Polizei greift nur selten ein
Freibäder im Kreis Pfaffenhofen weit entfernt von Berliner Verhältnissen

22.07.2023 | Stand 13.09.2023, 6:46 Uhr

Randale wie in manchen Berliner Freibädern hat es im Landkreis noch nie gegeben. Die Verantwortlichen für die Freibäder in Pfaffenhofen, Wolnzach und Irsching wollen daher auch künftig auf Sicherheitsleute verzichten. Foto: Archiv

Gewaltausbrüche in Berliner Freibädern haben bundesweit Schlagzeilen gemacht. Jetzt gibt es Ausweis- und Taschenkontrollen, die Polizei ist an den Eingängen präsent. Wie ist die Lage im Landkreis Pfaffenhofen?



Auch in Pfaffenhofen gab es am vergangenen Wochenende einen Polizeieinsatz mit drei Streifenwagen, im nur ein paar Kilometer entfernten Neuburger Freibad patrouillieren in diesem Jahr Sicherheitsleute. Aber die Verantwortlichen winken ab. „Insgesamt ist die Sicherheitslage im Freibad absolut unauffällig“, sagt Pfaffenhofens Polizeichefin Sandra Landes. Und auch die Besucher fühlen sich offenbar nicht unwohl, was die Umfrage unten zeigt.

Vorfälle wie am Samstag kommen dennoch immer mal wieder vor, sagt Florian Brunthaler von der städtischen Betreiberfirma. „Das ist ärgerlich, aber prozentual verschwindend gering.“ Am vergangenen Samstag seien über 3000 Leute im Bad gewesen, ein einziger Gast hat sich offenbar daneben benommen.

34-Jähriger rastet aus



Weil ihm das Kioskpersonal kein Bier mehr verkaufen wollte, rastete der Mann aus: Laut Polizei pöbelte der 34-Jährige die Kioskmitarbeiterin und andere Badegäste an. Als er auch noch einen Badegast schubste, verständigte das Personal die Polizei. Als sich der aggressive Gast aber auch gegenüber den Polizeibeamten so gar nicht einsichtig zeigte, sie stattdessen beleidigte, bespuckte und sogar schlagen wollte, wurde Verstärkung angefordert. Gemeinsam konnten die Polizeibeamten den aufgebrachten Mann schließlich überwältigen.

Mit größeren Ausschreitungen wie in Berlin habe das aber gar nichts zu tun. „Wir haben keine eigene Security und wir brauchen auch keine“, sagt Brunthaler. Seine Leute versuchen es zunächst mit Erklärungen. Wenn es gefährlich wird, rufen sie die Polizei.

Da hält es das Pfaffenhofener Freibad genau wie das in Wolnzach: „Wir kommen selber ganz gut klar und das auch ohne Kampfausbildung“, sagt Hans Widmann, der im Markt Wolnzach für den Betrieb des Schwimm- und Erlebnisbads zuständig ist. Freilich müsse man „immer wieder mal“ die Polizei rufen – jedoch keineswegs wegen problematischer oder gar handgreiflicher Badegäste. „Da kann ich mich überhaupt nicht erinnern, dass wir da jemals die Polizei gebraucht haben“, so Widmann.

Einsätze wegen zugeparkter Rettungswege



Was da schon viel eher an der Tagesordnung ist, seien Polizeieinsätze wegen zugeparkter Rettungswege oder – auch das komme immer wieder vor – geklauter Fahrräder. Der kürzliche Vorfall, bei dem ein Tatverdächtiger wegen des Begrapschens eines Mädchens sozusagen direkt aus dem Becken festgenommen wurde, sei „Gott sei Dank“ eine absolute Ausnahme, so Widmann.

Und auch im Irschinger Warmbad gab es noch keine Randale, sagt Bademeisterin Tanja Schweiger. Aber einen ähnlichen Vorfall wie in Wolnzach: „13-jährige Mädels kamen vor zwei Wochen zu mir und haben gesagt, sie seien von einem Mann sexuell belästigt worden“, sagt Schweiger. Sie hat sofort die Polizei angerufen.

Als die Beamten im Bad ankamen, war der Mann schon weg. Eine Woche später kam er zurück. Die erneut verständigten Polizisten ließen den Mann, der im Becken schwamm, nicht aus den Augen. „Da hätte man eine Stecknadel fallen hören“, so Schweiger. „Aber so einen Einsatz mitzuerleben, schadet nicht. Die Leute sehen, dass wir uns in so einem Fall schon kümmern.“ Nun hat der Mann lebenslanges Hausverbot in Irsching.

Betrunkene gibt es ab und zu



Randale kenne sie aus dem Warmbad nicht, Betrunkene gebe es aber schon ab und zu: „Vor ein paar Wochen ist mir ein Badegast aufgefallen, der erkennbar genug Alkohol getrunken hatte. Da bin ich zum Wirt und habe gesagt, dem sollte kein Alkohol mehr ausgeschenkt werden.“ Dass es bisher nur Kleinigkeiten gab, freut Schweiger. „Das ist halt Irsching und nicht Berlin.“

Einsätze im Pfaffenhofener Freibad seien Einzelfälle, bestätigt auch Polizistin Landes. „Wir müssen keine Streife stellen, die sich um das Freibad aufhält“, sagt sie. Neben dem Fall am Samstag musste die Polizei in diesem Jahr nur noch ein weiteres Mal anrücken, als sich ein Badegast offenbar den Eintritt sparen wollte und über das Drehkreuz am Eingang kraxelte. Auch er zeigte sich für Erklärungen offenbar wenig empfänglich.

Weniger Straftaten



Dass es in bayerischen Freibädern nicht besonders hoch hergeht, zeigt auch eine Statistik des Bayerischen Landeskriminalamts. Sie belegt, dass es im vergangenen Jahr deutlich weniger Straftaten gegeben hat als vor der Coronapandemie. Laut bayerischer Polizeistatistik wurden 2022 insgesamt 1287 Straftaten an Badestränden, Freibadplätzen und in Badeanstalten registriert. 2019, im Jahr vor Beginn der Pandemie, hatte die Zahl bei 1636 gelegen, 2018 waren es 1526 Fälle. Die Jahre 2020 (956 Fälle) und 2021 (671) sind wegen der Corona-Einschränkungen kaum mit den anderen Jahren vergleichbar.

Die weitaus größte Zahl dieser Straftaten machten 2022 mit 422 Fällen Diebstähle aus, gefolgt von „Rohheitsdelikten und Straftaten gegen die persönliche Freiheit“ (196 Fälle). Im Jahr 2018 hatte es – bei größerer Gesamtzahl der Straftaten – nur 167 Fälle gegeben. Auch der Anteil von Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung stieg. 171 Fälle waren es 2022 – im Vergleich zu 162 im Jahr 2019 und 143 im Jahr 2018. Zahlen für das laufende Jahr liegen noch nicht vor.

PK