Frühlingsbotin und Klostergründerin
Gedenktag der heiligen Gertrud von Nivelles ist der 17. März

17.03.2024 | Stand 17.03.2024, 5:00 Uhr
Hans Hammer

Die heilige Gertrud von Nivelles in einer bildlichen Darstellung im Altarblatt im Hauptaltar in der Pfarrkirche St. Gertrud in Dinkelshausen bei Pöttmes Foto: Hammer

Gertrud von Nivelles war die Tochter Pippins von Landen, dem Älteren. Der war Hausmeier (Verwalter des Herrscherhauses und Leiter der Regierungsgeschäfte) der merowingischen Könige und Stammvater des späteren Herrschergeschlechts der Karolinger. Gertrud wurde um 626 in Nivelles südöstlich von Brüssel im heutigen Belgien geboren. Sie gehörte also dem höchsten Adel an und war bei dieser Abstammung eine Verwandte von Karl dem Großen. Die Mutter war die heiligmäßige Itta (Iduberga) von Nivelles.

Die heilige Gertrud gilt als eine der populärsten und am meisten verehrten Heiligen des Mittelalters und der frühen Kirche im germanischen Raum. Sie galt als beliebte Botin des Frühlings. Nicht selten wurde sie als Sonnenbraut und erste Gärtnerin bezeichnet. Der Name kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutet „die mit dem Speer (Ger) vertraute Kämpferin“.

Keuschheitsgelübdemit zwölf Jahren

Nach dem Tod des Vaters wandelte die Mutter den Familiensitz in Nivelles mit dem großen Landbesitz in ein Doppelkloster um, dem sie als Äbtissin vorstand. Gertrud fasste schon mit zwölf Jahren den Entschluss, ihr Leben Gott zu weihen und legte das Keuschheitsgelübde ab. Sie lehnte schon als junges Mädchen eine standesgemäße Heirat mit einem fränkischen Edelmann ab. Sie soll stolz verkündet haben: „Nicht diesen, nicht einen anderen. Ich schwöre, dass ich keinen zum Gemahl haben werde als allein Christus, den Herrn.“

Um eine Zwangsverheiratung zu verhindern, nahm die Mutter und Äbtissin Gertrud in ihr Kloster in Nivelles auf und bestimmte sie zu ihrer Nachfolgerin. Nach dem Tod der Mutter wurde Gertrud dort zur Äbtissin gewählt.

Gertrud bemühte sich vor allem um die Bildung der weiblichen Jugend. Sie zeichnete sich besonders durch Mildtätigkeit und Gelehrsamkeit aus. Vor allem war die Äbtissin um die Pflege von Bibel und Liturgie bemüht. Sie selbst besaß eine hervorragende Kenntnis der Heiligen Schrift. Auch versuchte sie unter großen Kosten in dem Kloster eine Bibliothek einzurichten und begründete daneben eine große Herberge für fahrende Schüler, Wandergesellen und Pilger. Sie wird deshalb auch „Schutzherrin der Landstraße“ genannt Für irische Wandermönche, die sie in ihr Kloster gerufen hatte, ließ sie ein Spital errichten. Sie leitete die Schwestern in Handarbeiten aller Art an, saß selbst den ganzen Tag entweder am Spinnrocken oder Webstuhl.

Um 640 gründete Gertrud von Nivelles die Benediktinerinnenabtei in Karlburg in Unterfranken. Diese ehemalige Abtei war eines der ersten Klöster im mainfränkischen Raum, das sich besonders um Arme, Kranke und Gebrechliche kümmerte.

Durch die dauernde Beanspruchung schwanden ihre Kräfte. Im Alter von 30 Jahren war Gertrud vom vielen Fasten so geschwächt, dass sie ihr Amt als Äbtissin abgeben musste. Sie starb am 17. März 659 in ihrem Kloster in Nivelles. Sie wurde in der Abteikirche bestattet.

Das Leben der heiligen Gertrud ist geschichtlich belegbar. Die historische Grundlage ist die „Vita sanctae Geretrudis". Ihre Lebensgeschichte wurde bereits um 670, also wenige Jahre nach ihrem Tod, geschrieben. Ihr gotischer Reliquienschrein aus dem Jahr 1298 wurde 1940 bei einem deutschen Bombenangriff zwar zerstört, aber 1982 neu geschaffen und befindet sich in der Stiftskirche St. Gertrud in Nivelles. Die heilige Gertrud wird dargestellt als Nonne oder Äbtissin, mit Mäusen, beim Spinnen oder mit einem Kirchenmodell. Sie ist die Patronin der Spitäler, der Reisenden und Pilger, der Spinnerinnen, Gärtner und Katzen. Sie wird angerufen bei Ratten- und Mäuseplage und gegen Fieber.

Viele Bauernregelnzum Gertrudentag

Die heilige Gertrud übernahm beim germanischen Volk die Nachfolge der auch als Spinnerin dargestellten Göttin Frigga und gilt somit seit dem Mittelalter als volkstümliche Patronin der Spinnerinnen. Die christliche Heilige segnet nach dem Vorbild der germanischen Göttin auch den Beginn der Garten- und Feldarbeiten. Ihre Fürbitte ist wirksam für das Gedeihen der Feld- und Gartenfrüchte. Für den Gertrudentag, den 17. März, gelten noch heute viele Gärtner- und Bauernregeln. So heißt es: „Gertraud führt die Kuh zum Kraut, das Ross zum Pflug, die Bienen zum Flug“, „Ist St. Gertraud sonnig, wird dem Gärtner wonnig“, „Gertraud, sä’s Kraut“ und „Gertraud den Garten baut“. Die heilige Gertrud von Nivelles darf nicht verwechselt werden mit der heiligen Gertrud von Helfta, die Große genannt. Deren Fest wird am 16. November gefeiert.

SZ