Pfaffenhofen
Laut, wild, aber auch mal melodiös

Großes musikalisches Spektrum beim ersten Open-Park-Festival – Am Samstag etwa 3000 Besucher

11.07.2022 | Stand 22.09.2023, 20:56 Uhr

Genau dafür ist eine lange Mähne gut: Bei den Auftritten der Metalbands kamen auch die Headbanger auf ihre Kosten. Foto: Zinner

Von Christine Zinner

Pfaffenhofen – Es ist gelaufen, das erste Open-Park-Pfa‘hofa-Festival im Ilmbad. Lauter und harter Metal auf der Hauptbühne wechselte sich am Samstag ab mit Kabarett, irischer Volksmusik und einem Songwriter auf der kleineren Bühne in der Mitte der großen Wiese im Freibad. Dort saßen die Zuhörer entspannt auf Decken und verzehrten, was sie sich von einem der Essensstände geholt hatten, ließen ihre Kinder über die Wiese laufen oder zur Hüpfburg, während vor der Bühne Männer in dunkler Kleidung und langen Haaren ihre Mähnen fliegen ließen.

So ging es wild zu, während Kaifeck am späten Nachmittag spielte. Die fünf Musiker der noch recht jungen Pfaffenhofener Metalband betraten die Bühne in Shirts, Badehosen und Schlappen. Denn sie spielen ja im Freibad, erklärte Sänger Andreas Straßer dazu. Während ihres Auftritts strömten mehr und mehr Zuschauer hinzu. Vor der Bühne standen einige Headbanger, die auch mal wild im Kreis tanzten. Zugaberufe nach dem einstündigen Auftritt, doch die Zeit war rum.

Die Bavarian Celtics hatten sich währenddessen auf der kleineren Bühne eingerichtet und spielten irischen Folk. Mit dem Wechsel der Auftritte auf der Haupt- und der kleinen Bühne ging immer ein harter Stimmungsbruch einher. Nun wurde es gemütlich. Die Menschen saßen auf Decken und lauschten. Picknickstimmung. Die Band machte ihrem Namen alle Ehre und liefern eine Version des bekannten irischen Liedes „Whiskey in the Jar“ mit bayerischen Strophen.

Bald war es mit der entspannten Atmosphäre wieder vorbei. Es wurde laut, sehr laut. Flame or Redemption aus München brachte Melodic Death Metal nach Pfaffenhofen. Die Sängerin grölte auf Französisch und Englisch ihre Texte ins Mikro. Der harte Kern der Metalfans tanzte vorne. Der große Teil der Zuschauer hielt etwas Abstand, aber auch diese Band wurde jubelnd verabschiedet.

Der Songwriter Jens Rupp brachte im Anschluss mit seiner Akustikgitarre und seinem Gesang eine ruhige Atmosphäre auf die Wiese.

Danach folgte die letzte Band auf der Hauptbühne: Sweeping Death. „Wer hat uns schon mal gehört“, fragte Sänger Elias Witzigmann in die Runde. Vereinzelte Hände gingen hoch. Die Band regte ihr Publikum immer wieder zum Headbangen, zum lauten Mitsingen an. Sie versammelte einen großen Teil der Parkbesucher vor der Bühne. Viele hielten wieder etwas Abstand. Ein paar Kinder standen beim harten Kern der Metaller mit vorne, jubelten und headbangten. Die Großen nahmen bei aller Wildheit Rücksicht. Zum Abschluss Jubel, zwei Zugaben, kurz vor 22 Uhr Feierabend. Ausschank sollte es bis 22.30 Uhr geben.

Das Publikum vor der Bühne löste sich langsam auf. Der 41-jährige Schwabmünchener Erik lief Richtung Ausgang. Er hat das Festival wegen Sweeping Death und Flame of Redemption besucht. „Die kannte ich schon.“ Wenn die Bands passten, würde er auch wieder herkommen. „Ich finde den Ansatz gut, das im Freibad zu machen.“ Das lobte auch die 39-jährige Besucherin Kathrin Ronberg aus Pfaffenhofen, die mit ihren drei Kindern ihre Sachen zusammenpackte. Die Stände seien toll gewesen. Aber sie fand, es sei vorab nicht so gut kommuniziert worden, dass viel Metal gespielt wird. „Es war sehr laut. Man konnte sich nicht so gut unterhalten.“ Ihre drei Kinder dagegen wirkten sehr zufrieden. „Ich fand die Musik gut und auch die Crêpes“, so der 13-jährige Louis. Der zehnjährige Kilian freute sich, dass er auch ins Wasser gehen konnte, und die siebenjährige Lisa hatte eine klare Präferenz, welche Musik ihr besonders gut gefallen hat. „Die!“, sagte sie – und zeigte Richtung Metalbühne.

Etwa 3000 Menschen haben das Festival am Samstag besucht, am Sonntag bis etwa 15 Uhr waren bereits wieder circa 1000 da. Das wusste Mitorganisator Walter Regensburger zu berichten. „Es ist alles wirklich friedlich abgelaufen", zog er eine vorläufige positive Bilanz Auch keine Lärmbeschwerden habe es bis dahin gegeben.

PK



Über Putin, Klobrillen und Kotbeutel

Claus Drexler und Michael Eberle von der Pfaffenhofener Kabarettgruppe Stachelbären haben am späten Samstagnachmittag die Besucher im Ilmbad unterhalten.

Drexler machte den Start. Das Wort Corona wolle er mehr in den Mund nehmen. Das wichtigste sei nun, dass die Schulen wieder aktiv werden könnten, man etwa mit den Kindern wieder wandern gehe, bemerkte der Grundschullehrer. Aber Pfaffenhofen sei eben die Stadt, wo man den Stadtbus umsonst nutzen kann – das wissen auch die Schüler. „Immer wenn wir zum Schwimmbad wollen, fragen sie: Drexler, gehen wir mit Bus? Und ich sage: Nein, fahren mit Fuß.“

Michael Eberle folgte auf die Bühne, redete über seine Ängste wegen des Zeitgeschehens. Einen Putin brauche es aber doch gar nicht, entgegnete Drexler und erinnerte an all die Krankheitsquellen des Alltags. Etwa ein Zeck im Freibad oder Kühlschränke. Die seien unhygienischer als eine Klobrille.

Recht ausführlich kamen die beiden dann auf all die unhygienischen Umstände, die mit Hunden und ihren Hinterlassenschaften einhergehen, zu sprechen. Wie die Besitzer einem beim Gassigehen freudig begrüßen, während sie in der anderen Hand noch den Kotbeutel hielten, und über Ähnliches ließen sie sich aus. „Aber weißt du, was ganz komisch ist?“, fragt Drexler. „Was?“, fragt Eberle. „Die meisten überleben‘s.“

Es folgte ein kleiner Sprachkurs von Eberle, der kuriose Mehrdeutigkeiten einiger baierischer Wörter aufzeigte. Sage der Bayer etwa „sauba glaffa“ bedeute „sauber“ „super“. Synonym verwendbar: „lafft wia gschmiert“. Sei aber jemand „gschmiert“ wie etwa bei den Maskendeals in der Politik und das komme raus, sage der Bayer: „sauba“.

Die beiden Kabarettisten ernteten aus dem Publikum immer wieder vereinzelt Applaus oder Lachen.

czn