Brisantes Thema in Hilpoltstein
Um Nachverdichtung zu steuern: So will die Stadt eingreifen

Spagat zwischen Lebensqualität und Wohnraum

25.07.2022 | Stand 22.09.2023, 20:45 Uhr

Auch wenn Hilpoltstein noch einen schönen Grünzug hat, so ist die Nachverdichtung in den Wohngebieten in vollem Gange. Foto: Nürnberg Luftbild/Hajo Dietz

Von Viola De Geare

Der Hilpoltsteiner Stadtrat hat sich mit einem besonders brisanten Thema beschäftigt: der innerörtlichen Nachverdichtung.



Bei der Stadtratssitzung am vergangenen Donnerstag blieb ein Platz leer, dort stand nur eine rote Rose. Christine Rodarius (SPD), die seit 1990 dem Hilpoltsteiner Stadtrat angehört hatte, war am vorvergangenen Wochenende überraschend gestorben. Zu Beginn der Sitzung gedachte Bürgermeister Markus Mahl (SPD) mit einer Gedenkminute der verdienten Kollegin, die eine „Politikerin mit Herzblut“ gewesen sei.

Trotz aller Trauer drängte aber auch in dieser Sitzung die Tagesordnung, diesmal mit einem in Hilpoltstein besonders brisanten Thema – der innerörtlichen Nachverdichtung. Wer derzeit in Hilpoltstein auf der Suche nach Wohnraum ist, kann ein Lied davon singen: Der Wohnungsmarkt ist überhitzt, der Siedlungsdruck auch wegen der Nähe zu Nürnberg groß. Deshalb werden immer öfter alte Einfamilienhäuser durch mehrspännige Reihenhäuser oder auch Mehrfamilienhäuser ersetzt, die Bebauung wird dichter.

75 Hektar an bebauter Fläche analysiert

Die Stadt hatte deshalb ein Stadtplanungsbüro beauftragt, um die aktuell noch nicht von einem Bebauungsplan erfassten Bereiche nördlich und südlich der Innenstadt, insgesamt rund 75 Hektar Fläche, zu analysieren. Untersucht wurden etwa die Dichte der Bebauung, aber auch wenig bebaute Grundstücke und Baulücken.

Die erste Erkenntnis kommt kaum überraschend: So gibt es allein im untersuchten Gebiet rund 2,13 Hektar Baulücken. Aber auch 1,85 Hektar an wenig bebauten Grundstücken sind vorhanden. Das sind Grundstücke, auf die etwa drei Einfamilienhäuser passen würden, auf denen aber bislang nur eines steht. Eine weitere Erkenntnis: Es gibt in Hilpoltstein aber auch einige Reihenhäuser, die dichter und mit weniger Grundfläche gebaut sind, als es bei einer vergleichbaren Bebauung in dem schon als Großstadt geltenden Fürth der Fall ist.

In puncto Lebensqualität und auch in puncto Klimaerwärmung ist eine solch dichte Bebauung aber mehr als nachteilig, auch wenn Wohnraumnot herrscht. Bürgermeister Mahl gab hier die Hilpoltsteiner Innenstadt als Beispiel: „Hier ist es deutlich zu heiß. Es ist hier rund ein bis zwei Grad wärmer als außerhalb“, berichtete er. Schon allein deshalb müsse man also darauf achten, dass in der Stadt genügend Grün erhalten bleibe.

Mit Bebauungsplänen steuernd eingreifen

Derzeit darf in den untersuchten Gebieten nach der gesetzlichen Regelung gebaut werden. Die Gebäude müssen sich in Maß und Umfang an der bereits vorherrschenden Bebauung orientieren – was aber noch immer viele Freiheiten lässt, die zu einer ungesunden Nachverdichtung führen können.

Die Stadt möchte deshalb mit Bebauungsplänen steuernd eingreifen, laut Mahl wohl fünf an der Zahl. Darin sollen dann Dinge geregelt werden wie die First- und Traufhöhe und die maximal überbaubare Grundstücksfläche (40 Prozent Gebäude, 20 Prozent Garage und Zufahrt empfiehlt das Büro).

Für Stadtrat Christoph Raithel (CSU) war nach der Präsentation des Planungsbüros vor allem wichtig: Was passiert mit dem Bestand? Bleibt hier trotz neuem Bebauungsplan noch eine bauliche Veränderung möglich, wenn zum Beispiel ein großes Einfamilienhaus zum Mehrfamilienhaus werden soll? Hier kam ein klares Ja von Planungsbüro und Verwaltung.

Zu hoher Dichte schnell einen Riegel vorschieben

Michael Greiner (FW) merkte an, dass Verwaltung und Gremium hier schnell aktiv werden müssten, denn „sonst bekommen wir eine zu hohe Dichte in den Siedlungen.“ Mahl trat hier etwas auf die Bremse: „Fünf Bebauungspläne, das wird intensiv“ und sei auch für die Verwaltung nicht so schnell zu bewältigen, wie er durchblicken ließ. Ulla Dietzel (CSU) verdeutlichte, dass man auch die vorhandene Infrastruktur im Blick behalten müsse. Wenn ein Gebiet zu dicht werde, könnten die Straßen für den gestiegenen Verkehr zu eng werden. Man dürfe zudem die Eigentümer beim Aufstellen eines Bebauungsplans nicht verprellen: „Wir brauchen klare Perspektiven und Regeln für alle.“

Matthias Wittmann sah in der Maßnahme vor allem eine „Sicherung des Status quo“, die Nachverdichtung müsse verträglich sein, so dass Hilpoltstein seinen Charakter nicht verliere. In einer der nächsten Sitzungen soll das weitere Vorgehen besprochen werden.