Schrobenhausen
Eine Herzensangelegenheit

Drei Bands und rund 130 Besucher kamen zum Benefizkonzert für die Tafel und die Ukrainehilfe

28.11.2022 | Stand 19.09.2023, 3:22 Uhr

Die Band Instrument aus München, aber mit ein bisschen Schrobenhausener Beteiligung.

Schrobenhausen – Instrument, die Pawn Painters und The Sensational Skydrunk Heartbeat Orchestra: Das ist ja an sich schon ein klangvolles Line-up für ein Konzert im Schrobenhausener Jugendzentrum. Dass die drei Bands noch dazu für eine gute Sache spielten, machte den Abend umso runder. Um die 130 Leute kamen – und leisteten damit ihren persönlichen Beitrag. Demnächst werden die Organisatoren, Jörg Weber und das Team des Jugendzentrums, den Erlös aus Eintrittskarten- und Getränkeverkauf an die Schrobenhausener Tafel und an die Ukrainehilfe übergeben.

Die Musik steht diesmalnicht im Vordergrund

Irgendwann steht der Schrobenhausener Jazzmusiker und designierte Kunstpreisträger Jörg Weber an diesem vorweihnachtlichen Abend selbst auf der Bühne des Jugendzentrums, zählt ein, und stimmt dann „Give Peace a Chance“ an; den Klassiker, den John Lennon und Yoko Ono während ihrer „Friedenskampagne“ 1969 spontan in einem Montrealer Hotelbett einspielten. Ein bisschen erinnert das im GreenHaus zunächst an gemeinsames Adventssingen, das auch gut zum nur wenige Meter entfernten Weihnachtsmarkt gepasst hätte. Doch als das Publikum erst zaghaft, dann etwas lauter mit einstimmt, ist natürlich allen klar, was das soll: Es geht hier nicht nur um einen Abend mit guter Indie-, Rock- oder Ska-Musik, sondern um mehr: um den Frieden, oder besser gesagt um Hilfe in Kriegszeiten. Zumindest um den Teil, der in Schrobenhausen dafür geleistet werden kann.

Dementsprechend ist Jörg Weber ganz glücklich mit dem Ergebnis – auch wenn man sich „natürlich immer Maximalauslastung wünscht“, wie er sagt, und schon noch Platz für ein paar mehr Besucher gewesen wäre. Dass die Bands den Abend als Herzensangelegenheit und natürlich ohne Gage gestalten, dass das Publikum mit Ticket- und Getränkekauf seinen Teil für die gute Sache beiträgt – das sei natürlich „sehr schön und zufriedenstellend“, betont Weber, noch ohne allerdings die genaue Summe zu kennen, die am Ende für den guten Zweck zusammengekommen ist.

Fast wie ein musikalischesKlassentreffen

Für eine erste Band eines solchen Konzertabends ist das Juze – nachdem übrigens Bürgermeister Harald Reisner vorbeigeschaut und mit einem Grußwort eröffnet hat – jedenfalls gut gefüllt. Allerdings ist diese erste Band ja auch The Sensational Skydrunk Heartbeat Orchestra, also selbst ein potenzieller Headliner – wie eben auch die anderen beiden. Doch einer muss ja anfangen. Und die Mischung aus Aichachern, Schrobenhausenern und vielen von drumherum erfüllt natürlich wieder mal das, was die Musikfans erwarten: Skydrunk macht Stimmung, schiebt an, und bringt dazwischen auch nachdenkliche Worte. Sänger Josh Stadlmaier war ja selbst einer der Treiber bei vergangenen Ukraine-Benefizkonzerten in Aichach.

Überregional gefeiert wird die Münchner Band Instrument, mit dem ursprünglichen Schrobenhausener Markus Schäfer (Gesang, Gitarre), dem in Schrobenhausen gut bekannten Hubert Steiner (Bass) und Nico Sierig (Schlagzeug, Gesang), für die sogar extra Fans aus Regensburg in die Stadt gekommen sind. Auf die Stimmung im Jugendzentrum überträgt sich der einerseits komplexe und ausgeklügelte, aber doch stets mitreißende Sound der Band, die so schwer in eine Schublade einzuordnen ist, recht schnell. Es gibt Songs aus dem mit tollen Kritiken überhäuften neuen Album „Sonic Cure“, aber auch ältere Nummern („Doing Nothing Is Art“). Mit Schäfer auf der Bühne und vielen Musikern im Publikum kommt bei manch einem sogar so etwas wie das Gefühl von „großen“ Schrobenhausener Musikzeiten hoch.

So hat das Ganze auch etwas von einem Klassentreffen, oder eben einem vorweihnachtlichen Zusammenkommen von Freunden, Bekannten, Musikern und Musikfans. Da wird ausgiebig geratscht. Manchmal ein bisschen zu viel. Schade, dass das wichtige Anliegen von der Tafel-Vorsitzenden Verena Bartelmann im allgemeinen Gebrabbel fast untergeht. Hier greift Weber später ein. „Wer ratschen möchte, geht währenddessen bitte raus.“ Es ist schließlich zu wichtig, was danach auch noch Tina Pfäffel von der Ukrainehilfe zu sagen hat. Die wichtigste Botschaft: Auch wenn die Aufmerksamkeit bei manchen Leuten vielleicht nicht mehr ganz so groß ist wie am Anfang des Krieges – das Leid und die daraus resultierende Hilfsbedürftigkeit würden in den nächsten Monaten sicher nicht weniger. Ganz im Gegenteil.

Drei Konzerte innerhalbvon 24 Stunden

Solche Botschaften transportieren sich ja auch besonders gut in Kombination mit Musik. So machen auch die Pawn Painters noch mal kurz Pause, als Bilgin Syonmez, Nina Vogel, Lucia Eichhorn und Nicholas Gottschall ihre Neuburger Organisation Vor Ort Support vorstellen, die sich ebenfalls humanitär in der Ukraine engagiert (und sich über den Inhalt der blau-gelben Spendenboxen freut). Davor und danach liefern Simon Mennes, Felix Kreitmeier, Jakob Schmidt und Fabian Wiltschko aber wie gewohnt ab. Und das, obwohl es – nach Regensburg am Abend zuvor und Ingolstadt ein paar Stunden vor dem Schrobenhausen-Gig – ihr drittes Konzert innerhalb von 24 Stunden ist. Von Müdigkeit ist trotzdem nichts zu spüren. Es geht ja schließlich auch um etwas: um einen tollen Konzertabend, aber vor allem um Hilfe in Kriegszeiten und um die Hoffnung auf Frieden.

SZ