Kita für 10,6 Millionen Euro?
Bauausschuss gibt Architekt die Schuld

15.04.2024 | Stand 15.04.2024, 19:00 Uhr

Völlig aus dem Ruder gelaufen sind die Kosten für die neue Kita Niederstimm-Donaufeld, die sich fast verdoppelt haben. Im nächsten Gemeinderat soll der Architekt Stellung nehmen. Foto: Pehl

In seltener Deutlichkeit und Einmütigkeit hat der Bauausschuss des Marktes Manching Kritik am Architekturbüro Heid + Heid geübt, das die neue Kita Niederstimm-Donaufeld plant. Grund dafür sind die ausufernden Kosten des Projekts, die von geschätzten gut 6 Millionen im April 2021 jetzt schon auf 11,5 Millionen Euro ansteigen würden.

Der Ausschuss forderte daher Änderungen und sprach sich für Einsparungen aus, der Architekt soll in der nächsten Gemeinderatssitzung persönlich Stellung nehmen.

Arbeiten werden neu ausgeschrieben

Die neue sechsgruppige Kita stand nicht zum ersten Mal auf der Tagesordnung. Mehrfach war in der Vergangenheit über Kostenexplosionen diskutiert worden, zuletzt mussten einige Ausschreibungen aufgehoben und erneut ausgeschrieben werden. Das Bauamt kritisiert in seiner Vorlage erhebliche Mehrkosten, die „auf die nicht sehr kostensparende Planung und die Vernachlässigung der Kostenverfolgung des Architekturbüros zurückzuführen ist“.

Neben dem Verzicht auf ein Oberlicht im Flur sowie auf ein großes Fenster im Treppenhaus soll über die Fassadengestaltung erst in der Vollsitzung entschieden werden. Der günstigste Bieter lag hier laut Bauamt 200000 Euro über dem Kostenvoranschlag des auf öffentliche Bauten spezialisierten Büros aus Fürth – bei einem veranschlagten Gesamtvolumen dieses Teils der Ausschreibung von 270000 Euro. Heid + Heid hatten eine aufwendige und zeitintensive Unterkonstruktion vorgeschlagen. Zimmerer- und Holzbauarbeiten werden neu ausgeschrieben.

„Haben uns schon genügend Probleme bereitet“

„Heid + Heid hat uns schon genügend Probleme bereitet“, sagte Gemeinderätin Elke Drack (SPD), die nach eigenem Bekunden „tief enttäuscht“ ist. „Der Architekt muss auf die Kosten schauen“, sagte sie. Sie sprach sich für eine glatte Holzoberfläche aus, während Thomas Leistritz (CSU) den Vorschlag unterbreitete, die Fassade zu verputzen. Dem schloss sich auch sein Fraktionskollege Hanswerner Görlitz an. Bauamtsleiter Sebastian Grauvogl erklärte dazu, dass Putz zwar ein sehr starker Eingriff in die Planung wäre, aber enorm Kosten sparen würde. Allerdings widerspräche eine Styropordämmung dem Gedanken der Nachhaltigkeit. Martin Stoll (SPD) erinnerte an die Holzfassade der Grundschule, während Werner Semmler (UW) befürchtet, dass eine Holzfassade als eher gestalterisches Element auf Dauer „greislig“ ausschaut. Sein Vorschlag: Den Putz farbig gestalten oder ein Graffiti-Wettbewerb.

„Aber wer zahlt, schafft an“

Tobias Silberhorn (FW) mahnte den zeitlichen Aspekt an: Je länger man warte, desto teurer werde es. Markus Froschmeier (FW) forderte, sich zunächst alle Kosten anzuschauen und dann über Änderungen zu entscheiden. „Heid + Heid wird nicht begeistert sein“, lautete das Fazit von Hans Froschmeier (SPD), der als 2. Bürgermeister in Vertretung für den krankgeschriebenen Rathauschef Herbert Nerb (FW) die Sitzung leitete: „Aber wer zahlt, schafft an.“

„Wollen keinen Schönheitspreis gewinnen“

Semmler erinnerte nochmals an die fast verdoppelten Kosten und mahnte angesichts der Haushaltslage zum Sparen. „Wir wollen keinen Schönheitspreis gewinnen“, betonte er. Er stimmte (wie alle Räte) Ade Engel (FW) zu, der die Frage gestellt hatte, was denn im Ausschuss unbedingt entschieden werden müsse? „Eine Fassadenänderung soll der gesamte Gemeinderat mittragen“, forderte er, und Heid + Heid solle dafür Vorschläge machen.