Dietfurt
Der Friedenswunsch in 16 Sprachen

Dietfurter Kirchenglocke läutet den Heiligen Abend im Bayerischen Rundfunk ein

22.12.2022 | Stand 17.09.2023, 7:00 Uhr

Zur Weihe wurden die Glocken mit einem Tieflader zum Stadtplatz gefahren, links ist die Friedensglocke zu sehen. Fotos: Bachhuber

Dietfurt –Seit Jahren sendet der Bayerische Rundfunk am Heiligen Abend den Beitrag „Glocken läuten die Weihnacht ein“. Mit dieser Sendung, bei der Glocken aus der ganzen Welt vorgestellt werden, soll die besondere Bedeutung des Weihnachtsfestes unterstrichen werden.

In diesem Jahr sind es nur sechs Geläute, die bei der 15-minütigen Sendung vorgestellt werden, eines davon ist das der Stadtpfarrkirche Dietfurt. Und das hat auch einen ganz bestimmten Grund: Da der Wunsch nach Frieden und vor allem nach einer Beendigung des Ukrainekrieges heuer im Mittelpunkt steht, haben die Redakteure des BR Glocken gewählt, zu denen eine Friedensglocke gehört. Nachdem seit 1990 auch im Turm von Dietfurts Stadtpfarrkirche eine Friedensglocke hängt, war es fast selbstverständlich, dass diese, mit den sechs anderen Glocken, im Radio das Weihnachtsfest einläuten darf.

Idee zur Friedensglocke stammt von Rosa Bunz

Als sich in den Jahre 1988 und 1989 Stadtpfarrer Karl Strehle, die Kirchenverwaltung und der Pfarrgemeinderat mit der Anschaffung neuer Glocken befassten, ging es auch um deren Namen. Neben dem Pfarrpatron St. Ägidius, der Muttergottes, und St. Sebastian als Hinweis auf die Sebastian-Bruderschaft wählte man auf Vorschlag von Rosa Bunz auch das Wort „Friede“.

Die Dietfurter Künstlerin Ute Mühlbauer erklärte sich bereit, ein zu jeder Glocke passendes Motiv zu gestalten. Für die Friedensglocke schlug sie eine Friedenstaube mit einem Olivenzweig im Schnabel vor als Symbol des Friedens. Dies sollte von dem Wort „Friede“ in verschiedenen Sprachen umrahmt werden.

Stadtpfarrer Strehle sagte „Wenn wir Dietfurter schon seit Jahrhunderten den Spitznamen Chinesen haben, dann soll auf der neuen Glocke das Wort ‘Friede‘ auch in chinesischen Schriftzeichen zu sehen sein.“ Sein Vorschlag wurde einhellig begrüßt. Um beim komplizierten Schreiben des Wortes ja keinen Fehler zu machen, ließ man sich von der chinesischen Botschaft in Bonn eine entsprechende Vorlage schicken.

So steht in folgenden Sprachen das Wort „Friede“ auf der Glocke: deutsch, englisch, französisch, russisch, hebräisch, japanisch, lateinisch, portugiesisch, ungarisch, griechisch, italienisch, irisch, türkisch, tschechisch, holländisch, dänisch, norwegisch und chinesisch. Auch wenn noch einige andere Orte eine Friedensglocke haben, eine mit dem Wort „Friede“ in 18 verschiedenen Sprachen ist wahrscheinlich weltweit etwas Einmaliges. Auf der gegenüberliegenden Seite steht: „Jesus Christus, unser Friede.“

Am 4. März 1990 wurden die neuen Glocken geweiht. Am Palmsonntag vor 32 Jahren läuteten nach der BR-Sendung „Grüße aus Bayern“ sie zum ersten Mal im Radio. Gegossen wurden die vier Glocken 1989 in Karlsruhe. Zusammen mit den drei alten Glocken, der Sterbeglocke, der Paternoster- und der Schwedenglocke, die im Jahr 1619 gegossen wurde, wiegt das Dietfurter Geläut knapp neun Tonnen. Es gehört damit zu den größten Geläuten im Bistum Eichstätt.

Drehteam aus Peking zu Gast in Dietfurt

1995 weilte ein Pekinger Fernsehteam in Dietfurt, um Land und Leute zu filmen. Sie bestiegen zusammen mit Gästeführer Anton Bachhuber auch den Turm der Stadtpfarrkirche.

Dort stellte er die Glocken vor und erklärte vor allem die Friedensglocke. Zunächst konnten die Chinesen kaum fassen, dass auf einer Kirchenglocke in Deutschland das Wort „Friede“ in chinesischen Schriftzeichen zu finden ist. Das Team filmte die Glocke und wertete sie als Wunsch und Zeichen dafür, dass Deutschland nie wieder einen Krieg erleben müsse, vor allem aber auch, dass von Deutschland nie wieder ein Krieg ausgehen solle. Ähnlich äußerte sich einige Jahre später eine weitere Besuchergruppe aus China, die ebenfalls den Wunsch hatte, die Dietfurter Friedensglocke zu sehen.

1990, zur Weihe der neuen Glocken, schrieb Pater Ulrich Brand vom Franziskanerkloster ein Gedicht, das Schüler vortrugen. Darin hieß es unter anderem: „Die dritte Glocke, dem Frieden geweiht, ermahnt uns alle zur Einigkeit. Ihr Klang erwecke in Groß und Klein den Willen zur Liebe und zum Verzeihn.“

Die Sendung wird am Heiligen Abend um 17.05 Uhr auf Bayern 2 und um 19 Uhr auf Bayern 1 und BR Heimat ausgestrahlt. Sie dauert eine Viertelstunde. Dazu erklingen die Glocken von weiteren sechs bayerischer Kirchen, in denen sich eine Friedensglocke befindet. Es sind dies neben St. Ägidius in Dietfurt, die Paulskirche in München bei der Theresienwiese, die Pfarrkirche von Oberstdorf im Allgäu, St. Konrad in Passau-Hacklberg, die Stiftskirche in Aschaffenburg sowie Nürnberg mit dem monumentalen elfstimmigen Geläut der Friedenskirche, zu dem die größte evangelische Kirchenglocke Bayerns gehört. Für den Rundfunk hat Armin Reinsch die Tonaufnahmen der Glocken von Dietfurt, München und Passau zur Verfügung gestellt.

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