Rockig, frech, herzerwärmend
Kloane Bagage spielte mit lokaler Verstärkung im ausverkauften Saal beim Daferner

23.04.2024 | Stand 23.04.2024, 5:00 Uhr

Heizten dem Publikum als Quartett ein: Kloane Bagage, verstärkt durch die Ehekirchener Gerhard Kiffe und Monika Paula. Foto: Budke

Offensichtlich kommt das Merkmal „regional“ nicht nur bei frischem Gemüse gut an, denn beinahe ausverkauft war am Freitagabend der Auftritt der Kloanen Bagage im alten Saal des Gasthauses Daferner in Schönesberg. Auf Einladung des Grünen Dorfkreises standen die Neuburger Tom Schmid und Tom Heider nicht als Duett auf der Bühne, sondern wurden durch die Ehekirchener Gerhard Kiffe und Monika Paula musikalisch verstärkt.

Entstanden war die Idee, zusammen aufzutreten, an dem Ort, an dem sie am Freitagabend auf der Bühne standen. Nachdem das Quartett einige Songs und Anekdoten zum Besten gegeben hatte, erzählte Kiffe: „Ich geh’ seit 35 Jahren in diese Veranstaltungen hier und hätte nicht gedacht, dass ich mal auf dieser Bühne sitze.“ Bei einem Kabarettabend im vergangenen Jahr trafen sich die vier zufällig. Weil die beiden Toms spontan und aufgeschlossen sind und Kiffe sowie Paula einfach richtig gute Musiker, wurde beschlossen, gemeinsam etwas zu machen. Aus drei Proben wurden 13, berichtet Schmid, denn es sollte nicht bei ein paar Liedern bleiben, sondern wurde ein abendfüllendes Programm – zu dem Kiffe drei selbst geschriebene Lieder beisteuerte.

„Ich bin eher der nachdenkliche Typ“, gab der Wahl-Ehekirchener zu, und so war sein Song „Schneemo“ tatsächlich ein bisschen melancholisch, aber auch sehr liebenswert. Vor zwei Wochen habe er noch gedacht, „ich hab’ eine Scheißnummer ausgesucht, weil ich da schon Sonnenbrand hatte“, so Kiffe, doch zum stürmisch-kalten Wetter passt das Lied dann doch sehr gut. Überhaupt wechselten sich rockige und gefühlvolle Stücke bestens ab, Blues- und Country-Töne waren zu hören und es wurde gerappt. Zwischen den Songs unterhielt Schmid auf seine sympathisch-freche Art mit Geschichten und Anekdoten, die wohl nicht alle die Prüfung am Lügendetektor bestehen würden.

Wenn Schmid etwa erzählt, dass er lieber in Schönesberg statt im New Yorker Madison Square Garden spielt, weil es in der Mega-Arena so nach Schweiß stinke, vermischen sich wohl gekonnt Wahrheit und Flunkerei. Doch die Amerikaner mögen die Kloane Bagage, weil sie immer Julius-Bier mitbringen und für den Bruce Springsteen „a Geräuchertes“, erklärt er. Dann folgt natürlich ein Springsteen-Song: „Glory Days“, übersetzt als „Oide Dog“, alte Tage.

Das ist eine Spezialität der Kloanen Bagage: Hits ins Deutsche oder Bayerische transformieren. Aus „Looking out my backdoor“ wird „Neulich im Zugabteil“ und es wird klar, die Pünktlichkeit der Deutschen Bahn bleibt ein Traum. Oder „Luka“ von Suzanne Vega inspiriert die Neuburger zu „Hunger“, für das Ideengeber der Schwergewichtsboxer Wolfgang Köhler gewesen sei, „mit dem ich die Fresssucht teile“, so Schmid, aber auch seine Frau: „Sie nennt mich Eisvogel, weil die pro Tag das Doppelte ihres Körpergewichts fressen.“

Richtig schön gelingt der „Bold Song“ von Nick Cave, bei dem Schmid und Paula herzerwärmend im Duett singen und Kiffe beweist, dass er nicht nur Schlagzeug spielen kann, sondern auch ein ausgezeichneter Trompeter ist.

Bei den vier Künstlern ist jeder in seinem Fach wirklich gut: Heider legt das ein oder andere mitreißende Solo an der Bassgitarre hin, Schmid ist nicht nur ein toller Geschichtenerzähler, sondern auch ein überzeugender Sänger. Paula wechselt nahtlos zwischen Akkordeon, Klavier und Melodika – ein selten gespieltes Instrument auf den Kleinkunstbühnen – und singen kann sie auch. Und Kiffe beherrscht nicht nur das Mini-Schlagzeug auf der engen Bühne sowie die Trompete, sondern er überrascht mit den unverkennbar dumpf-schwingenden Tönen eines sauber gespielten Didgeridoos.

So ging es bei dem Konzert um Kängurus, Reinhold „Yeti“ Messner und viele andere Themen: Warum man nicht betrunken Auto fahren soll, erfuhr das Publikum ebenso wie die Geschichte von Sepp und seiner Liebe zur Fleischwarenfachverkäuferin. Das Lied „Neuburg“ wünscht sich Komponist Schmid als offizielle Stadt-Hymne, doch „der Gmehling hat noch nichts dazu gesagt“. Anders geht es Kiffe: Sein Lied „Schwarz auf Weiß“ schrieb er als Hymne für den geliebten Sportverein FC Ehekirchen. Am Freitag spielte es das Quartett als Zugabe und so mancher im Publikum schien genau aus dem Grund gekommen zu sein. Applaus gab es reichlich, und so spielte die Kloane Bagage noch drei weitere Zugaben.

DK