Hilpoltstein
Datenautobahn bis in den kleinsten Ortsteil

Stadt Hilpoltstein will schnell Glasfaser verlegen, entscheidet sich aber gegen den Eigenausbau

25.07.2022 | Stand 25.07.2022, 17:24 Uhr

In Thalmässing liegt schon vielerorts Glasfaser in der Straße. Hilpoltstein will bald flächendeckend nachziehen. Foto: Karch

Von Viola De Geare

Hilpoltstein – Der Internetzugang ist schon schnell, soll aber noch schneller werden, sagt Bürgermeister Markus Mahl. Fast im gesamten Stadtgebiet sind Übertragungsgeschwindigkeiten von mindestens 30 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) möglich, zukunftsorientiert ist das für Bürgermeister Markus Mahl (SPD) aber noch nicht. Nun soll mit Hilfe der Förderprogramme von Bund und Freistaat und moderner Glasfasertechnik die Geschwindigkeit auf 100 Mbit/s ausgebaut werden – und zwar flächendeckend im gesamten Stadtgebiet – auch dort, wo die Anbieter nicht von sich aus ausbauen wie etwa in der Hilpoltsteiner Innenstadt und Marquardsholz, wo aktuell 4600 Glasfaser-Anschlüsse verlegt werden.

Denn: „Wir haben auch in den Ortsteilen Schüler, Bürger oder Unternehmen, die schnelles Internet benötigen“, sagt Mahl. Außen vor bleiben soll niemand. Wie man es allerdings anstellt, dass die Kommune beim Glasfaser-Ausbau nicht über die Maßen Geld versenkt, ist die zentrale Frage.

Das beauftragte Ingenieurbüro stellte zwei Modelle vor. Beim Betreiber-Modell würde die Kommune den Ausbau auf eigene Rechnung anpacken und danach das Netz an einen Telekommunikations-Anbieter vermieten. Dabei trägt die Kommune zunächst das volle wirtschaftliche Risiko und muss in Vorleistung gehen, kann aber auch zeitlich gesehen auf die Tube drücken. Über die Mieteinnahmen und den nach sieben Jahren erlaubten Verkauf könnte die Investition im besten Fall aber wieder hereingeholt werden.

Beim anderen Modell, genannt Wirtschaftslückenmodell, schreibt die Stadt den Ausbau aus und kann diesen dann an einen Telekommunikations-Anbieter vergeben. Da der Glasfaser-Ausbau aber eine unwirtschaftliche Sache ist, muss die Kommune die „Wirtschaftslücke“ des Betreibers schließen. Ein Teil könnte hier über Fördergeld abgefangen werden, aber ein Teil bleibt weiterhin an der Kommune hängen. In Hilpoltstein ist das bereits rund eine Million Euro, wie Bürgermeister Markus Mahl erklärt. Der Vorteil: Kostensteigerungen bleiben nicht in vollem Umfang bei der Stadt hängen. Nachteilig: Das Geld für die Wirtschaftlichkeitslücke ist auf lange Sicht gesehen weg. Und was den Zeitrahmen des Ausbaus angeht, hat die Stadt weniger Einfluss.

Das Ingenieurbüro rät nach allen Abwägungen dazu, den Ausbau lieber nicht selbst in die Hand zu nehmen, sondern auf das Wirtschaftlichkeitslückenmodell zu setzen, da es von den Telekommunikations-Gesellschaften derzeit sehr gute Angebote gebe, so dass die Kommune nur wenig Geld beisteuern müsse.

Mahl machte zudem klar, dass ein eigenwirtschaftlicher Ausbau mit den aktuell im Bauamt beschäftigten Mitarbeitern nicht machbar wäre, wenn innerhalb der nächsten fünf Jahre das gesamte Stadtgebiet mit schnellem Internet versorgt sein soll, wie es die Stadt anpeilt. Der Stadtrat beschloss deshalb einstimmig, dass zunächst der Vollausbau der noch unterversorgten Gebiete ausgeschrieben werden solle. Wenn keine lohnenswerten Angebote kämen, könne man immer noch über einen eigenwirtschaftlichen Ausbau nachdenken. Priorisiert werden sollen dabei das Gewerbegebiet an der Autobahn und der noch nicht ausgebaute Teil von Jahrsdorf.

HK