ÖPNV im Kreis Pfaffenhofen
Unterrichtsbeginn könnte sich verschieben: Das sagen die Schüler

Sie wollen viel vom Nachmittag haben

24.05.2022 | Stand 22.09.2023, 22:57 Uhr

Die Schulbusse sollen im Zuge des neuen ÖPNV-Konzepts in die regulären Buslinien integriert werden. Allerdings sind dafür Änderungen beim Unterrichtsbeginn nötig. Nicht bei allen Schülern und Eltern kommt das gut an. Foto: Lönner

Von Carina Lönner und Severin Straßer

Für viele Schüler im Landkreis Pfaffenhofen wäre es eine riesige Umstellung: Sollte der Kreistag das neue ÖPNV-Konzept tatsächlich beschließen, hätte das für so manchen Schüler einen großen Einfluss aufs Leben.

Bei den einen würde der Unterricht um mehr als ein Stunde später anfangen, andere, hauptsächlich Grundschüler, müssten deutlich früher in die Schule. „Auf die eine Stunde kommt es auch nicht drauf an“, sagt Stefan Mayer (14). Es ist Montag, kurz nach Zwölf, eine Gruppe Realschüler macht Mittag bei einem nahegelegenen Imbiss. Ihm und den meisten seiner Freunde, alle aus der achten und neunten Klasse, ist es wichtig, möglichst viel vom Nachmittag zu haben. „Wenn ich länger schlafen könnte, würde ich nur später ins Bett gehen“, sagt Stefan. Da habe er nichts davon. Der einzige aus der Gruppe, der es anders sieht ist Jim Halmich (15). Und das hat auch seinen Grund: Er kommt aus Triefing, sein Bus fährt schon um 6.30 los, da ist echt früh aufstehen angesagt.

Die Zehntklässlerin Conni Holtz vom Schyren-Gymnasium sieht den späteren Unterrichtsbeginn sehr kritisch. Schon jetzt habe sie an manchen Tagen bis 16.45 Uhr Schule. Sollte die Umstellung kommen, hätte sie noch weniger Freizeit am Nachmittag, fürchtet sie. Ganz ähnlich sehen das drei Gymnasiasten, die nächstes Jahr in die elfte Klasse gehen werden. Sie kommen aus Hohenwart, Tegernbach und Lausham, müssen länger mit dem Bus fahren. „Da würde ich erst um halb Sieben heimkommen“, sagt einer von ihnen. Das frühe Aufstehen sei dagegen kein Problem, sagt ein anderer. „Nach zehn Jahren ist man das gewöhnt.“

Nora Innenhofer geht in die fünfte Klasse des Pfaffenhofener Gymnasiums. Sollte die Schule künftig später anfangen, freut sie sich schon auf einen stressfreien Start in den Tag. Allerdings werde es halt mit dem Mittagessen später. Die 15-jährige Hannah Stolberg wohnt in Sulzbach und kommt fast immer mit dem Radl in die Schule. Wenn sie an einen späteren Schulbeginn denkt, ist sie begeistert. Im Winter muss sie bislang immer durch die Dunkelheit radeln, sollte der Unterricht tatsächlich erst um 8.20 Uhr beginnen, wäre es schon hell, wenn sie losfahren muss.

Besonders früh geht der Unterricht bislang für die Schüler des M-Zweigs an der Pfaffenhofener Mittelschule los – um 7.15 Uhr. Die fünf Neuntklässler, die am Montag auf den Bus warten, sind sich einig: Das sollte auch so bleiben. Sie alle kommen aus nördlicher Richtung, aus Rohrbach, Niederlauterbach und Pörnbach. In Niederlauterbach fährt der Bus schon um 6.20 Uhr ab. „Manchmal ist es echt hart, gerade nach den Wochenenden“, sagt einer. Die Freizeit am Nachmittag wiegt das aber offenbar auf. „Und man kriegt Mitleid von den Eltern, wenn man so früh aufstehen muss.“

Auch die drei Freunde, die gerade mit dem Radl an den wartenden Buskindern vorbeifahren, sehen einen späteren Schulbeginn kritisch. Ans frühe Aufstehen habe er sich gewöhnt, sagt der 13-jährige Lorenz Jacobi vom M-Zweig. Und: „Wir hätten dann am Nachmittag weniger Zeit.“ Von Politikern und Schulleitern geäußerten Vorteile für den Biorhythmus der Jugendlichen kümmert die Betroffenen offenbar nur wenig.

Etwas früher sollen künftig viele Grundschüler anfangen. Davon sind nicht alle Eltern begeistert. Studien sprächen für einen späteren Schulbeginn, schriebt Gerhard Rachl aus Gerolsbach an die Redaktion. „Wenn beide Elternteile berufstätig sind, müssen die Kinder durch die Vorverlegung des Unterrichtsbeginns früher und länger in die Mittagsbetreuung“, fürchtet er. „Die dabei entstehenden Folgekosten müssen dann wiederum von den Eltern getragen werden.“ Zweitens fühle er sich als Vater eines Grundschulkinds viel wohler in dem Wissen, dass sein Kind nur mit anderen Kindern – und nicht wie geplant in einem normalen Linienbus – zur Schule gebracht werde.

An der Niederscheyrer Grundschule könnte der Unterricht künftig um eine Viertelstunde früher beginnen. Für Mutter Christina Irchenhauser hat das so seine Nachteile: „Die Zeitenstaffelung ist für meine Grundschulkinder unvorteilhaft, da der Tag zu früh beginnt, es sind ja noch Kinder und die können sich so früh oft noch nicht richtig konzentrieren“, sagt sie. Außerdem könne es in der Früh stressiger werden, fürchtet sie. Die Brotzeit für die Kinder mache sich nicht von alleine – und 15 Minuten Zeitverlust könnten da schon ziemlich bedeutend sein.

Das Konzept

Seit anderthalb Jahren feilt die Pfaffenhofener Kreisverwaltung gemeinsam mit der Nahverkehrsberatung Südwest an der Umsetzung des ÖPNV-Konzepts. Ziel ist ein finanzierbarer Weg zu landkreisweiten Busverbindungen im Stundentakt: Er führt über die Integration der Schulbusse in ein neu zu schaffendes Busnetz.

Dafür müssten die Anfangszeiten des Unterrichts an vielen Schulen geändert werden. Erheblich sind die Auswirkungen auf die weiterführenden Schulen in Pfaffenhofen. Hier würde der Schulbeginn teils um über eine Stunde nach hinten rücken – manche Grundschüler würden laut Plan um eine Viertelstunde früher in den Tag starten.

Nach der Einarbeitung der Rückmeldungen zum Achsenkonzept und zur Unterrichtszeitenstaffelung steht die Beschlussfassung über das Mobilitätskonzept in den politischen Gremien an. Start der Umstellung mit neuen Unterrichtszeiten im neuen Mobilitätsnetz ist zum Schuljahresbeginn 2023/24 geplant.

PK