Hilpoltsteiner Flecklasmänner
Barrierefreies Faschingsspektakel mit besonderem Konzept

16.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:29 Uhr

Der bunte Hilpoltsteiner Brauchtumsumzug zieht die Massen an. Nun soll er erstmals barrierefrei gestaltet werden. Foto: Tschapka

Von Monika Meyer

Hilpoltstein – Das Comeback nach zwei Jahren Zwangspause soll großartig werden. 35 Gruppen nehmen an dem Brauchtumsumzug der Hilpoltsteiner Flecklasmänner teil, sie reisen bis aus Italien, Österreich, Hessen und Baden-Württemberg an. Doch ein Aspekt macht die siebte Auflage des beliebten Faschingsereignisses zu etwas ganz Besonderem: Zum ersten Mal soll der Umzug für alle zugänglich sein – dank eines ausgetüftelten Konzepts für die Barrierefreiheit.

Viele Asp

ekte wollen bedacht sein, um Menschen mit Einschränkungen, Ältere, die nicht mehr so lange stehen können und Familien mit kleinen Kindern und Kinderwagen das Zuschauen zu ermöglichen. „Unser Schriftführer Thomas Zeh hatte die Idee, beim Zug auf mehr Barrierefreiheit zu achten“, erklärt die Vereinsvorsitzende Katrin Schade. „Bisher hatten wir nämlich nur zwei Bierbänke zum Sitzen aufgestellt, die dann leider meist von denen besetzt wurden, die sie gar nicht gebraucht hätten“, so Schade. Am Sonntag, 22. Januar, wenn buntes, lautes und lustiges Treiben das Zentrum Hilpoltsteins in Beschlag nimmt, soll ein eigens reserviertes Areal vor der Hilpoltsteiner Residenz Menschen mit besonderen Bedürfnissen einen Logenplatz mit Sitzgelegenheit und Bewegungsfreiheit verschaffen. Denn wer im Rollstuhl sitzt, kann nicht so einfach in der Menge manövrieren, wenn ihm stehende Zuschauer die Sicht nehmen sollten. Von dort ist es auch nicht weit bis zu den ausgeschilderten Behindertentoiletten in der Residenz, im Gasthaus „Zur Post“ und im Rathaus II.

Damit Menschen barrierefrei anreisen können, weist der Verein am nahe gelegenen Feuerwehrhaus an der Badstraße einen Parkplatz aus, auf dem auch die Sprinter der Behinderteneinrichtung parken und ihre Laderampen für die Rollstuhlfahrer öffnen können. Denkbar ist auch ein Shuttle-Service der Einrichtung Regens Wagner Zell und Auhof. Vom Feuerwehrparkplatz ist es nicht mehr weit bis zum Marktplatz. „Die Frage ist im Vorfeld natürlich, wie gut das Ganze genutzt wird, aber wir machen jetzt einfach mal einen Anfang“, unterstreicht Katrin Schade. „Und wenn nicht gleich alles reibungslos klappt, hoffen wir auf Verständnis.“

Die Idee für den ersten barrierefreien Brauchtumsumzug war eigentlich langsam gekeimt. Denn Katrin Schade und ihr Mann Marc haben große Freude daran, Kindern das Faschingsbrauchtum in der Region näher zu bringen.

Während der Pandemie mussten die beiden ihre Schulaktivitäten einstellen – allerdings nur an Ort und Stelle. Stattdessen produzierten sie gemeinsam mit dem Hilpoltsteiner Filmer Ludwig Heß einen 20-minütigen Streifen, den gehörlose Kinder aus der Tagesstätte von Regens Wagner Zell mit einfachen Gebärden hinterlegten. Teil des Films waren alte Szenen mit dem Hilpoltsteiner Original, dem Flecklasmo Karl Brunner. Der Film lief im Kino: „Bavaria Roth hat uns dabei unterstützt“, erzählt die Vereinsvorsitzende.

Ein ausgezeichneter Berater war der Inhaber der erstmals eingeführten Stabsstelle eines Inklusionsbeauftragten bei den Flecklasmännern, Marcus Henglein. Er arbeitet selbst in der Einrichtung Auhof als Auszubildender zum Heilerziehungspfleger. Er gab den Hinweis, für jene, die schnell unter einer Reizüberflutung leiden, wie Menschen mit Epilepsie, einen Rückzugsraum anzubieten: vor dem Jugendtreff mit Bänken und Pavillons. „Man kann auch jederzeit Kontakt mit uns aufnehmen, wenn es noch weitere Anregungen gibt.“ Dies ist möglich per E-Mail an info@hilpoltsteiner-flecklasmänner.de

Die hiesigen Behinderteneinrichtungen hätten die Ideen positiv aufgenommen, erzählt Katrin Schade. „Sie waren sogar baff, dass jemand an Barrierefreiheit denkt.“ Geplant sei sogar eine Livestream, damit jeder den Umzug beobachten kann, auch jene, die die Heime nicht verlassen können.