Fachkräftemangel im Landkreis Roth
Bürokratie für Fachkräfteeinwanderung zu hoch

15.03.2024 | Stand 15.03.2024, 17:00 Uhr

Fachkräfte verzweifelt gesucht: Genaue Zahlen gibt es für den Landkreis Roth zwar nicht, aber der Bedarf ist da. Foto: Knefeld, dpa

Offenbar brennt der Fachkräftemangel vielen Unternehmen im Landkreis Roth unter den Nägeln. Fast 50 Führungskräfte aus 36 Firmen sind zur Info-Veranstaltung gekommen, die das Landratsamt gemeinsam mit der Unternehmerfabrik auf die Beine gestellt hatte. Thema: „Das beschleunigte Verfahren bei der Fachkräfte-Einwanderung.“

Dabei ist deutlich geworden: Trotz Verbesserungen gibt es weiteren Handlungsbedarf, um den Unternehmen in Deutschland die Rekrutierung ausländischer Fachkräfte künftig zu erleichtern. An einigen Stellen existieren immer noch zu hohe bürokratische Hürden.

Sehr positiv ist die Unterstützung durch die IHK Mittelfranken in Nürnberg bewertet worden. Äußerst vorteilhaft fand man auch die Kooperation mit der für ganz Bayern zuständigen „Zentralstelle für Fachkräfteeinwanderung“ des Freistaats in Nürnberg. „Gut erreichbar und kurze Reaktionszeiten“, wurde dazu festgestellt.

Ausländerbehörde schlecht erreichbar

Nicht ganz so positiv sieht man die Ausländerbehörde am Landratsamt. Dort muss man regelmäßig die Aufenthaltsgenehmigungen anerkannter Fachkräfte verlängern lassen. „Bessere Erreichbarkeit und höheres Servicebewusstsein“, ist für die Rother Dienststelle angemahnt worden.

Zufrieden mit dem Landratsamt ist hingegen Frank Krebel vom Sozialen Kompetenzzentrum der Arbeiterwohlfahrt in Hilpoltstein. Immerhin beschäftigt Krebel in seinem Pflegeheim mit 107 Plätzen sowie Tagespflege und offenem Mittagstisch schon heute etwa 35 Mitarbeiter aus nicht deutschsprachigen Ländern.

Wie groß der Bedarf von Zuwanderung aus dem Ausland für den Landkreis Roth ist, das lasse sich ganz schwer abschätzen, meinte Felix Lehnhoff, Geschäftsführer der Unternehmerfabrik. Eine Erhebung dazu hat noch nicht stattgefunden.

Besonders positiv wird bei der neuen Rechtslage auf Seiten der Unternehmen die Absenkung der Mindestgehaltsgrenzen gesehen. Nun könne man es eher in Betracht ziehen, ausländische Fachkräfte zu beschäftigen. Bei nicht reglementierten Berufen sei außerdem eine schnellere Beschäftigungsmöglichkeit gegeben. Dabei handelt es sich um Berufe, die rechtlich nicht geschützt sind. Dazu gehören die rund 330 Ausbildungsberufe im dualen System, wie beispielsweise Kraftfahrzeugmechatroniker oder Kauffrau für Büromanagement, und viele akademische Berufe wie etwa Chemikerin oder Mathematiker. Deren Anerkennungsverfahren kann nun in Deutschland fortgesetzt werden. Bessere Voraussetzungen für eine Einstellung schaffe außerdem ab 1. Juni 2024 die „Chancenkarte“, mit der für gewisse Gruppen ein Aufenthalt in Deutschland zur Arbeitsplatzsuche möglich wird.

Freiräume einzelner Sachbearbeiter ausbaufähig

Für noch ausbaufähig hält man mit Blick auf die Behörden die individuellen Freiräume einzelner Sachbearbeiter. Langwierige Entscheidungsschleifen könnten so verhindert werden.

Eine weitere Schwierigkeit sieht Felix Lehnhoff in fehlenden Strukturen für die soziale Integration der ausländischen Mitarbeiter und ihrer Familien. Dafür brauche es vor allem bezahlbaren Wohnraum, den es insbesondre im ländlichen Raum kaum gebe. Möglichkeiten der Freizeitgestaltung und Mobilität seien ebenso wichtig. „Sonst wandern die Leute in die nahe Großstadt ab, in der es ein vielfältiges kulturelles Angebot, die U-Bahn und häufig auch eine landsmannschaftliche Gemeinschaft gibt“, so Lehnhoff.

Für eine solche „Willkommenskultur“ seien personelle und finanzielle Ressourcen bei den Arbeitgebern erforderlich, hieß es von Seiten der Vertreterinnen der Agentur für Arbeit. „Das ist angesichts der Betriebsgrößenstruktur im Landkreis Roth für unsere Firmen schwer zu leisten“, gab Lehnhoff zu bedenken. Lediglich fünf der gut 3300 Betriebe im Landkreis beschäftigen mehr als 500 Mitarbeiter. Knapp 3000 verfügen über weniger als 20 Angestellte.

Plattformen für bestimmte Berufe vorhanden

Für die Suche nach Fachkräften im Ausland stellt die Bundesagentur für Arbeit verschiedene Plattformen für Stellenangebote im Internet zur Verfügung. Für besonders gefragte Berufsgruppen existieren spezielle Projekte: Ärzte, Pflegefachkräfte, Erzieherinnen, Saisonarbeitskräfte in der Landwirtschaft und Fachkräfte für Elektronik sowie für Garten- und Landschaftsbau sollen damit aus Lateinamerika, Asien und Nordafrika nach Deutschland gelockt werden.

HK