Volkstrauertag
„Hoffnung auf Versöhnung “

In Schrobenhausen wurde den im Krieg gefallenen Opfern gedacht

13.11.2022 | Stand 20.09.2023, 2:33 Uhr

Von der Stadtpfarrkirche ging am Sonntagvormittag ein Schweigemarsch zum Perger Platz, wo am Kriegerdenkmal Kränze niedergelegt wurden. Fotos: M. Schalk

Schrobenhausen – Jedes Jahr wird am Volkstrauertag an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft erinnert – auch in Schrobenhausen. Die zentrale Gedenkfeier zum Volkstrauertag fand am Sonntag vor der Kriegergedächtniskapelle am Perger Platz statt.

Die Fahnenabordnungen der Vereine trafen sich bereits um 10 Uhr an der Nordseite des Schrobenhausener Rathauses. Um 10.15 Uhr begann die Heilige Messe zum Volkstrauertag in der Stadtpfarrkirche St. Jakob mit dem Einzug der Fahnenabordnungen. Auch der Gottesdienst in der evangelischen Christuskirche begann um 10.15 Uhr. Nach den Gottesdiensten setzte sich gegen 11 Uhr ein Schweigemarsch vom Rathaus zum Schrobenhausener Kriegerdenkmal in Bewegung.

Die Menschen sind nicht klüger geworden

Die Eröffnungsrede hielt Bürgermeister Harald Reisner (FW). „Schon wieder“, sagte er, „gibt es in Europa einen Krieg.“ Die Menschen seien nicht klüger geworden. Ein Krieg löse aber niemals Probleme, sondern schaffe im Gegenteil viele neue. Die Frage sei, wann wir Menschen das verstehen würden. Der Volkstrauertag habe auch nach 70 Jahren seine Berechtigung und sei von großer Bedeutung. „Das sollten wir nicht vergessen“, betonte der Rathauschef und sagte außerdem: „ Wir sind nicht hier wegen all der Steintafeln in der Kapelle, sondern für all die Menschen, deren Namen auf diesen Steinen stehen.“

Pfarrer Marek Pokorski betonte seiner Ansprache den ökumenischen Gedanken, der die Menschen verbinde. „Wir gedenken all der Menschen, die durch Krieg den Tod gefunden haben“, sagte er, „lasst uns für sie beten.“ Pfarrer Gerhard Rupprecht erinnerte an die gespenster, die vor rund zwei Wochen in Schrobenhausen unterwegs gewesen seien. „Die Gespenster von Halloween sind längst wieder weg, dafür sind jetzt andere Gespenster da.“ Vor allem sei dies das Gespenst des Imperialismus. „Wir hätten nicht gedacht“, sagte der Geistliche, „das ein Staat einen anderen einfach überfallen kann.“ Und dieses Gespenst werde nicht mit Panzern oder Raketen besiegt. Es müsse in den Köpfen der Menschen besiegt werden. Dieses „größer, weiter, höher“, das sei nicht nur allein Putin, das seien auch Apple, Google, Amazon oder solche Dinge wie Cum-Ex-Geschäfte. „Was glauben wir?“, stellte Rupprecht als Frage in den Raum. Es gebe noch ein Gespenst: das Gespenst des Chauvinismus, also die scheinbare Überlegenheit der eigenen Gruppe etwa gegenüber Frauen oder im Leben schlechter Gestellten. „Das ist der Boden, auf dem Krieg gedeiht“, gab der Pfarrer zu bedenken. Mit Worten, Taten und dem eigenen Handeln und vor allem dem Glauben könnten die Menschen dem widerstehen.

Gedenken an die verstorbenen Soldaten

Der Vorsitzende der Soldatenkameradschaft Schrobenhausen, Josef Plöckl, nimmt seit vielen Jahrzehnten am Volkstrauertag teil. Auch er betonte: „Wir gedenken der verstorbenen Soldaten, die an beiden Weltkriegen teilgenommen haben, in Gefangenschaft gestorben sind oder bis heute vermisst werden.“Es solle aber auch an all jene erinnert werden, die Opfer von Gewaltherrschaft geworden seien oder verfolgt wurden, weil sie etwa eine andere Rasse gehabt hätten oder durch eine Behinderung als nicht lebenswert erachten worden seien. Plöckl erinnerte zudem an die Bundeswehrsoldaten, die im Einsatz ihr Leben ließen. Dennoch gebe es nach wie vor „Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen“ betonte er. Und die Hoffnung auf Frieden in der ganzen Welt. Zum Gedenken wurden schließlich Kränze am Kriegerdenkmal niedergelegt und drei Salutschüsse abgegeben. Bürgermeister Harald Reisner beendete die Gedenkfeier mit den folgenden Worten: „Wir dürfen nicht vergessen: Man sollte nicht vergessen.“

SZ