Schrobenhausen
Hochzeit mit erwünschten Zaungästen

Barocktage: Trauung wurde von Musik umrahmt, die Jahrhunderte lebendig miteinander verbindet

12.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:48 Uhr

Das Brautpaar konnte den Auftritt des Barockensembles Combassal in St. Jakob aus nächster Nähe genießen. Zu den geladenen Hochzeitsgästen hatten sich auch einige Dutzend Besucher dazu gesellt, die die Einladung, diese besondere Trauung mitzuerleben, sehr gerne annahmen. Es gab viele Gänsehautmomente. Foto: Budke

Von Heidrun Budke

Schrobenhausen – Die 14. Barocktage Schrobenhausen sind mit einem Paukenschlag gestartet: mit einer barocken Hochzeit, passend zum Jahresprogramm. So etwas gab es in Schrobenhausen ziemlich sicher noch nie.

Feierliche Barock- und festliche Blasmusik waren Samstagmittag in St. Jakob im Wechsel zu hören. Was auf den ersten Blick wie ein Kontrast klingt, erwies sich tatsächlich als überaus gelungene Kombination. Das machte nicht nur das Brautpaar Andrea Lautenschlager und Andreas Wenger glücklich, denn die beiden aktiven Bläser hatten die musikalische Gestaltung ihrer kirchlichen Hochzeit durch ein Barockensemble bei einer Verlosung im Vorfeld der Barocktage gewonnen.

EmotionaleMomente

Strahlend stand das Ehepaar Andrea Lautenschlager und Andreas Wenger nach der Trauung vor der Kirche. „Das war schon sehr emotional“, sagte Andi Wenger und meinte damit nicht nur die Trauungszeremonie an sich, sondern auch die Musik. Seine Frau nickte zustimmend, als er erklärte: „Das Leichte der Barockmusik und das eher Schwere der Blasmusik und trotzdem hat es gut gepasst – sehr gut sogar.“

Das konnte jeder nachempfinden, der bei dem Trauungsgottesdienst am Samstagmittag in der Kirche gewesen war, und so erwies sich die Idee, die zu dieser Kombination geführt hatte, als Glücksfall für alle Beteiligten. Und es waren viele gekommen, mehrere Dutzend willkommene Zuschauer über die geladenen Hochzeitsgäste hinaus.

Im Vorfeld der Barocktage, die heuer unter dem Motto Hoch-Zeit stehen, hatte der Verein Freunde der Alten Musik die musikalische Umrahmung einer Trauung verlost. Als hochkarätige Musiker wurde dafür das international besetzte Ensemble Combassal unter der Leitung von Ralph Stelzenmüller gewonnen. Andrea Lautenschlager und Andreas Wenger zogen, wie auch Stadtpfarrer Georg Leonhard Bühler sagte, das große Los.

Wie es der Zufall wollte, sind die Brautleute selbst aktive Musiker: Sie spielt Oboe, er tiefes Blech. Andi Wenger ist auch Mitglied des Reiderhoftrios mit Rita Brunner und ihrer Schwester. Zudem ist Andi Wenger Dirigent der Blaskapelle Pöttmes, die damit ins Spiel kam: Im Verein ist es üblich, Mitglieder auf besonderen Festen musikalisch zu begleiten. Aber würde das funktionieren – Barockmusik und Blasmusik in einem gemeinsamen Gottesdienst?

„Das ist ein auf Alte Musik spezialisiertes Barockensemble. Es ist eine große Freude, dass sie hier sind“, erzählte Intendant Jakob Rattinger vor Beginn des Gottesdienstes über Combassal. Ihre Instrumente wie Cembalo, Gamben, Celli, Violonen und Oboe klingen speziell. Außerdem gehören je zwei Sängerinnen und Sänger zum Ensemble. „Diese Bach-Kantate braucht das“, machte Rattinger neugierig auf das, was im Gottesdienst kommen würde.

Die Blaskapelle begann zum Einzug der Brautleute mit der Europahymne. Nach der Begrüßung durch Stadtpfarrer Georg Leonhard Bühler spielte die Kapelle ein wundervoll arrangiertes „Adiemus“ von der Empore herab. Spätestens jetzt stellte sich der erste Gänsehautmoment in diesem Gottesdienst ein, für manche Besucher – von der Trauung an sich mal ganz abgesehen – nicht der letzte. Die Klänge der Blaskapelle füllten die Kirche bis in den letzten Winkel, strahlten Freude, Leben und Liebe aus.

Von der Lebendigkeitder Hochzeitskantate

Die Barockmusik kam leiser daher. Dass sie gar nicht verstaubt und traurig ist, das bewies das Ensemble Combassal eindrucksvoll. „Das ist ein Klischee, das wir aufbrechen wollen bei den Barocktagen und zeigen, dass es auch fröhliche Musik ist“, erklärte Rattinger, „bei so einer Hochzeitskantate merkt man richtig, wie es lebt und lebendig ist.“ In Bezug auf das gemeinsame Konzert mit der Pöttmeser Blaskapelle empfand er es genau wie das Brautpaar: „Zuerst sieht es wie ein Widerspruch aus, aber wir pflegen eine Tradition mit der Musik und die Blaskapelle pflegt auch eine Tradition. Es sieht weit weg aus, aber es ist unglaublich inspirierend.“

Stadtpfarrer Bühler kannte einige Hintergrundinformationen zur Bachkantate „Der Herr denket an uns“, sie sei wahrscheinlich zirka 1708 oder 1709 für die Trauung eines evangelischen Pfarrers geschrieben worden und er fand: „Sie bringt mit Tönen und Gesang die Verse aus dem Alten Testament zum Schwingen.“

SanfteLeichtigkeit

Dann der große Augenblick: die – private – Trauung, und im Anschluss: Bach. Die Sänger und Sängerinnen des Ensemble Combassal nahmen bei ihrem Vortrag der Kantate immer wieder Blickkontakt mit dem Brautpaar auf, das nach dem Ja-Wort beseelt lächelnd Händchen hielt. Die Musik und der Gesang klangen fröhlich erhebend und füllten mit einer sanften Leichtigkeit die Kirche. Dazu passten die gesungenen Bibelworte perfekt: „Gesegnet seid ihr und eure Kinder“. Das waren schon magische Momente.

Und so brachte es Pfarrer Bühler am Ende des Gottesdienstes nach dem Segen auf den Punkt: „Die Musik war wunderschön – sei es, vom Ensemble Combassal, das Solo von Jakob Rattinger oder von der Blaskapelle – das war etwas ganz Exquisites heute.“

SZ

Weiterer Bericht über das Abendkonzert der Barocktage im Kulturteil.