Pfaffenhofen
Patzer interessieren niemanden

Bei „Trachtlerisch im Bürgerpark“ herrscht auf dem Volkstanz-Boden Hochbetrieb

10.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:23 Uhr

Beim Volkstanz herrschte auf dem Tanzboden stets Hochbetrieb, und auch die ganz kleinen Tänzer übten schon die ersten Schritte ein. Foto: Bendisch

Von Tina Bendisch

Pfaffenhofen – Es gibt sie noch, die guten Dinge: Trachten und Volkstanz gehören ganz klar dazu, und so konnten sich die Pfaffenhofener „Ilmtaler“ am Samstag über viele Zuschauer, Interessenten und Mitmacher freuen. Mal kurz reinschauen bei „Trachtlerisch im Bürgerpark“, das hatten sich etliche Besucher vorgenommen – um dann ganz lange zu bleiben.

Deftige Verpflegung, zünftige Tanzlmusi von „Maschant“, einfallsreiche Kinderbelustigung und natürlich die Pracht der Tracht: Beim rundum gelungenen Sommerfest auf der grünen Wiese blieben keine Wünsche offen. Eigentlich habe man mit nur einer kleinen Feier den neuen Anhänger für´s Vereins-Equipment einweihen und sich bei den Sponsoren bedanken wollen, erklärt Ilmtaler-Vorstand Johann Felbermeir. Unter der Rubrik „Brauchtum“ ist dann doch ein größerer Beitrag zum Pfaffenhofener Kultursommer daraus geworden, und mit der Entscheidung lag man goldrichtig.

Es ist noch nicht lange her, dass die kleine Franziska laufen gelernt hat, aber sie tanzt im eigenen „freestyle“ schon fleißig mit. Die Schürze am Mini-Dirndl wird zurechtgezogen und Franziska mischt sich unter die großen Tanzpaare; alle nehmen Rücksicht. Drehen bis zum Umfallen, das macht Freude. „Das ist meine“, meint Felbermeir mit väterlichem Stolz. Keine Altersbegrenzung, auch das gehöre zu den vielen Vorzügen des Volkstanzes, erklärt der Vorstand: „Von den ganz Kleinen bis zum Hacklstecka kann jeder mitmachen. Man muss nicht fünf Jahre trainieren, um dabei zu sein“.

Den großen, noch etwas zögerlichen Interessenten wird Mut gemacht, denn der Anfang dürfte auch Leuten mit zwei linken Füßen nicht schwer fallen: „Das ist der leichteste Tanzschritt – einfach nur hinterher laufen, alles Weitere kommt nach und nach.“ Kleine Neulinge sind unbefangener und werden mit „Gickerl, Gockerl, oben auf dem Mist“ oder „Hans bleib da“ an den Volkstanz herangeführt. Ganz wichtig für alle: Patzer interessieren niemanden – die Freude steht im Mittelpunkt.

Freundschaftlich verbunden sind die Pfaffenhofener, die offiziell „Gebirgs- und Volkstrachten- Verein Ilmtaler“ heißen, den Jetzendorfer Trachtlern. Sie sind der Einladung gern gefolgt und stellen unter anderem ihre Sternpolka vor. Prächtige Trachten geben sich überall im Bürgerpark ein Stelldichein; auch ohne Musik und Tanz etwas zum Freuen. In ein schönes „Gwand“ mit dem entsprechenden Zubehör wie Schmuck für die Damen oder die feschen Holledauer Faltenstiefel für die Herren müsse man schon ordentlich investieren, meint Johannes Felbermeir, aber: „Andere Hobbys kosten auch Geld, und es gilt das Gleiche wie beim Tanzen – nach und nach“.

Die Schuhplattler kommen bei den Zuschauern, insbesondere bei „Zuag’roasten“ besonders gut an. Felbermeir hat kein Problem damit, dass dieser spezielle Volkstanz als Touristen-Attraktion gilt: „Im Gegenteil; es freut uns, dass wir damit ein Aushängeschild für Bayern sein dürfen“. Etwas für Fortgeschrittene Tänzer ist der Zwiefache; da muss das Umdenken schon automatisch kommen. Und so erklärt ein kleiner Bub, der sich beim schlichten Walzer noch etwas hoppelig bemühte: „Ich kann´s, aber auf den Zwiefachen hab ich jetzt irgendwie keinen Bock.“

Nachwuchssorgen haben die „Ilmtaler“ – rund 200 Mitglieder und 50 Aktive – überhaupt nicht, denn die Freude am Brauchtum wird in den Familien sozusagen vererbt. Der Vorstand: „Es sind einige junge Mütter dabei, die schon als kleine Kinder zum Volkstanz kamen und es jetzt an die eigenen Buben und Mädchen weitergeben.“ Neue Gesichter auf der Tanzfläche wären aber herzlich willkommen, und so geht an alle Interessenten die Einladung, freitagabends in die Proben im Haus der Begegnung hineinzuschauen. „Aber nicht kommenden Freitag, da sind wir im Zeltlager“, erklärt Felbermeir. Denn neben der Brauchtumspflege spielt das gesellige Miteinander bei den Trachtlern eine ganz große Rolle.

PK