Mistelplage auch im Landkreis Roth
Baumwart Johann Seitz in Laibstadt im Noteinsatz

28.02.2023 | Stand 17.09.2023, 2:01 Uhr
Norbert Herler

Der ausgebildete Baumwart Johann Seitz bei der Bekämpfung der Mistel auf einem Gemeindegrundstück bei Laibstadt. Foto: Herler

Sie sind der Anfang vom Ende: Werden Misteln nicht konsequent bekämpft, breiten sie sich in Streuobstwiesen immer stärker aus, was auf längere Sicht den sicheren Tod dieser wertvollen Biotope bedeutet. Deshalb hat Nicole Menzel vom Landschaftspflegeverband Mittelfranken zusammen mit der Stadt Heideck nun Johann Seitz aus Ebenried geholt, um auf einem Gemeindegrundstück bei Laibstadt dem Schmarotzer an den Kragen zu gehen.

Der ausgebildete Baumwart, der die entsprechende einjährige Weiterbildung absolviert hat, schnitt jetzt an mehreren Tagen im Flurstück „Loys Stoibruch“ von allen befallenen Apfelbäumen die Misteln herunter.

In Unterfranken ist die Mistel bereits zum weit verbreiteten Problem geworden. Aber auch in unserer Region breitet sich das Phänomen immer weiter aus. Der Grund dafür ist der Klimawandel. Wärmere Temperaturen und längere Trockenphasen lassen die Obstbäume anfälliger gegenüber Schädlingsbefall werden.

Die klebrigen Früchte der Misteln werden von Vögeln verbreitet. Landet ein solcher Samen an einem Ast mit einer Schadstelle in der Rinde, dringt sie dort ein und bildet eine neue Mistel, die zwar schön anzuschauen ist und bei den Kelten sogar als mystische Heilpflanze galt, die aber an den Bäumen die Wasserversorgung unterbricht, was zum Absterben der betroffenen Äste führt.

Ist ein Baum von zu vielen Misteln befallen, bedeutet das längerfristig ein Verdursten und Absterben des ganzen Baumes. Deshalb ist es entscheidend, die befallenen Äste abzuschneiden, um so dem ganzen Baum eine Überlebenschance zu geben. Die Schnittstelle sollte dabei in 50 Zentimetern Entfernung von der Mistel im noch gesunden Holz liegen, weil die Saugwurzeln der Schmarotzerpflanzen sehr lang sein können.

Wenn viele Äste eines Obstbaums von Misteln befallen sind oder die Mistel nicht im äußeren Bereich der Baumkrone, sondern weiter innen wächst, kann man diese entfernen, indem man den Strauch an der Astoberfläche kurz oberhalb der Baumrinde flach abschneidet. Die Saugwurzeln der Misteln verbleiben dann zwar im Ast und man wird den Parasitenbefall nicht los, aber die Maßnahme hilft dem Baum, besser mit dem Mistelbefall klarzukommen. Sind wenigstens die grünen Triebe entfernt, dauert es nämlich ungefähr vier Jahre, bis die Mistel wieder so weit gewachsen ist, dass sie Früchte trägt. Die Neuaustriebe der Misteln müssen deshalb in Folge konsequent entfernt werden.

HK