Herzog-Filmtheater
Höllisch gute Klänge

Hattori Hanzi spielen bemerkenswertes Konzert – Weiter geht‘s am 25. März

28.02.2023 | Stand 17.09.2023, 1:59 Uhr

Jörg Weber hatte es schon angekündigt: „Jazz darf alles.“ Oder: „Das wird die Hölle.“ Beides war natürlich ausschließlich positiv gemeint. Und mit diesen Worten im Sinn verließen zweieinhalb Stunden später auch die rund 80 Besucher den Saal im alten Kino: überrascht, überwältigt und viele richtig begeistert. Das Konzert von Hattori Hanzi wird bei einigen von ihnen wohl noch etwas länger nachhallen.

„Sie werden Dinge hören, die Sie noch nie gehört haben“, sagt Weber, der die Reihe ja in Kooperation mit dem Verkehrsverein organisiert, zu Beginn des Abends. Nun, unterschätzen sollte man das Schrobenhausener Publikum da nicht. Denn es gibt bestimmt viele Musikfans in der Stadt, die auch schon mal experimentierfreudig unterwegs waren. Aber das Konzert, das nach Webers einleitenden Worten folgt, ist tatsächlich etwas Besonderes. Außergewöhnlich und bemerkenswert.

Hattori Hanzi ist die Nachfolgeband der legendären Organ Explosion. Und wenn man die Musiker auf der Bühne erlebt, bekommt man eine Idee davon, wie es zu diesem früheren Namen gekommen ist. Vor allem Hansi Enzensperger und Manfred Mildenberger steigern sich manchmal so sympathisch-nerdig in ihre Musik hinein, dass sich das ganze Konstrukt immer dramatischer und spannungsvoller aufbaut. Wie bei einer Zündschnur eben, die immer näher an die Explosion heranführt, dann aber doch im richtigen Moment stoppt.

KreativeSoundbastler

Es ist das Spiel mit einer speziellen Klangästhetik, das Hattori Hanzi ausmacht. Damit baut das Trio Spannungsbögen auf, dekonstruiert Stücke, fügt sie anders zusammen. Das passiert in vielen unterschiedlichen Stilen, erinnert mal an das Soundgefrickel von Indie-Größen wie The Notwist, geht mal in eine sehr elektronische Richtung (auch diverse Synthesizer kommen zum Einsatz), wird an anderen Stellen wieder klassisch-jazziger oder sogar etwas rockig. Das alles mit jeder Menge Körpereinsatz. Und mit viel Leidenschaft.

Der lässige Igor Kljujic in der Mitte ist da fast noch der Unauffälligste – was keinesfalls sein großartiges Bassspiel schmälern soll. Links neben ihm (von den Zuschauern aus gesehen) hat Hansi Enzensperger gefühlt fünf Hände, die er nutzt, um sein ganzes Repertoire an Klangerzeugern, angeführt von einer Original-Hammondorgel, zu bedienen. Zwischendrin haucht er auch noch effektvoll ein paar Töne ins Mikrofon (das er mit einer der vielen Hände hält). Es klingt manchmal wie ein Sturm, der sich da aufbaut, der über das Publikum hinwegfegt – oder auch mal sanft daran vorbeizieht.

Ihm gegenüber: Manfred Mildenberger am Schlagzeug, der dieses allerdings nicht nur wie ein Rhythmus-, sondern quasi ebenfalls wie ein Tasteninstrument benutzt. Jeder Schlag erzeugt einen Klang, der genauso sein soll. Sogar, wenn Mildenberger seine Stick-Tasche auf den Boden wirft, passt das dazu. Die Spielfreude und die Lockerheit, die er dabei ausstrahlt, lassen einen kaum wegschauen.

Bei ein paar Zuschauern dauert es, bis sie richtig „drin“ sind, nachdem mal wieder ein Song mit einem extrem langen Intro aufgebaut wurde. Irgendwann packt es aber jeden. Manche Gäste sind am Ende überrascht, andere richtig begeistert. Kalt lässt dieses Konzert, das mit einer lässigen Hank-Williams-Nummer endet, jedenfalls niemanden. Und es zeigt auch mal wieder die Vielfältigkeit des Jazz und im Speziellen auch der Jazz-im-Filmtheater-Reihe.

Arabic Jazz mit demHarrycane Orchestra

Mit Teil drei davon geht es übrigens am Samstag, 25. März, weiter. Dann kommt das Augsburger Harrycane Orchestra nach drei Jahren zurück ins Herzog-Filmtheater. Die Liebe zur orientalischen Melodieführung, die Faszination für arabische Rhythmik und die Leidenschaft für Improvisation waren für Schlagzeuger Harry Alt einst ausschlaggebend, um die Band 2015 ins Leben zu rufen, die manchmal volksliedhaft, im nächsten Moment wieder nach Weltmusik klingt. Melancholie schwingt neben Lebensfreude. Sicher ist, dass es auch bei diesem Konzert, für das der Online-Ticketvorverkauf bereits läuft (www.tickets-verkehrsverein.org) außergewöhnliche Klänge zu hören geben wird.

SZ