Schrobenhausen
Nicht nur ein christlicher Feiertag

Christi Himmelfahrt fällt immer auf den 40. Tag nach Ostern – bei Prozessionen bat man früher um eine gute Ernte

26.05.2022 | Stand 22.09.2023, 22:53 Uhr
Hans Hammer

Eine bildliche Darstellung von Christi Himmelfahrt findet sich im Altarblatt des rechten Seitenaltares der Marktkirche Mariä Verkündigung in Hohenwart. Foto: Hammer

Von Hans Hammer

In den ersten Jahrhunderten des Christentums wurde Christi Himmelfahrt am Pfingsttag zusammen mit der Heiliggeistsendung gefeiert. Aber schon seit dem 4. Jahrhundert wird von der Christenheit 40 Tage nach Ostern, also 10 Tage vor Pfingsten, Christi Himmelfahrt gefeiert. Pfingsten ist also 50 Tage nach Ostern. Das ist heuer der 5. Juni.

Die Bezeichnung kommt aus dem Griechischen: „pentekoste“ ist der fünfzigste Tag nach Ostern. Pfingsten gilt außer dem Fest der Sendung des Heiligen Geistes auch als Fest der Gründung der Kirche.

Seit etwa 370 n. Chr. wurde für Christi Himmelfahrt ein eigener Festtag festgelegt. Christi Himmelfahrt fällt auf den 40. Tag nach Ostern, also immer auf einen Donnerstag. Das ist heuer der 26. Mai. Christi Himmelfahrt beschließt den Osterfestkreis.

Das Geschehen um Christi Himmelfahrt ist im Lukas-Evangelium sowie im ersten Kapitel in der von Lukas verfassten Apostelgeschichte beschrieben. Dort steht, dass der nach seiner Kreuzigung vom Tod auferstandene Jesus Christus vor den Augen seiner Jünger „aufgehoben“ wurde. „Eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken“.

Himmelfahrt wird allerdings in der heutigen Theologie nicht mehr so wörtlich genommen. Es wird gedeutet als der endgültige Eintritt der menschlichen Natur Jesu in die göttliche Herrlichkeit. Dies wird im biblischen Sprachgebrauch durch die Rede von der Wolke und vom Himmel versinnbildlicht.

Der bayerischen Wesensart entsprach es jedoch schon immer, das biblische Geschehen zu veranschaulichen und szenisch nachzugestalten. Ein Musterbeispiel hierfür ist Christi Himmelfahrt. In manchen Kirchen wurde genau unter dem „Heilig-Geist-Loch“, einer Öffnung in der Kirchendecke, eine Figur des auferstanden Christus mit der Osterfahne aufgestellt und bei einer Andacht unter mächtigem Jubelklang der Orgel in die Höhe gezogen. So konnten die Gläubigen anschaulich die Himmelfahrt Christi erleben. Dazu gibt es nach der Erzählung eine Episode aus einer oberbayerischen Kirche. Der Strick, an dem die Christusfigur aufgezogen wurde, war im Laufe der Zeit spröde geworden. Er riss mitten im Geschehen und die Figur sauste zu Boden und zerbrach in Tausend Stücke. Dienstbeflissen rannte der Mesner in die Sakristei, holte einen Kübel, Schaufel und Besen. Er kippte die Reste in den Kübel, band ihn an den Strick und ließ den Kübel nach oben ziehen – und schimpfte dabei: „Aber nauf muaß er“. Auch dieser Brauch ist in den Jahren der Aufklärung, ebenso wie viele andere alte Bräuche, fast ausgestorben.

Im Umfeld des Himmelfahrtstages fanden vielerorts aber auch Prozessionen durch die Felder und Fluren statt, bei denen um eine gute Ernte gebeten wurde. Schon seit dem 17. Jahrhundert gibt es jedoch Berichte, dass diese Umzüge in manchen Gemeinden ihren religiösen Sinn verloren und in Trinkgelage ausgeartet sind. Seit Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten sich daraus in den Großstädten die so genannten „Schinkentouren“. Das waren wohl die Wurzeln für den Vatertag.

In Deutschland ist Christi Himmelfahrt seit 1936 ein gesetzlicher Feiertag. An diesem Tag wird in Deutschland zudem der Vatertag gefeiert. Seine Wurzel hat der Vatertag in Amerika. Dort wurde er im Jahr 1910 offiziell ins Leben gerufen, weil man neben den Müttern am Muttertag auch die Väter ehren wollte.

Und auch für das Getreide und die anderen Feldfrüchte ist der Tag bedeutsam, denn alte Wetterregeln prophezeien für Christi Himmelfahrt: „Scheint an Himmelfahrt die Sonne, bringt der Herbst uns große Wonne“, oder: „Wie das Wetter am Himmelfahrtstag, so auch der ganze Herbst sein mag“.

SZ