Dreharbeiten
Der Franken-„Tatort“ kommt erstmals ins Fränkische Seenland

„Hochamt für Toni“: Dreharbeiten für den nächsten ARD-Krimi aus Franken sind in Ansbach angelaufen

29.06.2022 | Stand 29.06.2022, 16:37 Uhr

Der Franken-Tatortverliert Lokalhelden: Nach dem Abgang von Andreas Leopold Schadt (Mitte) wird das Ermittlerteam noch etwas unfränkischer. Ein dramatischer Filmtod wird dem Charakterkopf aus Hof, der an der Seite von Eli Wasserscheid aus Bamberg (l.) und Nadine Badewitz aus Bayreuth (r.), nicht zuteil. Foto: Pelke

Von Nikolas Pelke

Vor nunmehr zehn Jahren sind die Pläne des Bayerischen Rundfunks (BR) bekanntgeworden, dass es künftig auch aus Franken einen „Tatort“ geben soll. Für die nunmehr neunte Episode wird zum ersten Mal das Fränkische Seenland zum Filmset. Die Dreharbeiten haben jetzt in Ansbach begonnen.



Was war das damals für ein Jubel zwischen Main und Pegnitz, als der BR verkündete, ein fränkisches Team aus Fernsehkommissaren zusammenstellen zu wollen. Ganz nach dem Motto: Endlich können die Franken der Republik zeigen, mit wie viel fränkischer Gemütlichkeit und lässiger Wurstigkeit die Bösewichte in unserer Region hinter Schloss und Riegel gebracht werden.

Zwei Jahre nach der ersten Ankündigung haben die Fernsehmacher dann aber ausgerechnet mehr oder weniger preußische Hauptkommissare nach Franken entsandt. So begann die erste Folge des Franken-Tatorts bekanntlich in etwa so: Chefermittler Felix Voss alias Fabian Hinrichs wird aus dem hohen Norden zwischen Brunsbüttel und Elmshorn nach Nürnberg versetzt, wo er gemeinsam mit der ostdeutschen Paula Ringelhahn aus der Niederlausitz an der Neiße nun die Gräueltaten in ganz Franken aufklären soll.

Ausreichend fränkisches Personal im Team

Damit die beiden Chefs nicht gleich auf unüberwindbare Sprachbarrieren treffen, haben die Drehbuchschreiber dem Ermittlerduo mit Wanda Goldwasser alias Elisabeth Wasserscheid aus Bamberg, Michael Schatz alias Matthias Egersdörfer aus Nürnberg und Sebastian Fleischer alias Andreas Leopold Schadt aus Hof ausreichend fränkisches Personal unterstellt.

Ausgerechnet Schadt, der Mime mit der hohen Stirn und den langen Locken, hat kürzlich allerdings die Fernsehflinte ins Korn geworfen und dem „Tatort“ überraschend den Rücken gekehrt. Die ziemlich verdutzten Produzenten haben dem scheidenden Schauspieler daraufhin ein mehr oder weniger emotionales Loblied zum Abschied gesungen.

Die Macher in München haben nun auf Anfrage angekündigt, dass der beliebte Schadt während der aktuellen Dreharbeiten „keinen dramatischen Filmtod“ sterben wird. „Es gibt ja noch andere Gründe, nicht zum Dienst zu erscheinen“, sagt Stephanie Heckner vom BR. Schadts „fränkisches Schweigen“ wolle man künftig über andere Figuren wettmachen, teilt Heckner mit.

Tourismus zu den Drehorten unerwünscht

Derweil wird bereits an der ersten Folge ohne den beliebten Schadt gewerkelt. Wer künftig mit Wanda Goldwasser flirten darf, dürfte bis zur Ausstrahlung freilich noch ein Geheimnis bleiben. Anders als bei den ersten Folgen hat der Sender diesmal auch keine Reporter am Filmset von „Hochamt für Toni" zugelassen, so der Name der nunmehr neunten Episode. Immerhin haben die Macher verraten, dass das Fränkische Seenland der zentrale Schauplatz der blutrünstigen Handlung sein dürfte.

Wer in seinem Dorf jetzt hofft, bald groß im Ersten rauszukommen, den müssen die Macher allerdings enttäuschen. Als Ortsnamen hätten sich die Produzenten einige fiktive Gemeinden wie „Konradsgrün“ ausgedacht. Auch um einen regelrechten Tourismus der „Tatort“-Fans zu den Drehorten nicht zuletzt aus Umweltaspekten zu verhindern. Selbst die Bezirkshauptstadt Ansbach soll gar nicht direkt als Ansbach vorkommen. „Aber sicher werden die Ansbacher ihre eigenen Örtlichkeiten da und dort wiederkennen“, sagt Heckner und warnt vor allzu großen Erwartungen der heimatverliebten Franken.

Vielmehr wird mit Pirmin Sedlmeir ein Spross aus der berühmten oberbayerischen Schauspielerfamilie Hörbiger eine Gastrolle im nächsten Franken-„Tatort“ übernehmen. Das Ermittlerteam um den baldigen Ex-Kommissar Schadt mit seiner häufig zur Schau getragenen „militanten Unaufgeregtheit“ dürfte es aber mit Fassung tragen.

HK