Kultur in Hilpoltstein
Bei Amanda und Sebastian Reich geht Liebe durch den Magen

Bauchredner bringt mit seinen verschiedenen Begleitern das Hilpoltsteiner Publikum zum Tosen

15.01.2024 | Stand 15.01.2024, 5:00 Uhr

Sie hat ihn im Griff: Nilpferddame Amanda ist die Königin des Abends. Foto: Klier

„Ausverkauft!“, hieß es am Samstagabend in der Stadthalle Hilpoltstein, und auch die Parkplätze waren Mangelware. „Zugpferd“ war sicher vor allem die Nilpferddame „Amanda“, eine Puppe, deren Stimme von Bauchredner Sebastian Reich kommt. „Verrückte Zeit“ ist der Name seines vierten Soloprogramms, mit dem er das Hilpoltsteiner Publikum immer wieder zu Lach- und Applaussalven hinriss.

„Wer ist wegen mir gekommen, wer wegen Amanda?“, war seine Frage an das Publikum. Das Votum fiel natürlich zugunsten Amandas aus. Überhaupt wird Stefan Reich immer wieder irritierend mit Amanda identifiziert, beispielsweise dann, wenn er an der Hotelrezeption nach ihrem Namen gefragt wird und darauf hinweist, dass sie sich im Koffer befindet.

Während der Coronazeit habe er seine Stimme mangels Auftrittsmöglichkeiten trainieren müssen. Im Supermarkt sei er neben einer hochschwangeren Frau gestanden, als plötzlich ein Stimmchen ertönte: „Hilfe, Mama, es geht los! Ich will hier raus!“ Früher glaubte man, dass bei einem Bauchredner (Lateinisch Ventriloquist) die Stimme tatsächlich aus dem Bauch komme. In Wirklichkeit ist es ein Sprechen nach innen ohne Lippenbewegung, das durch Zusammenpressen des Kehlkopfs entsteht. Sicherlich auch eine physische Leistung während einer mehrstündigen Bühnenschau.

Jetzt wird Amanda per Videocall auf die Bühne gerufen. Sie hat seit neuestem ein Smartphone, während sich Reich an die Zeit erinnert, als man das Wetter ohne App vom Himmel ablesen konnte, Musik mit dem Walkman hörte und den Bandsalat in der Kassette mit dem Bleistift durch Drehen reparierte. Ob da ein Mann hinterhergelaufen sei, fragt Amanda. Verrückte Zeit eben. Oder ist jetzt eine verrückte Zeit? Viel Kinderlachen zeigt, dass die Schau auch bei der jungen Generation gut ankommt: Spaß für alle. Auf einer Projektionsfläche und einer riesigen LED-Wand wird das Geschehen für alle groß angezeigt, werden Videofilme eingeblendet. Da gibt es einen Einblick in das häusliche Geschehen, wenn Stefan Reich seine Amanda fragt, wie viel Reis denn noch da sei, und sie die Zahl 38 295 nennt. So viele Körner hat sie ausgeschüttet und gezählt.

Dann erscheint Gabriele Fant vom Ordnungsamt, eine Elefantenpuppe, um die Ordnungsmäßigkeit der Veranstaltung außerordentlich zu überprüfen. „I hänn an guada Riecher!“, stellt sie Schwäbelnd fest. „Hänn Sie was getrunka?“, fragt sie. Reich soll pusten. Aber in ihren Rüssel?

Jetzt ist „Papa“ dran, offensichtlich etwas senil und mit dem neuen Laptop überfordert. Die ältere Generation scheint angeblich immer wieder mit der Technik auf Kriegsfuß zu stehen. Bei der Nachbarin gibt es „Tote“, weil es ja auf ein „r“ nicht so ankomme. Weitere Kalauer auf ältere User folgen.

Nun ist Amanda wieder da und zählt: „In 346 Tagen ist Weihnachten!“ Da gibt es wieder Geschenke. Aber erst kommt Ostern und ab 1. August stehen die Lebkuchen in den Geschäften. Hier hilft auch Tik Tok nicht. Spontan bietet eine Zuschauerin Amanda ihre Tic-Tac-Bonbons an. Mit immer schnellerem Tempo singt Amanda, was sie in der Pause alles essen will. Ein neues „Spektrum“ würde nach ihrer Meinung gut dazu passen.

Stargast PicNic erscheint auf der Bühne; ein Glücksschweinchen. Recht nervös ob ihres Auftritts zeigt sie Bilder aus ihrem farbenfroh ausgestalteten Stall. „Ich bin der Chef im Stall“, singt sie zur Freude des Publikums.

Amanda ist wieder da. Spontan reagiert sie, beziehungsweise Sebastian Reich, mit treffenden Kommentaren auf Geräusche im Saal, etwa wenn eine Flasche umfällt, ein Handy klingelt, oder jemand niest. Dazwischen gibt es Werbung. Amanda sitzt vor einer Almhütte und genießt das Bergsteigermüsli, das von einer Firma stammt, deren Name permanent wiederholt wird.

Noch weitere Stargäste sind dabei: die Pinginos vom Südpol. Da hat sich selbst Sebastian Reich in einen Seevogel verwandelt. „Amazing“ stellen sie immer wieder fest. Eigentlich hätten sie eine Schau mit einer zersägten Jungfrau zeigen wollen und hätten sich im mehrmals zitierten Eysölden umgesehen, aber dort keine Säge gefunden.

„Herzblatt“ hieß eine Fernsehsendung in vergangener Zeit. Dafür werden heute drei Herren aus dem Publikum auf die Bühne geholt. Amanda, hinter einem Schirm, soll den geeigneten Partner durch Fragen ermitteln. Sie entscheidet sich für Florian, denn der kann kochen.

Mit dem gemeinsam gesungenen Refrain „Oooh, Hoh“ und einem Film über die Pannen beim Erstellen der Videoeinblendungen geht die gut zweieinhalbstündige Schau unter tosendem Applaus zu Ende.

mkl