Schrobenhausen
Manche konnten schon etwas Deutsch

In der Willkommensklasse der Franz-von-Lenbach-Schule werden derzeit 17 Kinder unterrichtet

30.05.2022 | Stand 22.09.2023, 22:44 Uhr

Weil in der Franz-von-Lenbach-Realschule kaum mehr Platz ist, werden die ukrainischen Kinder unter anderem im Boulderraum von den beiden Lehrern Maksym Makarenko und Olena Krasun unterrichtet. Foto: Röder

Von Julia Röder

Schrobenhausen – Normalerweise wird in diesem Raum geklettert – derzeit wird darin unterrichtet. Weil in der Franz-von-Lenbach-Realschule akuter Platzmangel herrscht, lernen hier die Schüler der Willkommensklasse für Kinder, die aus der Ukraine geflüchtet sind.

Dass so eine Klasse eingerichtet wird, dafür hat sich die Lehrerin Isabelle Kumitz eingesetzt. Ihr sei schnell klar gewesen, dass da viele intelligente Leute zu uns kämen, sagt die Mathe- und Physiklehrerin. Gemeinsam mit ihrer Kollegin und Deutschlehrerin Silvia Kather hat sie deshalb ein Konzept erarbeitet, wie die Betreuung der ukrainischen Kinder aussehen könnte. Und die beiden haben sich gefragt, welche Lehrmaterialien es gibt und sich umgesehen. Mittlerweile habe man eine komplette Serie an Materialien, die man im Unterricht einsetzen könne. „Wir wollten das einfach machen“, sagt Kumitz, „weil es wichtig ist, dass die Kinder unterrichtet werden.“

Für sie ist das Thema nicht ganz neu, denn immer wieder würden an der Franz-von-Lenbach-Schule Kinder unterrichtet, die kein Deutsch können und die nach Schrobenhausen kommen, weil ihre Eltern hier Arbeit gefunden haben. Das seien durchaus begabte Schüler, die aber gerade am Anfang Probleme mit der deutschen Sprache hätten. Deshalb lernen momentan in der Willkommensklasse neben den ukrainischen Kindern auch zwei Kinder aus Serbien und Bulgarien Deutsch.

Makarenko hat bereits in der Ukraine unterrichtet

17 Schüler besuchen derzeit die Klasse. Sie erhalten Deutschunterricht bei dem ukrainischen Lehrer Maksym Makarenko, der bereits in der Ukraine Deutsch unterrichtet hat. Er ist seit einigen Wochen in Deutschland und fühlt sich schon sehr gut integriert, wie er erzählt. Der 32-Jährige hat in Kiew Lehramt für Deutsch und Englisch studiert und ist nun froh, dass er hier unterrichten darf. „Ich versuche, den Kindern vor allem die richtige Grammatik und den Wortschatz beizubringen, damit sie hier kommunizieren können“, berichtet er.

Dabei steht Makarenko vor der Herausforderung, dass die Kinder ein recht unterschiedliches Sprachniveau mitbringen. „Manche haben bereits in der Ukraine mit Deutsch angefangen und tun sich deshalb natürlich leichter“, sagt er. Für andere sind die deutschen Wörter dagegen völlig neu. Genauso wie die Buchstaben. Ein paar der ukrainischen Kinder müssen erst noch unser Alphabet lesen und schreiben lernen, „die kennen nur kyrillische Buchstaben“, erläutert Deutschlehrerin Silvia Kather. Makarenko hat die Kinder in zwei Gruppen eingeteilt, um deren Sprachniveau besser gerecht zu werden.

Die Kinder sollen aber auch bei der Ukrainerin Olena Krasun, die mit ihrer Familie in Gerolsbach untergekommen ist (wir berichteten), ukrainische Literatur und Geschichte kennenlernen, „damit sie das Ukrainisch-Sein nicht verlernen“, wie Schulleiterin Christine Gradwohl erzählt. Schließlich wisse man derzeit nicht, wann sie wieder in ihre Heimat zurückkehren können.

Kontakt zu deutschen Schülern

In den letzten beiden Schulstunden besuchen die Kinder dann ganz normale Klassen, damit sie auch Kontakt zu deutschen Schülern haben und diese auch kennenlernen. Dort können sie dann ihre Deutschkenntnisse ausprobieren. Gerade am Anfang sei die Kommunikation teils schwierig gewesen. „Die ukrainischen Kinder wussten zum Beispiel nicht, dass unsere Schüler die Pause draußen verbringen und nicht im Klassenzimmer“, erzählt Deutschlehrerin Silvia Kather. Das habe man ihnen erst erklären müssen. Oder auch, dass die Treppen zu den Notausgängen nicht als Spielplätze gedacht seien.

In ein paar Wochen will man an der Realschule dann entscheiden, welche Schüler bleiben sollen und welche vielleicht eine andere Schule besuchen können, sei es nun Mittelschule oder Gymnasium. „Für manche der ukrainischen Kinder kann das auch bedeuten, dass sie vielleicht eine Klasse zurückgehen“, sagt Isabelle Kumitz. Und natürlich gehe es dann auch um die Frage, wie es im nächsten Schuljahr überhaupt weitergehe mit der Willkommensklasse.

SZ