Schrobenhausen
Witze Gedichte: „Da Bua muss a Buach rausbringa“

Ingolf Eggert veröffentlicht unterhaltsames Büchlein

28.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:02 Uhr

Ingolf Eggert kennt man in Schrobenhausen vor allem als Sportler, als engagiertes Mitglied der Wasserwacht. Aber er hat auch eine künstlerische Seite, er malt – und er dichtet. Jetzt hat er etliche seiner Texte zu einem Buch zusammengefasst. Foto: Budke

Schrobenhausen – Ein Tausendsassa, das passt auf Ingolf Eggert: Im Berufsleben kletterte er ungesichert auf 200 Meter hohe Schornsteine, später kümmerte sich um die Söhne und den Haushalt. Sport gehört bis heute zu seinem Leben, vor allem im Wasser. Viele Schrobenhausener kennen ihn als aktiven Wasserwachtler und Schwimmer. Doch Ingolf Eggert hat auch eine literarische Seite. Seit Jahrzehnten schreibt er Gedichte. Nun erfüllte er seiner Mutter Maria posthum den Wunsch, daraus ein Buch zu machen.

Ein breiter Aktenordner liegt auf dem Couchtisch von Ingolf Eggert im Haus in Drei Linden, das er mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen bewohnt. Als er den Ordner aufschlägt, kann man sich kaum satt sehen: Seite um Seite stecken Gedichte in Klarsichtfolien. Jedes ist gekennzeichnet mit dem Datum, wann er es geschrieben hat und alle Blätter sind liebevoll und individuell verziert: Manchmal gibt es verschnörkelte, manchmal geometrische Rahmen, dazu mal ein geheimnisvoll wirkendes Frauenbild oder Blumen.

Durchgängig Paarreime,thematische Vielfalt

„Das konnte man so natürlich nicht in das Buch bringen“, ist Eggert klar und zeigt den Gedichtband, der daraus entstanden ist. Sage und schreibe 117 Gedichte finden sich in dem Band, jedes hat seine eigene Seite. Die Gedichte sind in der äußeren Form stets ähnlich: 20 bis 22 Zeilen lang, keine Absätze, durchgängig Paarreime. Doch die Inhalte sind genauso bunt, wie es die Seiten in dem Aktenordner auf den ersten Blick widerspiegeln und wie es wohl auch Eggerts Leben ist.

Jung geblieben ist er, voller positiver Energie und zugleich strahlt er Ruhe und Gelassenheit aus. Die 73 Jahre sieht man ihm nicht an. Dazu trägt wohl auch der viele Sport bei. Viele kennen den gebürtigen Schrobenhausener aus seiner Zeit als Jugendleiter beim SSV, 22 Jahre hatte er den Posten inne. Dem Schwimmen und der Wasserwacht ist Eggert bis heute treu und so sind dies Themen, die sich in seinen Gedichten wiederfinden: „Badespaß“, „Hallenbadgrantler“, „Was braucht ein Schwimmverein“ oder „Wasserwachtmädels“ sind Titel, die darauf schließen lassen, worum es im Text geht.

Aber das ist längst nicht bei allen seiner Gedichte so – Eggert liebt den etwas hintersinnigen Humor und hat Freude daran, den Leser zunächst auf eine falsche Fährte zu führen. So kommt im Gedicht über den „Besuch im Zoo“ nicht ein einziges reales Tier vor – allerdings solche, die auch gut bekannt sind, wie der Amtsschimmel, der Platzhirsch oder der Frechdachs. Wer bei „Fifty Shades“ Assoziationen zum erotischen Buch oder Film vermutet, liegt ebenfalls falsch. Doch andersherum geht es auch: Wirkt der Titel „Kartoffel“ sehr harmlos, kommt das Gedicht zunächst recht anzüglich daher, bis sich am Ende alles als ganz jugendfrei herausstellt.

Seine Heimatstadt nimmt Eggert auch aufs Korn – er kennt die Ecken, an denen es hakt und scheut sich nicht, hier und da in netter sprachlicher Verpackung ein wenig Kritik anzubringen. Und dann zeigt er sich wieder ganz liebevoll, widmet seiner Frau ein Gedicht, denn sie ist eine „Kräuterfee“.

Überhaupt hat Veronika Eggert nicht unerheblichen Anteil am Entstehen des Buches: „Sie hat mich alle Jahr daran erinnert, was meine Mutter gesagt hat: Der Bua muss a Buch rausbringa. Ich wollt das gar nicht“, meint Ingolf Eggert bescheiden, aber seine Frau habe die Sache angeschoben.

Angefangen hatte er mit dem Gedichte schreiben, weil er nach der Trennung von seiner ersten Frau „plötzlich viel Zeit hatte“, erklärt er. Das war Anfang der 70er Jahre und seither dichtet er. So ist der eine Aktenordner nicht der einzige: „Ich habe vier oder fünf Ordner“, sagt er und meint: „eine Fortsetzung könnte ich sehr locker auflegen“. Einen halben Tag braucht Eggert für ein Gedicht, samt Gestaltung des Blattes. Aber nebenbei geht das nicht: Wenn er daran arbeitet, braucht er Ruhe, um sich konzentrieren zu können.

Über manche Reime muss er schon eine Weile nachdenken oder „manchmal etwas umschreiben, damit es passt“, weiß er. Damit es etwas leichter ist, Reime zu finden, hat er sich nebenbei sein eigenes Reimlexikon gebastelt: Auf unzähligen, nicht nummerierten Seiten hat er sich alphabetisch geordnet fein säuberlich untereinander in mehreren Spalten pro Blatt Reime aufgeschrieben. Eine echte Fleißarbeit, die in der Praxis hilfreich ist und jederzeit ergänzt werden kann.

Mit beiden Beinenim Leben

Egal, ob man Ingolf Eggert kennt oder nicht, die Gedichte spiegeln wider, wie er ist: Mit beiden Beinen im Leben, mit einer gewissen Portion Humor, einem klaren Blick und vor allem ziemlich angstfrei. Das hat er schon in jungen Jahren bewiesen, als er als Elektriker ungesichert auf 200 Meter hohe Schornsteine kletterte, um dort die Flugwarnleuchten zu warten. Und das zeigt sich auch über seinen Kreis zum Boandlkramer: Neun Gedichte hat er dem Mann – oder der Frau – mit der Sense gewidmet: „Man soll am Ende nicht unvorbereitet sein“, sieht er das Thema ganz praktisch. Und begegnet der Gestalt mit dem für den Literaten Ingolf Eggert typischen Augenzwinkern. SZ

Ingolf Eggerts Gedichtband ist in Schrobenhausen in der Buchhandlung an der Stadtmauer oder direkt beim Autor für zwölf Euro erhältlich.