Pfaffenhofen
Saitensprung auf Solopfaden

Singer/Songwriter sind beim Jubiläum des Bandwettbewerbs in der Überzahl – David Alexander räumt ab

27.05.2022 | Stand 22.09.2023, 22:51 Uhr

Sympathisches Duo als Sieger: David Lehmair und Alexander Riebold haben beim Jubiläums-Saitensprung nicht nur die Jury überzeugt, sondern sind beim Publikumsvoting auch verdiente Sieger der Herzen geworden. Foto: Kraus

Von Michael Kraus

Pfaffenhofen – Livemusik, viele bekannte Gesichter, Sonnenschein, ein mit Besuchern gefüllter Sport- und Freizeitpark: Der Jubiläums-Saitensprung zur 20. Auflage des Nachwuchsbandwettbewerbs in Pfaffenhofen hat an Christi Himmelfahrt die hohen Erwartungen erfüllt – und sich einmal mehr nicht nur als Fest für Jugendliche, sondern auch für Familien und Vatertagsausflügler erwiesen. Denn diese Jugendkultur ist Kult – und zieht auch heute noch damalige Jugendliche der frühen 2000er an.



Das lag sicherlich auch an einer Prise Nostalgie für die Generationen Ü35 – sei’s der Auftritt von DJ Eber, der schon vor über 20 Jahren auf der Bühne stand, oder die groovige Jam-Session mit einigen Musikern älterer Semester. Der Fokus aber lag auf dem Bandnachwuchs, der jeweils 20 Minuten hatte, um Jury und Publikum zu überzeugen.

Da war Emily Gruhle, die schon 2019 als damals 15-Jährige mit ihrer Ukulele auf der Bühne stand und Dritte wurde. Heute ist sie eine junge Frau – und eine gefühlvolle Singer/Songwriterin mit Regina-Spektor-Anleihen. Eine fünfköpfige Band aus München und dem Schrobenhausener Land nannte sich „Same Procedure“ – und man möchte im Geist ergänzen „as every generation“: Alternative Rock mit Ausflügen ins Punk- und Metal-Genre, der vor allem durch die instrumentalen Soli in Erinnerung bleibt. Solo stand hingegen Keyruu (22) auf der Bühne, der bei seinem ersten Auftritt überhaupt bemerkenswert souverän mit rockigen und poppigen Einschlägen rappte – noch dazu als erster im Programm vor noch lichten Zuhörerreihen. Dafür allein hätte er sich eigentlich schon den Titel des Siegers der Herzen verdient.

Dieser Publikumspreis, der per Whatsapp-Voting vergeben wird, ging allerdings an den Singer/Songwriter David Alexander. Für das aufmerksame Publikum ist er kein Unbekannter: Er gehört zu jener Band mit dem unaussprechlichen Namen (Bánh Mìless Art), die bereits 2019 Zweitplatzierte war. Weil die ganze Band, die heute der Einfachheit halber nur noch BMA genannt wird, keine Zeit zum Saitensprung hatte, wollte der 24-jährige Student David Lehmair aus Pfaffenhofen sich als Solokünstler versuchen. Und weil sein Bandkollege Alexander Riebold (23) ihn dann doch nicht hängen lassen wollte, wurde daraus ein Duo. Und was für eins: Dass das Publikum ernsthaft mitsingt, kommt selbst nach Saitensprung-Maßstäben eher selten vor. Mit Gitarre, Glockenspiel, Cajón, Triangel und englischsprachigen, ohrwurmtauglichen Balladen sang sich David Alexander nicht nur in die Herzen der Zuschauer, sondern überzeugte auch die unabhängige Fachjury, die mit beachtlichem Abstand bei der Punktewertung den ersten Preis verlieh. Platz zwei ging an die 2019 gegründete Band As it Rains, die nicht nur eine ausgesprochen solide Liveperformance und grundehrlichen Hardrock bot, sondern mit Ashanti (18) auch eine umwerfende Sängerin, wenngleich ihre Stimme anfangs etwas unterging. Der dritte Platz der Jurywertung ging nicht minder verdient an Keyruu. Alle drei Siegerdürfen übrigens zusätzlich zu den Preisen einen Gig im Jugendzentrum Atlantis spielen. David Alexander ist als Sieger der Herzen außerdem fürs Humulus Lupulus Open Air gesetzt.

Das Teilnehmerfeld mag heuer mit nur fünf Bands überschaubar gewesen sein. Und trotzdem hat die Stadtjugendpflege bewiesen, dass die Pandemie die Bandszene vielleicht ausgedünnt, nicht aber zum Erliegen gebracht hat. Erste Jugendbands haben bereits versprochen: 2023 sind sie dann so weit, sich dem Publikum und der Jury zu stellen.

PK