ im Vorfeld einer Jubiläumsfeier oder undichte Wasserleitungen, die noch mehr feuchtes Nass zu bieten haben als die Wolken des Faschingszugs – all dies wird genüsslich ausgewalzt. Der vergessene und so versehentlich eingesperrte Stammtischbruder braucht nicht bedauert zu werden – nach ausgeschlafenem Rausch war der Weg für ihn zum Frühschoppen nämlich danach umso kürzer. Peinlicher schon die Fahnenträger, die Standarten mit Tafeln verwechselten. Das Fazit laut Litanei: „Wie’s da drauf kummer sind, wois koana so genau – auf unsere drei Spaßvögel ein dreifaches Fosnatniegl Helau!“

HK