Schrobenhausen
US-Car-City in Schrobenhausens Altstadt

Alte Liebe rostet überhaupt nicht: Eine Leidenschaft verbindet viele Hundert Autofreunde

09.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:33 Uhr

Das Feuerwehrauto Mack CF 600 gehört den gut 20 Feuerwehrkumpels aus Pfaffenhofen. Es war unter anderem bei 9/11 im Einsatz. Fotos: Floerecke

Von Thomas Floerecke

Schrobenhausen – Viele Menschen, ganz viele. Innen drin in Schrobenhausens Altstadt. In der Lenbachstraße, am Rathausplatz, drumherum. Und natürlich viele US-amerikanische Autos unterschiedlicher Hersteller, exakt hundert auf den ausgewiesenen Plätzen in der Altstadt. Mehrere hundert Boliden parken außerdem drumherum. Und verschiedenste Verpflegungsstationen, auch Foodtrucks, gibt es. Dann die Bühne mit der Ingolstädter Rockabilly-Band Fatz Murdock, daneben die Hüpfburg für Kinder und Graffiti-Aktionen.

Schrobenhausen ist am Sonntag US-Car-City. Kein gewöhnliches Oldtimertreffen, es ist viel mehr. Für die aktive Teilnahme gebe es aber nur eine Beschränkung, erzählt der Schrobenhausener Organisator Oliver Kranz: „Es müssen amerikanische Autos unabhängig vom Baujahr sein.“ Die komplette Bandbreite, stellt er fest, während er viele Neuankömmlinge in ihren Fahrzeugen am oberen Stadteingang am Thiers-Kreisel begrüßt, sei heute beim mittlerweile dritten US-Car-Treffen in Schrobenhausen nach zweijähriger Zwangspause vertreten. Nicht nur an dieser Stelle ist der Organisator dieses erstmals in der Altstadt stattfindenden Events sichtlich gelöst. Es ist viel los, die Stimmung ist gut und entspannt. Auch die Polierer, wie Kranz sie nennt, sind trotz der unsicheren Wetterprognose nach Schrobenhausen mit ihren Straßenfegern gekommen. Nicht mal zu Beginn um neun Uhr morgens gibt es Gedrängel, auch keine Hektik unter den nacheinander in die Altstadt reingelassenen Autos. Auch Motorräder, viele Chopper, sind am Start. Nach bereits kurzer Zeit sind die einhundert Stellplätze im Zentrum belegt. Die nachfolgenden Autofans bleiben auch entspannt, können zunächst durch die Innenstadt fahren, werden gesehen und stellen ihr Vehikel auf einem der umliegenden Parkplätze ab. Sie kommen aus ganz Bayern, teils auch darüber hinaus. Das Team um Oliver Kranz zählt alleine schon zwischen elf und zwölf Uhr 110 Fahrzeuge.

Originale dürfen nicht fehlen: Autos und Menschen

Auf dem Treffen der US-Car-Enthusiasten finden sich natürlich auch wieder Kuriositäten, sowohl Autos als auch Menschen. Einer davon ist sicher der Sheriff, wie er sich selbst nennt, der Schobert Erich. Aus dem baden-württembergischen Aalen ist er mit seinem Polizeiwagen angereist, seinen Dodge Intrepid, Baujahr 1996. Seit ein paar Jahren besitzt er sein Garagenschätzchen, das aber nicht in der Garage bleibt. Denn er fährt ihn zuhause im Alltag. Straßenzulassung hat sein Einsatzwagen in Deutschland, nur die Leuchten auf dem Dach muss er abdecken, sonst nichts. Die örtlichen Polizisten, erzählt er, kennen ihn schon, man begrüße sich auch immer gegenseitig.

Dann ist da noch zweimal dieser unverwechselbare, selbstfahrende und sprechende Coupé in schwarz, der Pontiac Firebird Trans Am, der als Kitt in der Fernsehserie Knight Rider weltbekannt geworden ist. Und für ganz viele, besonders für die ganz Kleinen, der Anziehungspunkt schlechthin: das riesengroße Feuerwehrauto, das den gut 20 Feuerwehrkumpels aus Pfaffenhofen gehört. Vor drei Jahren haben sie es sich gekauft und nach Deutschland importiert, zuvor gehörte es ihren befreundeten Feuerwehrkollegen aus Lindenhurst, einer Gemeinde auf Long Island. Bei 9/11 war es unter anderem im Einsatz, besitzt 500 PS, kann 5000 Liter Wasser transportieren.

Durchweg gute Stimmung

Die vielen Menschen unterhalten sich, tauschen sich aus. Und wollen auch so einiges von den Eigentümern der rollenden Stars wissen. Da wird dann mal gefachsimpelt, welches hier das älteste, originellste, einzigartigste oder einfach nur geilste oder größte Auto wohl sei. Einer meint, ein gesichteter Wagen sei größer als seine Wohnung. Überhaupt erfährt man, dass es nicht wenige gibt, die mehrmals im Jahr derartige Veranstaltungen mit ihren Schlitten besuchen. Viele kennen sich untereinander. Einer sagt, das Besondere in Schrobenhausen hier und heute sei, dass das Treffen mitten in der Altstadt stattfinde und damit mehr Flair als auf Parkplätzen rüber käme. Das Wort Flair ist öfters zu hören, das US-amerikanische Lebensgefühl, zu dem für einige neben den charakteristischen Autos freilich auch Burger und Musik gehören. Das Wort Fest, gar Volksfest ist von den Gästen und Einheimischen mitunter auch zu hören. Es herrscht trotz des zeitweise eintretenden Nieselregens an diesem Sonntag eine durchweg gute Stimmung. Und darum soll es ja eigentlich auch gehen, bei einem in Schrobenhausen außergewöhnlichen, vielleicht sogar einzigartigen Event, das Autos und Menschen vereint.

Eine Stadt sei das Wohnzimmer der Kultur, findet ein Teilnehmer, als es am späten Nachmittag in Richtung Heimat zurückgeht, gute 170 Kilometer. Je vielfältiger dieser Raum dafür sei, desto urbaner und lebendiger seien auch die Städte, besonders die Innenstädte, meint er. Damit dürfte er nicht wenigen aus der Seele gesprochen haben. Die Schrobenhausener Innenstadt hat mit dieser Veranstaltung und ihren vielen gut gelaunten Autofans und Besuchern gleichermaßen das jedenfalls gezeigt. Nicht die schlechteste Mischung, sagen die allermeisten an diesem etwas anderen Sonntag in Schrobenhausens Altstadt.

SZ