Vorweihnacht der guten Herzen
Zuhause auf Zeit – In der Alten Mühle in Waidhofen werden junge Mütter unterstützt

12.12.2023 | Stand 12.12.2023, 6:16 Uhr

Sozialpädagogin Katharin Pfaff (Mitte) mit zwei Bewohnerinnen der Alten Mühle in Waidhofen. Foto: Röder

Ein wenig verwunschen schaut sie aus an diesem regnerischen Nachmittag im Winter, die Alte Mühle in Waidhofen. In ihr betreibt die Ape-Familienhilfe ihr therapeutisch-stationäres Mutter-Kind-Clearing.

Im Halbdunkel sieht es so aus, als würde sich die Alte Mühle verstecken vor der Welt. Kommt man näher, sieht man erst, wie heimelig und einladend das alte Gebäude ist, das pünktlich zum Advent von den Bewohnerinnen passend dekoriert wurde. Für die jungen Mütter ist die Alte Mühle tatsächlich zumindest vorübergehend ein Zuhause.

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Warum das Jugendamt die Frauen hierher vermittelt hat, hat ganz unterschiedliche Gründe. „Viele“, erzählt Sozialpädagogin Katharina Pfaff, die an diesem Nachmittag Dienst hat, bei Tee und Plätzchen, „haben Schwierigkeiten, sich und ihr Kind alleine zu versorgen und sich überhaupt in der Mutterrolle zurechtzufinden.“ Während Pfaff von ihrer Arbeit als Sozialpädagogin erzählt, kommen nach und nach drei der Bewohnerinnen mit ihren Kindern. Das jüngste Baby ist gerade einmal vier Wochen alt. Die junge Mutter erzählt, man sei im Krankenhaus auf sie aufmerksam geworden, die genauen Hintergründe mag sie nicht erzählen.

Über mehrere Stufen werden die Mütter von Katharina Pfaff und ihren Kolleginnen unterstützt. Das Team der Alten Mühle bietet den Frauen einen geschützten Raum, in dem sie zur Ruhe kommen und Kraft für sich und ihre Babys tanken können.

Vier Mamas im Alter zwischen 16 und 39

Vier Mamas leben derzeit mit ihren Kindern in Waidhofen, die jüngste gerade mal 16 Jahre alt, die älteste von ihnen mit 39 nun sechsfache Mutter. Und es könnten deutlich mehr sein. Man habe, erzählt Pfaff, regelmäßig deutlich mehr Anfragen als Plätze zur Verfügung stünden. Hier in der Alten Mühle steht den jungen Müttern 24 Stunden am Tag jemand zur Seite. „Das ist wichtig, weil wir auch nachts nach dem Rechten sehen“, berichtet Katharina Pfaff. Dann unterstütze man auch, wenn die Frauen Ruhe und Schlaf brauchen und kümmere sich um die Kinder. Ob die jungen Mamas stillen oder lieber die Flasche geben, entscheiden sie selbst.

Das Ziel des therapeutischen Clearings, das in drei Stufen verläuft, ist die Selbständigkeit der Frauen. „Wir arbeiten mit ihnen daran, dass sie sich selbst um ihre Kinder kümmern können“, sagt Pfaff. In der Alten Mühle gehören deshalb auch verschiedene Haushaltsdienste zum Alltag. Beim Kochen etwa wechseln sich die Mütter ab, genauso wie beim Müllrausbringen oder beim Putzen. Sie sollen hier alltäglich Dinge lernen, die sie später auch in ihrem normalen Leben bewältigen müssen.

Geregelter Tagesablauf und viele Gespräche

Auch der Tagesablauf ist in feste Zeiten untergliedert. So wird um 12 Uhr gemeinsam zu Mittag gegessen und um 18 Uhr kommen die Bewohnerinnen wieder zusammen fürs Abendessen. Dazwischen gibt es Babyzeit, es wird aber auch Zeit zum gemeinsamen Singen und Spielen eingeplant. „Und natürlich sprechen wir auch regelmäßig mit den Müttern, um ihre Situation zu reflektieren“, ergänzt Katharina Pfaff. Das seien wichtige Schritte hin zur Selbständigkeit.

Die Weihnachtszeit ist für manche der Frauen nicht einfach. Manche haben bereits Kinder zuhause oder in Pflegefamilien und wissen noch nicht, ob sie die Weihnachtstage gemeinsam mit ihren Liebsten verbringen können. Das sei eine Entscheidung des Jugendamtes, sagt Pfaff, die für die Mütter manchmal nur schwer auszuhalten sei.

SZ