„Drinnen oder draußen?“, lautete die bange Frage zu Beginn des 10. Acoustic Open Airs in Thalmässing. „Drinnen“ wäre der Saal im Bunker gewesen. Er hätte das Publikum kaum fassen können. „Draußen“ waren dunkle Wolken über dem Gelände vor der Kirche St. Peter und Paul aufgezogen. Planen wurden über die empfindliche Bühnenelektronik geworfen, um sie vor dem befürchteten Regen zu schützen. Der Regen kam, aber das mutige Veranstaltungsteam hielt an „draußen“ fest. Der aufkommende Wind erschwerte die Situation zusätzlich, so dass Teammitglieder und Zuschauer die Plane gemeinsam über eine halbe Stunde festhielten.
„Here comes the sun“ nicht im Repertoire
Der verspätete Beginn des Festivals schien das Publikum nicht weiter zu stören. Und so setzte die Thalmässinger Band BlackByrd den Anfangspunkt des Abends mit Songs aus ihrem Crosby, Stills, Nash & Young-Programm. „Eigentlich hätten wir mit ‚Here Comes The Sun’ von den Beatles anfangen sollen, aber das haben wir nicht im Programm“, scherzte Peter Hauke auf der Bühne. Der Himmel über Thalmässing war aber zu diesem Zeitpunkt sowieso schon aufgeklart und der Platz füllte sich zusehends.
Als zweite Formation standen „The Fogodines“ aus Nürnberg auf der Bühne. „Wir klauen Songs, bearbeiten sie und machen auch aus rockigen Songs akustische Versionen“, machte Sängerin Katja gleich zu Beginn klar. Und das lies das Trio dann auch hören. „Land Of Confusion“ von Genesis war der Aufmacher. Ganz neu klang auch Falcos „Amadeus“ als Folk-Song.
Nach kurzer Umbaupause betrat das Duo Iller Offspring das Podium. Die beiden Cousinen Nele (15 Jahre alt) und Marlene (11 Jahre) starteten mit „Can’t fight this feeling“ von REO Speedwagon. Die beiden jungen Damen aus Thalmässing und Hilpoltstein rissen vom ersten Moment an das Publikum zu wahren Begeisterungsstürmen hin. Tatsächlich staunte das Publikum nicht schlecht, wie die beiden ihre Songs intonierten.
Mit Karl & King stand ein Duo auf der Bühne, das sich der Musik von Bob Dylan verschrieben hat. Ohne große Schnörkel und Ansagen präsentierten die beiden Musiker Helmut König und Karl Sieber viele bekannte Dylan-Songs, oft ohne Unterbrechung fließend ineinander verwoben. Dabei klangen Stücke wie „All Along The Watchtower“, derart authentisch, dass man im Publikum schon witzelte, ob da nicht doch der „echte“ Bob Dylan auf der Bühne stehe.
Als „Special Guest“ im Programm angekündigt stellte „Ilona“ den einzigen Soloauftritt des Abends. Mit ihrer ausdrucksstarken Stimme, die sie an der Gitarre begleitete, versetzte sie das Publikum in Hochstimmung. Immer wieder machte sie deutlich, welchen Platz die Songs in ihrem Leben einnähmen, so etwa bei „I’ll Be There For You“ von den Rembrandts. Bei dem Stück „Home To You“ der norwegischen Sängerin Sigrid lies sich Ilona von BlackByrd unterstützen, die Pianobegleitung und Backgroundgesang beisteuerten.
Gitarrenzaubererer aus Nürnberg und Erlangen
Den einzigen Instrumental-Auftritt des Abends bestritten Gige Brunner aus Nürnberg und Martin Beigel aus Erlangen. Jazz- und Bossa-Nummern, alle schon Jahrzehnte alt, standen auf ihrem Programm. Das weltberühmte „Sunny“ von Bobby Hebb markierte den Auftakt. Die Gitarrenzauberer verstanden es meisterhaft komplexe Jazz Harmonien mit rasend schnellen Soli zu kombinieren.
Den Abschluss gestalteten wieder BlackByrd. Mit ihrem dreistimmigen Gesang konnten sie auch am Ende eines langen Abends das Publikum noch einmal ins Schwärmen bringen.
Das Wetter war zu diesem Zeitpunkt, als der klare Sternenhimmel über dem Gelände zu sehen war, längst kein Thema mehr. Das 10. Acoustic-Open-Air war nahezu trocken „über die Bühne“ gegangen. Geblieben ist ein Abend mit wunderbarer, handgemachter Musik und unglaublicher Atmosphäre.
HK
Zu den Kommentaren