Novum in der B-Klasse Neuburg
Zumindest 22 Minuten lang mit doppelter Frauenpower: DJK Sandizell setzt zwei Damen in ihrem Herrenteam ein

06.05.2024 | Stand 06.05.2024, 17:09 Uhr

Gruppenbild mit zwei Damen: Im Herrenteam der DJK Sandizell kamen am Sonntagnachmittag auch Stephanie Nawrath (stehend, 3. v. r.) und Mona Raffalt (stehend, 5. v. r.) zum Einsatz. Foto: M. Schalk

Mittlerweile zählt der gute, alte Sven Rechenauer bereits 55 Lenze. Und ja, er hat auf den Fußballplätzen der Region wahrlich schon eine Menge erlebt. Aber an diesem Sonntag trug sich in Sandizell etwas zu, was selbst für ihn ein absolutes Novum darstellte. Da nämlich kickte er plötzlich gemeinsam mit zwei Damen in ein und derselben Mannschaft – ganz legal, hochoffiziell.

Spielordnung dahingehend im Sommer 2022 geändert

Schon im Sommer 2022 hatte der Bayerische Fußball-Verband (BFV) eine dahingehende Änderung seiner Spielordnung beschlossen. In Paragraf 39, Absatz 3 heißt es dort seitdem: „Gemischtes Spielen (Spielberechtigung für Frauen in Herrenmannschaften) ist möglich. Der Einsatz einer Spielerin, die das 18. Lebensjahr vollendet hat, ist in einer Herrenmannschaft in allen Verbands- und Freundschaftsspielen sowie in Hallen- und Futsalspielbetrieb, beim Beachsoccer, Seniorenfußball und im Freizeit- und Breitenfußball erlaubt.“

Schön und gut – aber die neue Regel angewandt wurde seitdem noch nie im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Bis eben zum ersten Maisonntag 2024. Bis DJK-Chefcoach David Raffalt seine Ehefrau Mona sowie Stephanie Nawrath für die Sandizeller B-Klassen-Heimpartie gegen die DJK Langenmosen II nominierte. „Wir hatten für dieses Nachbarschaftsderby zwölf Ausfälle zu beklagen, da musste ich bei der Kaderzusammenstellung einfach kreativ sein“, so der 41-Jährige.

Überlegungen, die eine oder andere Spielerin aus dem eigenen Damenteam auch mal bei DJK-Herrenpunktspielen mitkicken zu lassen, habe es laut David Raffalt tatsächlich schon länger gegeben – zumal Frauen und Männer in Sandizell sehr oft auch im Training zusammen spielen. Aber irgendwie kam doch immer wieder etwas dazwischen. Bis jetzt, bis die angespannte Personalsituation die Gelb-Schwarzen regelrecht dazu zwang, erstmals den ebenso außergewöhnlichen wie historischen Schritt hin zu einem gemischten Team in einem offiziellen Match zu wagen.

Dass sie gut Fußball spielen können, das hatten Mona Raffalt und Stephanie Nawrath schon in den vergangenen Jahren – als Leistungsträgerinnen in der Sandizeller Damenvertretung – hinlänglich bewiesen. „Aber als uns der ,Dave’ jetzt fragte, ob wir am Sonntag tatsächlich gegen Langenmosen II zur Verfügung stehen, bin ich im ersten Augenblick schon erschrocken“, gibt Stephanie Nawrath lachend zu: „Und anschließend war ich bis zum Spiel unglaublich aufgeregt.“

Zunächst war für die beiden Frauen noch Bankdrücken angesagt. „Aber wenn ich sie nominiere, werden sie auch hundertprozentig zum Einsatz kommen“, hatte David Raffalt schon vor dem Anpfiff versprochen. Dass er dann höchstpersönlich der Grund dafür war, dass Gattin Mona bereits in der 34. Minute aufs Feld musste – beim Spielertrainer ging es aufgrund einer bereits unter der Woche zugezogenen Oberschenkelzerrung nicht mehr weiter – das war eigentlich nicht so geplant gewesen. Aber nun war’s halt so. Und weil sie sowieso gerade beim Wechseln waren, brachten die Gelb-Schwarzen auch gleich Stephanie Nawrath in die Partie. Also ab sofort Sandizeller Frauenpower gleich im Doppelpack.

Ja, da schaute selbst Sven Rechenauer ganz genau hin – zumal die eine der beiden Damen, nämlich Stephanie Nawrath, schon seit einiger Zeit seine Lebensgefährtin ist. Und siehe da, nur wenige Minuten später hätte er der 35-Jährigen beinahe auch schon zu ihrem Premierentreffer im Herrenbereich verholfen. Seine Flanke auf Stephanie Nawrath: jedenfalls butterweich geschlagen. „Eigentlich hätte sie nur noch den Kopf hinheben müssen, und der Ball wäre drin gewesen“, so der Routinier hinterher. Seine Lebensgefährtin tat’s jedoch nicht, zog den Kopf sogar leicht ein – und weg war die Chance zum Anschlusstreffer gegen Langenmosen II.

„Es ist zu vermuten, dass es öfter passiert“

Aber deswegen nun irgendwelche Vorwürfe vom guten, alten Sven? Natürlich nicht. „Stephanie und Mona haben ihre Sache gut gemacht“, gibt es sogar Lob von Rechenauer. Wobei „ihre Sache“ exakt 22 Spielminuten dauerte. Dann wurden die beiden Damen von David Raffalt wieder ausgewechselt – keinesfalls aus Leistungsgründen, sondern rein der Tatsache geschuldet, dass ihnen doch bereits ein bisschen die Kräfte schwanden. „Bei den Männern geht es in körperlicher Hinsicht natürlich deutlich stärker zur Sache “, berichtet Mona Raffalt. Und wie haben ihre Gegenspieler aus Langenmosen denn so reagiert, als sie plötzlich auf zwei Frauen trafen? „Ich hatte nicht den Eindruck, dass sie irgendwie Rücksicht auf uns nahmen. Und das war auch gut so“, erzählt die Trainergattin zufrieden – was Stephanie Nawrath sofort mit einem zustimmenden Kopfnicken bestätigt.

Der Einsatz jetzt am 5. Mai 2024 – eine einmalige Sache für die beiden Damen im Herrenbereich? „Es ist zu vermuten, dass es doch öfter passiert“, antwortet Mona Raffalt. „Aber es wird nun definitiv nicht jede Woche der Fall sein“, ergänzt Stephanie Nawrath umgehend. Zunächst einmal gilt es für das Sandizeller Frauenduo, ihren Einstand beim Männerteam zu zahlen. „Normalerweise ist das eine Kiste Bier“, verrät David Raffalt. Und weshalb sollte es da jetzt eine Ausnahme geben?

Übrigens, das Spiel an sich endete mit einem 3:0-Erfolg der DJK Langenmosen II – wobei Julian Bader (19.), Tobias Grillmeier (23.) und Jonas Fischer (44.) die Tore erzielten. „Wenn man bedenkt, wie viele Ausfälle wir kompensieren mussten, dann muss ich sagen, dass wir uns tipptopp verkauft haben“, so das Fazit von David Raffalt: „Ich bin jedenfalls sehr stolz auf meine Jungs.“ Beziehungsweise auf seine „Mädels“ – auch wenn er aus Versehen vergaß, das gendertechnisch korrekt so zu formulieren.

SZ