Klangkünstler Simon Popp
Umjubelter Auftritt mit Oboistin Miriam Hanika in Schrobenhausen

02.10.2023 | Stand 02.10.2023, 15:15 Uhr

„Harmonie im Kontrast“: Unter diesem Motto stand der Abend im Rahmen der Konzerte im Pavillon an der Städtischen Musikschule Schrobenhausen. Bei vollem Haus trat die Oboistin und Sängerin Miriam Hanika zusammen mit Klangkünstler Simon Popp vor gut 170 Konzertbesuchern auf. Foto: Koller

Man könnte diesen Konzertabend als Abwechslung in Reinform überschreiben. Alleine schon deshalb, weil beide Musiker aus unterschiedlichen Sparten kommen: Simon Popp und Miriam Hanika. Und so erzählen sie auch gleich zu Beginn mit raumfüllender, ausgesprochen angenehmer Stimme im Pavillon der Schrobenhausener Musikschule, dass sie im Zusammenspiel ihre Musik bewusst genreübergreifend darbieten wollen. Heißt also: Hier ist wenig Platz für Schubladendenken. Klassik, Jazz, Kammermusik, elektronische Elemente, philosophische Texte.

Das alles findet, wie sollte es bei beiden auch anders sein, seine Daseinsberechtigung, ohne dass es erzwungen oder zusammengewürfelt rüberkommt. Es sind bestehende klassische Stücke bewusst individuell interpretiert, aber auch eigene Songs oder Kompositionen von Miriam Hanika oder Simon Popp. Diese Mischung der beiden Musiker passt perfekt zum selbstgewählten Titel des Konzerts „Harmonie im Kontrast“.

Beide kennen sich seit zehn Jahren, haben in unterschiedlichen Kombinationen und Musikprojekten zusammengespielt. Ihre Vertrautheit, ihr gegenseitiges musikalisches Aufeinanderzugehen, ihre musikalische Symbiose zeigen das deutlich. Teils spielen sie gemeinsam, teils solistisch. Und so kommt es vor, dass einer von ihnen die Bühne für kurze Zeit geräuschlos verlässt, währenddessen der andere alleine mit Präsenz und Können die Bühne ausfüllt. Mal fühlt man sich wie auf einem modernen Klassikkonzert, mal wie in einem pulsierenden Club, mal wie auf einer poetischen Liederbühne. Hypnotisch, rhythmisch, lyrisch und energiegeladen. Zwischendurch gibt es experimentelle Stücke. Instrumente, Schlagtechnik und Stimmung ändern sich nahezu minütlich, ohne dass der Abend konstruiert rüberkommt.

Eigener Klangkosmos

Die klassischen Werke, die beide Musiker mit ihren Instrumenten neu interpretieren, funktionieren wunderbar. „Bach und Piazzolla hat man schon oft gehört, in einer Version für Oboe und Percussion sind diese Stücke wahrscheinlich noch nie aufgeführt worden“, sagt Miriam Hanika vor dem Publikum in Schrobenhausen. Gegenübergestellt dann die Eigenkompositionen: Stücke von Simon Popp wie zum Beispiel „Salbnuss“, die sich, wie er es beschreibt, „in ihrem ganz eigenen Klangkosmos aus Schlaginstrumenten, Drumset und elektronischen Klangerzeugern entfalten“. Becken, Trommeln, Rasseln, Glocken, Gongs, Bongos. Ebenso der auffällige Calabash, das Perkussionsinstrument aus einer getrockneten, ausgehöhlten Kürbishälfte. Und Miriam Hanikas poetische Lieder am schwarzen Flügel, manchmal nur mit ihrer zarten, gleichermaßen kraftvollen Stimme, bei der man, wie es ein Konzertbesucher beschreibt, einfach nur dahinschmelzen könne.

Als sich Miriam Hanika nach ein paar rhythmischen und rein instrumentalen Stücken ans Klavier setzt und beim Titellied ihres aktuellen Albums „Wurzeln & Flügel“ zum ersten Mal singt, herrscht nicht zum einzigen Mal Gänsehautstimmung. „Louise“, ihr Titeltrack auf dem 2021 erschienenen gleichnamigen Album, hat eine tiefgehende und positive Botschaft. Auch ihr Solo-Stück „Spuren“. Ganz am Ende kommt noch ihr persönlicher Lieblingssong, ursprünglich für Oboe Solo: „La cigale et la fourmie“ von Antal Dorati, das die „viel zitierte Fabel von der Grille und der Ameise musikalisch erzählt“.

Mehrfache Premiere in Schrobenhausen

Alle Stücke spielen beide schon einige Zeit, teilweise auch gemeinsam. Was in Schrobenhausen neu ist, das formuliert Miriam Hanika so: „Zum allerersten Mal verbinden wir unsere musikalischen Facetten und Wurzeln in einem einzigen Programm, eine Art Weltpremiere also.“ Weitere Premiere ist, dass Simon Popp zum ersten Mal als professioneller Berufsmusiker an dem Ort auftritt, der ihn „als Jugendlicher musikalisch entscheidend geprägt“ habe und mit dem er viele schöne Erinnerungen verbinde. Hier an der Städtischen Musikschule Schrobenhausen nahm er Schlagzeugunterricht bei Helmut Lutz, hatte zahlreiche Begegnungen und musikalische Projekte mit anderen jungen Musikern, nahm erste Demos mit seiner damaligen Indie-Band Hello Gravity auf. Und gerade der Pavillon, sagt er, sei schon etwas ganz besonders mit seiner Akustik und verdichteten Atmosphäre. Heute lebt und arbeitet Simon Popp in München, hat dort sein eigenes Studio (wir berichteten).

Und was von den Konzertbesuchern am Ende noch zu hören ist: „Einfach nur wow“, „Wahnsinns-Musik“, „Welch ein Facettenreichtum“. Na dann, Simon Popp und Miriam Hanika, hoffentlich bald auf ein Neues in Schrobenhausen. Weil es ihnen auch selbst nicht nur sichtlich viel Spaß gemacht hat, in Simon Popps einstiger Wirkungsstätte aufzutreten. Sondern auch, weil sie es einfach geschafft haben, ihr Publikum nahezu zwei Stunden zu fesseln.

SZ