Frauenhaus in Ingolstadt
Zum Tag gegen Gewalt an Frauen: Andrea Schlicht erklärt neues Angebot für Betroffene

25.11.2023 | Stand 25.11.2023, 19:08 Uhr

Die Dunkelziffer ist hoch: Für Frauen, die häusliche Gewalt erfahren haben, gibt es seit Anfang November ein neues Angebot: Bei Second Stage helfen Mitarbeiter beim Schritt vom Frauenhaus ins neue Leben. Fotos: dpa

Für Frauen aus dem Landkreis Pfaffenhofen, die häusliche Gewalt erfahren haben, gibt es ein neues Angebot: Das Projekt Second Stage, das im Caritas-Frauenhaus Ingolstadt angesiedelt ist, soll den Frauen beim Übergang in ihr neues Leben helfen.



Wie genau das Projekt funktioniert, erklärt die Ingolstädter Frauenhausleiterin Andrea Schlicht in einem Interview zum Internationalen Tag zur Beseitigung der Gewalt an Frauen am Samstag.

Frau Schlicht, wie helfen Sie mit Second Stage?
Andrea Schlicht: Wenn Frauen so weit sind, dass sie aus dem Frauenhaus ausziehen könnten, helfen wir ihnen dabei: Bei der Wohnungssuche, beim Umzug, überall dort, wo sie überfordert sind. Mitarbeiter von Second Stage beraten sie in der neuen Wohnung, vermitteln Ärzte, Therapieplätze oder helfen bei Bedarf im Alltag. Zum Beispiel bei der Anmeldung der Kinder in der Schule. Die Beratung geht maximal zwölf Monate. Second Stage wäre auch ein Angebot an Frauen, die von uns ambulant beraten werden. Indem wir die Frauen weiter begleiten, wollen wir auch schneller wieder Platz für Akutfälle im Frauenhaus schaffen.

Wie ist denn die Lage aktuell in der Region? Gibt es bei häuslicher Gewalt eine Tendenz?
Schlicht: Leider gibt es momentan eine hohe Gefährdungslage. Ich habe den Eindruck, es handelt sich zudem vermehrt um massive Gewalt. Allerdings erleben wir dabei generell eine Wellenbewegung, so dass sich das natürlich ändern kann. Deutschlandweit steigt polizeilich registrierte häusliche Gewalt allerdings stetig, um 13 Prozent in den vergangenen fünf Jahren. Die Dunkelziffer ist sehr hoch, viele Frauen trauen sich jahrelang nicht, die Taten zu melden.

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Wie viele Frauen kommen aus dem Landkreis Pfaffenhofen?
Schlicht: Es kommen pro Jahr etwa 50 Frauen mit ihren Kindern in das Frauenhaus. Davon sind etwa zehn bis 15 Prozent aus dem Landkreis Pfaffenhofen.

Second Stage startete Anfang November. Wie lautet ihre allererste Bilanz?
Schlicht: Bisher haben wir vor allem bei Umzügen geholfen und erste Hausbesuche durchgeführt. Wir sehen jetzt schon, wie riesig der Bedarf der Frauen ist. Natürlich auch, was die Vermittlung von Wohnraum angeht. Wir suchen ständig Kooperationspartner. Da kommen durchaus auch private Vermieter infrage. Interessierte können per E-Mail an unsere Adresse second.stage@caritas-ingolstadt.de mit dem Frauenhaus Ingolstadt Kontakt aufnehmen.