Burgfest Hilpoltstein
Der Wiederaufstieg will geschafft werden

Pfalzgräfin Melanie Flierl meistert erste Reitstunde – Statt einer Himmels- braucht es die Räuberleiter

20.07.2022 | Stand 22.09.2023, 20:58 Uhr

Pferdeführer Karl-Heinz Walter findet die richtige Technik heraus, wie er Pfalzgräfin Melanie Flierl am besten auf den Sattel von „Angel“ hieven kann

Von Jürgen Leykamm

Hilpoltstein/Freystadt – Der 1.FC Nürnberg kennt das Problem: Runter geht es schnell, der Wiederaufstieg gestaltet sich schwierig. Die Binsenweisheit gilt auch für den Reitsport. Diese Erfahrung muss die neue Hilpoltsteiner Pfalzgräfin Melanie Flierl bei ihrer ersten Reitstunde machen. Vom Pferd abzusteigen fällt ihr auf dem Gelände der Freystädter Reitschule Selinka leicht – doch wie wieder nach oben kommen?

Der erste Aufstieg klappt recht gut. Doch das erneute Erklimmen des Pferdes bereitet Schwierigkeiten. „Müssen Sie denn ab- und wieder aufsteigen?“ fragt die Reitschulchefin Sandra Selinka vorsichtshalber nach. Doch bevor die Spitzen von Festausschuss und Kleiderkammer, Felix Erbe und Christine Kronast-Sinabell, in Gedanken die Option einer geänderten Festspielchoreografie auch nur in Erwägung ziehen können, antwortet die Gräfin mit einem entschiedenen: „Ja, doch!“

Irgendwie sind die Steigbügel falsch eingestellt, um mit dem richtigen Schwung hoch hinauf in den Damensitz zu gelangen. Vielleicht liegt es ja am Rock? Flierl zieht sich einen Ersatzrock an, der weiter geschnitten ist und sich nicht so schnell mit dem Sattel verhakt. Dafür ist das Textil schwerer. Demütig sucht die Hoheit die Lösung bei sich selbst: „Ich esse bis zum Burgfest einfach nichts mehr“, sagt Flierl und lacht. Was bei den vielen Besuchen der Vereine, die sie alle bewirten wollen, schwer fallen dürfte. Ein solcher Vorsatz ist „Angel“ fremd – so heißt die 18-jährige Stute, die schon über zehnmal beim Burgfest eine tragende Rolle für die Gräfin gespielt hat. Das erprobte polnische Warmblut macht sich genüsslich über den Grasboden her, während die Menschen um das Tier herum nach Lösungen suchen.

Die Hoffnungen ruhen dabei ein bisschen auf Christina Walter, die sich als Reiterin mit Pferden recht gut auskennt. Und auch die neue Gräfin bestens kennt, handelt es sich doch um ihre Schwester. Christina kommt eine verwegene Idee: „Ich mache einfach das Double bei der Pferdeszene.“ Ein Wechsel der Hauptrolle, der vor den großen Zuschauermengen am Festsonntag aber kaum unbemerkt bleiben dürfte. Auch wenn sie als Tänzerin der Kolpinggruppe nur einen recht kurzen Weg zu ihrer hoheitlichen nahen Verwandten hätte. Ein solcher Wechsel ist freilich keine ernsthafte Option. Und so hofft man, dass Christinas Schwiegervater, der neue Pferdeführer Karl-Heinz Walter, eine bessere Idee hat. Ein weiteres Mal verhilft er Melanie Flierl auf den Rücken von „Angel“.

Nun klappt es schon etwas besser, aber der Rock will nicht so richtig. „Das ist jetzt ein rechtes Gebolle“, so Walter. Dann die zündende Idee: die Engelshöhen nicht über eine Himmels-, sondern über eine Räuberleiter ersteigen! Der Ritt selbst gerät dann zum Kinderspiel.

Flierl versäumt ebenso wenig, „Angel“, mit Karotten und Äpfel bei Laune zu halten. „Die Hoheit hat sich sehr gut angestellt“, betont dann auch Selinka. So müsse Flierl nicht in die Geschichte eingehen als „Gräfin, die beim Galoppieren in den wilden Weiten der Oberpfalz verloren gegangen ist“. Das größtmögliche Lob einer Kleiderkammer-Chefin gibt es von Kronast-Sinabell: „Du hast eine perfekte Figur gemacht.“ Flierl selbst ist erleichtert: „Es war unkomplizierter als gedacht.“

HK