Heftige Unwetter im Schrobenhausener Land
Hunderte Einsatzkräfte arbeiten die ganze Nacht durch und beseitigen Sturmschäden

12.07.2023 | Stand 14.09.2023, 21:28 Uhr

Der Park der ehrwürdigen Leinfelder-Villa an der Aichacher Straße wurde beim Unwetter arg in Mitleidenschaft gezogen. Überall im Schrobenhausener Land hatten Hilfskräfte bis weit in dem Mittwoch hinein mit Aufräumungsarbeiten zu tun. Fotos: M. Schalk, Staimer, Petry, Schledzinski (Stadt Schrobenhausen)

Auf dem Wetterradar war die Zelle, die Dienstag kurz vor Mitternacht über das Schrobenhausener Land zog leuchtend lila – also heftig. Und tatsächlich wurden Windgeschwindigkeiten nahe an der Grenze zum Orkan gemessen. Entsprechend hatten die Einsatzkräfte gut zu tun, teils durchgängig bis in die Morgenstunden. Und auch am Mittwoch gingen die Aufräumungsarbeiten weiter.

120 Stundenkilometer – das ist die Windgeschwindigkeit, ab der man von einem Orkan spricht. Wolfgang Haas, der in Langenmosen seit vielen Jahren Wetterdaten mitnotiert, staunte nicht schlecht, als er sah, was seine Messgeräte anzeigten: 375 Blitze im Umkreis von 20 Kilometern und Böen bis zu 116 km/h bei ihm daheim. Nicht auszuschließen, dass der Wind zumindest punktuell noch stärker pfiff.

Denn es wurden teils gewaltige Bäume umgeknickt. Was nicht niet- und nagelfest war, wurde weggeweht. Äste flogen durch die Gegend und landeten teils in Fensterscheiben von Nachbargebäuden oder fegten Ziegel vom Dach.

Weit über 100 Helfer im Einsatz

Allein die Stützpunktfeuerwehr war mit 44 Hilfskräften im Einsatz, im Schrobenhausener Land waren es weit über 100. Viele von ihnen schlugen sich die Nacht um die Ohren, an Schlaf war nicht zu denken.

Im Funkraum in Schrobenhausen liefen rund 150 Einsätze auf und wurden koordiniert. Minütlich gingen die Meldungen ein. Kreisbrandrat Stefan Kreitmeier und Kreisbrandinspektor Andreas Stark halfen beide in Schrobenhausen mit. Es ging an die Leistungsgrenze. Straßen waren unpassierbar, und in diesem Fall war es gut, dass gerade nachts keine Züge auf der Paartalbahn fahren. Einige Bäume landeten auf den Gleisen.

Und es gab Unfälle. Kurz nach Mitternacht übersah ein 19-Jähriger aus Aichach in seinem Opel auf Höhe Altenfurt einen quer über der B300 liegenden Baum. Wie die Polizei berichtet, wurden er und seine 16-jährige Beifahrerin bei dem Aufprall leicht verletzt. Am Pkw entstand Schaden in Höhe von 10000 Euro. Der Baum wurde von der Feuerwehr zersägt.

Gegen 1 Uhr wurde gemeldet, dass eine entwurzelte Tanne in der Ganghoferstraße auf dem geparkten Pkw eines 54-Jährigen gelandet sei. Und in der Riedelstraße in Karlskron fiel ein Baum auf den abgestellten Pkw eines 23-Jährigen.

Bäume fielen auf geparkte Autos

Auf dem Gelände eines Energieversorgers in Gachenbach kam es laut Polizei infolge des Unwetters zu einem Kleinbrand, der von der Feuerwehr rasch gelöscht werden konnte.

In Berg im Gau traf ein Blitz nach Meldungen, die der Redaktion vorliegen, einen Trafoverteiler in Berg im Gau. Überall im Schrobenhausener Land kam es zu kurzen, manchmal auch längeren Stromausfällen.

Heftig erwischte es den kleinen Park rund um die ehrwürdige Leinfelder-Villa des berühmten Architekten Seidl. Die Aufräumungsarbeiten zogen sich über stunden hin; der Sturm hatte Äste über die halbe Aichacher Straße verteilt. Und im Freibad fiel das beliebte Frühschwimmen aus; unter anderem flog ein ganzes Dach von einem der Nebengebäude weg.

Aufgrund des Sturms sind im gesamten Schrobenhausener Land mehrere Forstwege derzeit nicht befahrbar. Zahlreiche Bäume sind entwurzelt und Bäume umgeknickt, die Straßen blockieren und die nun nach und nach beseitigt werden. Durch den extrem hohen Aufwand wird das einige Zeit dauern.

Etliche Sperrungen auch bei Friedhöfen

Im Bereich der Stadt Schrobenhausen ist zum Beispiel der Weg zum SSV-Heim betroffen. Laut dem zuständigen Revierleiter Dominik Reil ist ein hoher maschineller Aufwand nötig, um hier durchzukommen. Er geht von einer Sperrung noch bis Montag aus.

Im Waldgebiet von Linden nach Langenmosen herrscht akute Umsturzgefahr. Bäume liegen in den Kronen und können jederzeit umfallen. Auch hier ist bis mindestens Montag keine Durchfahrt möglich. Die Zufahrt zum Parkplatz am Mahlberg sowie die Durchfahrt zur Grüngutdeponie sind gesperrt. Zur Deponie kommt man aber noch via Edelshausen.

Alle Friedhöfe im Stadtgebiet sind aus Sicherheitsgründen nach dem Unwetter komplett gesperrt; deshalb muss auch in Steingriff die Abendmesse am Donnerstag entfallen. Wie die Polizei außerdem berichtet, hatte das Unwetter auch noch eine weitere Folge: Bei mehreren Geschäften und Banken im Schrobenhausener Land lösten die Brandmeldeanlagen Fehlalarme aus.

SZ