Schrobenhausen
In St. Jakob: Blick zurück nach vorn

Gut besuchtes Konzert des Vereins zur Förderung der Kirchenmusik in der Stadtpfarrkirche St. Jakob

06.01.2023 | Stand 17.09.2023, 6:07 Uhr |

Saxofonistin Eva Albersdörfer und Organist Max Hanft. Foto: Erdle

In der Verbindung von melancholischem Rückblick und optimistischer Vorfreude bot das Schrobenhausener Silvesterkonzert genau die richtige Mischung, wie es sich zum Jahresschluss gehört.

Stadtpfarrer Georg Leonhard Bühler freute sich, unter dem Sternenschmuck, der den Kirchenraum noch von der Aussendung der Sternsinger dekorierte, „zwei wahre musikalische Sterne“ begrüßen zu können: Für die bewährte Kombination „Orgel und ...“ hatte der Verein zur Förderung der Kirchenmusik um Hans Bachfischer und Kirchenmusiker Wolfgang Hiltner zum ersten Silvesterkonzert der Nach Corona-Ära neben Organist Max Hanft heuer Eva Albersdörfer, mehrfache Preisträgerin bei Jugend musiziert, eingeladen.

Die junge Künstlerin am Altsaxofon (noch im Studium an der Münchner Musikhochschule) wusste in der gut gefüllten Kirche mit durchweg sehr rundem Klang und beweglicher Linienführung zu überzeugen. Schon der Beginn mit Henry Purcells feierlichem Rondo (dem Klassikfreund auch bekannt aus Brittens „Young Person’s Guide“) schien wie gemacht für einen Jahresrückblick. In zwei Bearbeitungen von Flötensonaten, komponiert von den Herren Händel und (womöglich) Bach, trug die Bläserstimme die Hauptarbeit in vielfachen Bögen bei locker-vergnügter Begleitung der Orgel, die zurückhaltend registriert, aber stets auf den Punkt „da“ war. Aus der Abteilung „Rückschau auf 2022“ erklangen Gabriel Faurés melancholische Pavane und die fast ebenso bekannte „Aria“ von Eugène Bozza, eine Art moderner Fortsetzung der Fauré-Pavane mit gleichzeitigen Bach-Anklängen; Gabriel Grovlet, ein Fauré-Schüler, steuerte eine Sarabande bei, der ein luftig-französisches Allegro folgte. Atmosphärisch äußerst gelungen war „Das alte Schloss“ aus Mussorgskys „Bildern einer Ausstellung“, mit dessen Mischung von nachdenklicher Troubadoursweise und russisch-wehmütiger Nostalgie auch die farblich wechselnde Beleuchtung des Altarraums sehr schön harmonierte. Organist Max Hanft steuerte zwei Solostücke bei, zum einen die sehr gefälligen, sich klanglich steigernden fünf Variationen über „Puer nobis nascitur“ von Josse-François-Joseph Benaut, der die zweifelhafte Ehre hat, als einer der wenigen Organisten der Französischen Revolution im Schreckensjahr 1794 zum Opfer gefallen zu sein. Gänzlich gefahrlos schrieb hingegen 100 Jahre später Camille Saint-Saëns Präludium und Fuge op. 99/3 in Es-Dur. Dass dies angeblich eines der Lieblings(orgel)stücke des Komponisten war, konnte man in Hanfts prächtiger Interpretation sofort nachvollziehen, wirbelte die Orgel doch zunächst in den Sechzehnteln einer Vivace-Toccata nur so dahin, um dann in eine feine vierstimmige Fuge überzugehen, deren Coda schließlich fortissimo im vollen Orgelwerk endete.

Gekonnte Jazzklänge, locker-entspannt und doch exakt, bestimmten dann die letzte Viertelstunde, so bei einem rhythmisch anspruchsvollen „Sambossa“, bei „Take Five“, dem Leib- und Magenstück des Dave Brubeck Quartetts aus der Feder von Altsaxofonist Paul Desmond, oder beim „Harlem Nocturne“, als Max Hanft sein Instrument wie eine Kino-Orgel klingen ließ. Nach solcher Leistung ließ das Publikum die Künstler selbstverständlich noch nicht von der Empore: leichtfüßig-optimistische Variationen über „Amazing Grace“ rundeten das Konzert, verbunden mit dem Wunsch des Stadtpfarrers für „Gottes Segen auf allen Wegen“, in Richtung Neujahr musikalisch ab.

SZ

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