Schrobenhausen
„Viele Menschen brauchen Heimat“

<DK-XY_trifft>SZ TRIFFT</DK-XY_trifft> Manfred Baierl, einen der vier Kreisheimatpfleger, der seit Jahresanfang im Amt ist

18.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:10 Uhr

Längst kein Unbekannter im Schrobenhausener Raum, der Langenmosener Manfred Baierl. Seit Anfang dieses Jahres ist er einer der vier Kreisheimatpfleger. Foto: A. Schilling

Langenmosen/Schrobenhausen – Für den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen sind derzeit vier Kreisheimatpfleger bestellt. Neu ins Amt berufen wurde Anfang dieses Jahres der Langenmosener Manfred Baierl. Sein Schwerpunkt liegt im Bauwesen und in der Denkmalpflege. Im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt der Architekt darüber, was ihm bei diesem Ehrenamt besonders wichtig ist, um was er sich genau kümmert, welche positiven Beispiele es für erfolgreichen Denkmalschutz gibt und wie er persönlich Heimat definiert. Außerdem gibt es Neues zum 100-jährigen Malerbrunnen zu Ehren von Malerfürst Franz von Lenbach (wir berichteten).

Herr Baierl, wie kam es dazu, dass Sie ein Kreisheimatpfleger-Amt übernommen haben?
Manfred Baierl: Schon immer interessiere ich mich persönlich und beruflich für Heimatpflege, speziell für ältere Baukunst, denkmalgeschützte Bauten, Sakralbauten und Baugeschichte. Nachdem dieses Amt im vergangenen Jahr vakant war und ich daraufhin angesprochen und animiert worden bin, habe ich mich, ohne lange nachzudenken, beim Landkreis beworben. Und bin daraufhin zum 1. Januar als neuer Kreisheimatpfleger bestellt worden.

Um was geht es bei Ihrem Amt?
Baierl: Als Kreisheimatpfleger im Bereich Bauwesen und Denkmalpflege steht man in erster Linie den Bürgern und Behörden beratend zur Seite, wenn es um bauliche Angelegenheiten denkmalgeschützter Gebäude und Häuser mit denkmalgeschütztem Charakter geht. Aber natürlich arbeite ich auch mit meinen Kollegen bei anderen Angelegenheiten eng zusammen.

Im Wort Heimatpfleger ist Heimat enthalten. Wie wichtig ist Ihnen persönlich Heimat?
Baierl: Dieses Thema war für mich immer schon wichtig. Und ist es bis heute. Früher hat man oft gesagt, dass Heimat Menschen braucht. Das hat sich aber meiner Ansicht nach grundlegend gewandelt. Heute muss es vielmehr heißen: Menschen brauchen Heimat.
Können Sie das konkretisieren?
Baierl: Zum Wohlbefinden der Leute gehört das richtige, intakte Umfeld und die entsprechende Infrastruktur. Und die Baukultur. Bereiche also, in denen wir Kreisheimatpfleger ein Stück weit mitwirken können.

Wie genau schaut Ihre Mitwirkung aus?
Baierl: In Schrobenhausen zum Beispiel gibt es zahlreiche denkmalgeschützte Gebäude. Kirchen, Kapellen, aber auch ganz viele Wohn- und Geschäftshäuser wie die Leinfelder-Villa oder etliche Gebäude der Schrobenhausener Altstadt in der Lenbachstraße, auch in den Gassen. Die Altstadt als Ganzes steht darüber hinaus unter Ensembleschutz.

Was genau bedeutet?
Baierl: In der Gesamtheit haben diese Gebäude eine besondere städtebauliche und kulturelle Qualität. Wir Kreisheimatpfleger versuchen, den historischen Charakter der Altstadt so weit wie möglich zu erhalten. Das gelingt aber nicht immer. Denn wir können hier nur beratend tätig sein, aber keine Entscheidungen von Behörden und kommunalen oder privaten Bauherrn verhindern. Dennoch versuchen wir, schon im Vorfeld von Baumaßnahmen bei denkmalgeschützten Gebäuden eine Art Vermittler zwischen den Beteiligten zu sein. Und damit auch im Interesse der Allgemeinheit Empfehlungen zu geben. Schließlich sollen die vielen Baudenkmäler möglichst lange erhalten werden und nicht einfach so verschwinden.

Aber können denn Baudenkmäler so einfach verschwinden?
Baierl: Sie müssen wissen, dass es in diesem Bereich oft unterschiedliche Interessen gibt. Aber wir haben im gesamten Landkreis so einige positive Beispiele, bei denen es gelungen ist, derartige Gebäude zu erhalten.

Wie kann man sich die Erhaltung konkret vorstellen?
Baierl: Stellen Sie sich vor, bei einem Gebäude in der Schrobenhausener Altstadt sollen bauliche Veränderungen vorgenommen werden. Das kann eine komplette Sanierung sein oder einfach nur der Wunsch, andere Fenster einzubauen oder einen neuen Anstrich zu bekommen. Ist das der Fall bei denkmalgeschützten Gebäuden, bekommt der Kreisheimatpfleger die Information, wird um Stellungnahme gebeten und gibt gegebenenfalls Handlungsempfehlungen. Diese werden teilweise angenommen, teilweise auch nicht. Denn die Kommunen und das Landratsamt, die schlussendlich bauliche Veränderungen genehmigen, sind frei in ihrer Entscheidung.
Wie sehen Sie die Situation in Schrobenhausens Altstadt?
Baierl: Da gibt es schon einige gute Beispiele aus den vergangenen Jahren. Auch, wenn meines Erachtens vor dem Hintergrund des Denkmalschutzes, dem Erhalt historischer Substanz und dem Ensembleschutz in der jüngeren Vergangenheit nicht alles gelungen ist.

Welche im Speziellen sind gut gelungen?
Baierl: Die neueren Gebäude im Ensemble im Tal gegenüber dem katholischen Pfarrzentrum. Oder die größtenteils geschmackvoll und passend zum Stadtbild hergerichteten Fassaden im Stadtkern in der jüngeren Vergangenheit.

Wie sehen Sie die Sache mit dem vernachlässigten Malerbrunnen im Park von Drei Linden?
Baierl: Das ist ja ein ganz aktuelles Thema, nachdem die Schrobenhausener Zeitung vor Kurzem einen Anstoß dazu gegeben hatte. Dazu habe ich kürzlich dem Landesamt für Denkmalpflege, nach einem guten Gespräch mit Bürgermeister Harald Reisner, meine Stellungnahme zugesandt.

Die wie ausgefallen ist?
Baierl: Die ganz aktuelle Idee aus dem Rathaus, dieses für Schrobenhausen durchaus bedeutende Kulturgut restaurieren zu lassen und diesen historischen Brunnen im Pflegschlossgarten und damit an einer ganz zentralen Stelle aufzustellen, begrüße ich persönlich sehr. Allerdings sollte man den Brunnen unbedingt in die Wegführung im Pflegschlossgarten integrieren.

Wie schaut es in den Gemeinden um Schrobenhausen mit gelungener baulicher Denkmalpflege aus?
Baierl: Da gibt es einige positive Beispiele. Etwa das Bürgerhaus „Alte Schule“ in Langenmosen. Heute ist es der Mittelpunkt im Ort, der ihn mit Leben erfüllt. Und heute sind viele darüber froh, dass es in dieser Form erhalten und vor gut 30 Jahren nicht abgerissen worden ist. Oder der erhaltene Pfarrhof in Edelshausen als beliebte Anlaufstelle. Auch das Pilgerzentrum in Pobenhausen ist in meinen Augen ein Beispiel für ein gut gelungenes, qualitativ höherwertiges Bauwerk, das Leben in eine Ortschaft oder Kleinstadt bringen kann. Und Wohlbefinden für die Menschen. Denn viele Menschen brauchen eben Heimat.

Gibt es ein Projekt, das Sie in ihrem Amt neu anpacken möchten?
Baierl: Da fallen mir unter anderem die Landkreisfahrten ein. Mit einem Bus, zum ersten Mal am 10 Juli, werden wir mit Interessierten durch den Landkreis fahren und Wissenswertes und möglicherweise Vergessenes über denkmalgeschützte Gebäude und besondere Stellen erzählen. Anmelden kann man sich bei der Katholischen Erwachsenenbildung Neuburg-Schrobenhausen.

Das Gespräch führte
Thomas Floerecke
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SZ