Corona-Lockerungen
Auch ohne Pflicht: Homeoffice bleibt

Viele Betriebe in der Region halten vorerst an bisherigen Regeln fest – Angst vor Ausfällen

01.04.2022 | Stand 23.09.2023, 2:06 Uhr

Masken zu tragen und Abstand zu halten, gehört noch zum Berufsalltag der Beschäftigten der Firma Schlenk in Barnsdorf. Foto: Schlenk

Von Monika Meyer und Robert Kofer

Hilpoltstein – Die Corona-Inzidenz im Landkreis Roth bewegt sich weiterhin auf sehr hohem Niveau, dennoch ist zum 20. März die Pflicht zum Home-office offiziell abgeschafft worden. Um ihre Belegschaften weiterhin zu schützen, machen sich Unternehmen viele Gedanken – und greifen teilweise weiterhin auf die Möglichkeit des mobilen Arbeitens zurück.

„Für die Leoni AG als attraktiver Arbeitgeber gehören flexible Homeoffice-Lösungen in der heutigen Zeit einfach dazu – auch schon vor Corona“, erklärt deren Pressesprecher Gregor le Claire. „Es ist deshalb klar, dass wir das auch künftig so leben.“ So gelte aktuell, dass die Beschäftigten an den deutschen Standorten und damit auch in Roth wenigstens 40 Prozent ihrer vereinbarten Arbeitszeit außerhalb der Mauern des Unternehmens arbeiten können.

Funktionsfähigkeit mussichergestellt werden

Noch höhere Anteile seien in Abstimmung mit der jeweiligen Führungskraft möglich. Wie bisher gelte der Grundsatz, dass die Funktionsfähigkeit der jeweiligen Abteilung natürlich sichergestellt bleiben muss. Auf diese Regelung hätten sich Leoni und der Gesamtbetriebsrat vor dem Hintergrund der Pandemie verständigt. Diese flexible Mischung aus Arbeitszeiten im Unternehmen und im Homeoffice habe sich gut etabliert. „So erhalten wir regelmäßig das Feedback, dass der persönliche Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegen im Betrieb für unsere Beschäftigten sehr wichtig ist“, erklärt der Pressesprecher.

Anders beim Pigment- und Metallfolienhersteller Schlenk in Barnsdorf: „Wir haben das mobile Arbeiten in der Breite beendet“, verkündet Unternehmenssprecher Daniel Matulla. Einzelne Führungskräfte seien aber durchaus berechtigt, bestimmten Mitarbeitern Homeoffice zu gewähren. „Sie können nämlich am besten beurteilen, wie die räumlichen Verhältnisse sind und wie gut man von zu Hause arbeitet“, sagt Matulla. Die Führungskraft sei schließlich diejenige Person, die für die Performance des Teams verantwortlich sei.

Aber auch während der Corona-Homeoffice-Pflicht habe man darauf geachtet, dass mindestens jedes Büro besetzt gewesen sei. Von den rund 570 Schlenk-Beschäftigten im Landkreis Roth könnten ohnehin nur etwa 30 Prozent Homeoffice in Anspruch nehmen. Für die Produktion, die Schlosserei, den Wareneingang und den Versand komme das gar nicht in Frage, gibt Matulla zu bedenken. Da sei Präsenz unerlässlich. Genauso wie für viele Tätigkeiten im Labor, die man schlecht auslagern könne. „Wir sind nun mal eben ein Industriebetrieb.“

Davon abgesehen machen dem Unternehmen die hohen Inzidenzen im Landkreis Roth große Sorgen. Zwar sei die Produktionssicherheit gewährleistet, aber es komme immer wieder zu Ausfällen. Wenn sich jemand aufgrund eines positiven Tests zur Schicht am Sonntagabend abmelde, sei das für die Umplanung recht schwierig, gesteht Matulla. „Bei einer Quarantäne von sieben bis zehn Tagen und gleichzeitig sehr milden Verläufen muss man sich fragen, ob das noch verhältnismäßig ist.“

Andererseits stehe der Gesundheitsschutz der Mitarbeiter ganz oben auf der Agenda. Deshalb würden nach wie vor Abstände, das Tragen von Masken sowie regelmäßige Tests, die auch in der betriebseigenen Teststation im umfunktionierten Fitnesscenter durch geschultes Personal vorgenommen werden können, umgesetzt. „Da haben wir doch einige Fälle pro Tag“, so Matulla. „Für Arbeitgeber ist das schon eine Herausforderung.“

Die Pflicht sei zwar weggefallen, „aber wir haben nach wie vor Homeoffice“, sagt Bernhard Harrer, Werksleiter von Klingele in Hilpoltstein. Wegen der hohen Inzidenzzahlen im Landkreis will die Firma zumindest bis Ende April an dieser Praxis festhalten. Das habe man mit dem Betriebsrat vereinbart. In der Verwaltung wechseln sich die Beschäftigten jede Woche im Homeoffice ab, um gegenseitige Ansteckungen zu vermeiden. Darauf habe man sich bereits Ende 2021 in einer Betriebsvereinbarung mit der Belegschaft verständigt, so Harrer. „Danach werden wir die Regelungen flexibler gestalten.“ Doch derzeit seien immer wieder Beschäftigte krank – und ohne Homeoffice bestehe die Gefahr, dass man bei einer Ausbruchswelle den Betrieb lahmlege.

Für größtmöglicheSicherheit sorgen

In der Produktion ist Homeoffice natürlich nicht möglich. Doch auch da versucht die Firma Klingele für größtmögliche Sicherheit zu sorgen. Das ist im Übrigen auch Vorschrift. „Die Arbeitsstätten-Verordnung gilt noch bis zum 25. April“, erklärt Harrer. Deswegen werden die Pausenzeiten entzerrt, damit nicht zu viele Mitarbeiter gleichzeitig in der Kantine sind. Wo man den Abstand nicht einhalten kann, gilt Maskenpflicht. „Das Konzept fahren wir so weiter wie bisher“, sagt Harrer. Die Firma biete auch Tests an. Jeden Mittwoch kommen die Malteser der Ortsgruppe Heideck aufs Werksgelände, dazu verteile Klingele Selbsttests. Die Maßnahmen habe man schnell und unbürokratisch mit dem Betriebsrat abgestimmt, sagt Harrer. „Er unterstützt das auch.“ Denn nach einigen positiven Fällen in der Belegschaft seien viele verunsichert, so der Betriebsleiter. „Wenn man von 100 auf 0 runterfährt, fühlen sich einige Mitarbeiter nicht so wohl.“

HK