Schrobenhausen
„Miteinander leben, füreinander sorgen“

<DK-XY_trifft>GEDANKEN ZUM SONNTAG</DK-XY_trifft> von Verena Bartelmann

29.05.2022 | Stand 22.09.2023, 22:50 Uhr

Sieht sich mit drastisch steigender Armut in der Bevölkerung konfrontiert: Verena Bartelmann, die Vorsitzende der Schrobenhausener Tafel. Foto: privat

Liebe Leserinnen und Leser,

der Leitspruch unserer Tafel spiegelt das wider, was in der jetzigen Zeit wichtiger denn je ist. Die Pandemie und nicht zuletzt der Ukrainekrieg haben die Menschen stark getroffen und die Arbeit der Tafeln stärker in den Fokus gerückt. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer, Not und Einsamkeit spielen mittlerweile eine große Rolle in unserer Gesellschaft.

Hier kommt die Tafel ins Spiel. Sie ist ein wichtiger Anlaufpunkt und Begegnungsort für Menschen, die durch Altersarmut, Jobverlust, Kurzarbeit sowie familiärer Krisen in die Bedürftigkeit abgerutscht sind. Es gibt mittlerweile eine neue Form der Not. Menschen, die eben noch gut leben konnten, stehen plötzlich vor dem Nichts. Nicht zu vergessen Asylbewerber sowie in letzter Zeit unzählige Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, die auf die Hilfe der Tafel angewiesen sind. Neben der Unterstützung mit Lebensmitteln ist es auch der soziale Aspekt, der die Tafelarbeit kennzeichnet. Die Tafeln gehören mittlerweile zu einer der erfolgreichsten Einrichtungen. Sie expandieren, weil Not und Bedürftigkeit überhandnehmen. Allein in Deutschland sind Millionen Menschen von Armut betroffen. Es wäre eine Katastrophe, wenn es die Tafeln nicht gäbe, aber es ist eine Katastrophe, dass es sie in unserem Sozialstaat überhaupt gibt. Was soll man von einem Staat halten, der sich voll auf die Tafeln verlässt und Armutsbetroffene sowie die Tafeln selbst nicht gebührend unterstützt. Allein die Vielzahl der Tafeln zeigt, dass die Armut in einem der reichsten Länder der Welt Einzug hält. Eine Armut, die viele Gesichter hat: Da gibt es Rentnerinnen, die von ihrer kleinen Rente nicht leben können, Obdachlose, Alleinerziehende, die sich gerade noch die Miete leisten können, Niedriglöhner, Hartz-IV-Empfänger, Langzeitarbeitslose und Ein-Euro-Jobber neben Kriegsflüchtlingen und Asylbewerbern. Die Scham unter ihnen ist groß und viele kostet es Überwindung in der Öffentlichkeit Schlange zu stehen und somit zu zeigen, dass man zu dem Kreis der Bedürftigen zählt. Ein Großteil unserer Tafelkunden hätte es nie für möglich gehalten „so was“ in Anspruch zu nehmen.

Seit zwei Jahren stellt sich bei unserer Tafel nie die Frage, ob es weitergeht, sondern immer nur die Frage nach dem Wie. Durch bisher erfolgreiche Umstrukturierung unserer Arbeitsprozesse sowie die Unterstützung der umliegenden Tafeln untereinander und Dank der vielen kleinen und großen Lebensmittelspenden mussten wir noch keinen unserer Tafelkunden mit leeren Händen nach Hause gehen lassen. Bitte unterstützen Sie unsere Tafel auch weiterhin, jede noch so kleine Spende ist willkommen, damit es auch in Zukunft so bleibt. Zugleich bitten wir aber auch um „Zeitspenden“. Durch die steigenden Lebensmittelpreise sowie den Anstieg der Energiekosten hat sich die Anzahl unserer Tafelkunden fast verdoppelt. Dieser Ansturm bringt unsere ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, deren Durchschnittsalter bei fast 70 Jahren liegt an ihre Grenzen. Aus diesem Grund sind wir immer auf der Suche nach „Zeitspendern“, die ehrenamtlich bei unserer Tafel mitarbeiten wollen. Jede helfende Hand wird dringend gebraucht.

Ein Kind, das über das ganze Gesicht strahlt wenn es ein kleines Geschenk bekommt, ein „Dankeschön, dass es euch gibt“ von einer Kundin, eine Karte mit Wertschätzung für unsere Arbeit, ein selbst gezeichnetes Bild eines Kunden -– all das sind Augenblicke, die uns anspornen weiter zu machen und die uns deutlich machen, dass wir mehr denn je gebraucht werden.

SZ