Schrobenhausen
Die Spargelspitzen sind zurück: Franz Josef Mayer im Interview

04.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:36 Uhr

Die Spargelspitzen haben in den vergangenen 41 Jahren immer wiedermal erfolgreich gestochen. Fotos: Archiv

Fast zehn Jahre haben sie Pause gemacht, jetzt sind sie wieder da: die Spargelspitzen. Das Interesse ist entsprechend groß, inzwischen hat die Kabaretttruppe um den Journalisten Franz Josef Mayer eine vierte Vorstellung anberaumt, Karten gibt es über die vhs Schrobenhausen. Im Vorfeld der Premiere ergab sich ein Gespräch mit dem Erfinder und Kopf der Spargelspitzen.



Herr Mayer, wie ist das neue Spargelspitzen-Programm entstanden?


Mayer: Aus Café- und Wirtshausgesprächen mit allen möglichen Leuten und dem latenten Grummeln über die Stadtpolitik. Später auch im Kreis der Mitmacher bei den Spargelspitzen. Wenn dann die bisherigen Mitspieler ihre Lust an einem Programm erklären, sucht man noch einige Neue.

Sie selbst sind ja jemand, der hin und wieder öffentlich in der Stadt auftaucht. Wie leicht oder schwer ist es da, Distanz zu bekommen?

Mayer: Ganz leicht. Wir leben in einem freien Land, haben Meinungsfreiheit. Wer da die Distanz nicht schafft, ist selber schuld.

Kabarett gibt es ja noch anderweitig in Ihrer Familie…

Mayer: Richtig, einer meiner Brüder, der Zweitjüngste aus der Riege von sieben Kindern, macht auch Kabarett. Aber er hat erst nach mir angefangen.

Die Spargelspitzen gab es erstmals 1981. Dass es zum 40-Jährigen kein Programm gab, war das Corona geschuldet?

Mayer: Nein, nicht Corona. Sowas muss einfach Wachsen. Im letzten Herbst kamen wieder erste Gedanken auf.

Ist von den Ur-Spargelspitzen noch jemand dabei?

Mayer: Nein, das hat sich nicht ergeben. Die Spargelspitzen entstanden ja damals aus dem Theaterverein heraus, aus der Volksbühne. Im Grunde hat Toni Hirschberger, damals Vorsitzender des Verkehrsvereins, den Anstoß gegeben.

Wie das?

Mayer: Er rief damals alle Vereine auf, zum Schrannenfest etwas beizutragen. Im Umfeld des Theatervereins entstand dann die Idee, mit einem Kabarett aufzutreten. Peter Pfitzner war dabei, Martha Pelikan, Karl Trompler, natürlich Eleonore Daniel. Und Fips Neumann, ein großartiger Pianist aus Aichach.

Aber Sie waren immer derjenige, der die Truppe zusammenhielt, und ein Großteil der Nummern stammt aus Ihrer Feder ...

Mayer: Schon, aber es waren auch andere. Früher zum Beispiel Michael Rieß, auch Peter Pfitzner, im Lauf der Zeit waren mehrmals Fredi Halbleib, Jana und Hans Gerstmair die tragenden Säulen ...



... lauter Namen, die auch im Umfeld des Rathauses auftauchen. Gibts da keine Probleme, wenn das Spiegel-Vorhalten, das Derblecken, ein wenig deftig wird?


Mayer: Gab es noch nie. Wobei wir schon manchmal mit Empfindlichkeiten gerechnet haben.

... die dann aber nie deutlich wurden ...?

Mayer: Wirklich nicht. Wobei, so richtig böse waren wir ja auch nie! Und wir haben immer auf die Sprache geachtet. Wirklich derbe Begriffe haben wir bei den Spargelspitzen jederzeit vermieden. Nur heuer kommen wir an einer Stelle um einen ordinären Ausdruck nicht herum.

Inwiefern?

Mayer: Da zitieren wir einen Stadtrat.

Erinnern sie sich an Nummern, bei denen Sie dann doch Bedenken hatten?

Mayer: Eigentlich nicht. Was hängen blieb, waren eher die heiteren Nummern. Zum Beispiel, als die Peli (Martha Pelikan, Anmerkung der Redaktion) in der Rolle einer Waidhofenerin ihrem Bürgermeister nachtrauerte, der ins Schrobenhausener Rathaus gewechselt ist. Da sagt sie: „Wenn ich zum Markt gehe, denke ich mir: Vielleicht schaut er jetzt auf mich herunter, der Sepp!“ – Das ist so ein Zitat, das ich öfter zu hören bekam.

Einmal haben sich die Spargelspitzen über das Schrobenhausener Stadtlogo lustig gemacht ...

Mayer: ... weil Schrobenhausen da – grafisch gestaltet – auf einem Berg liegt. Wir haben uns gefragt, was für ein Berg das sein soll. Das ist zehn Jahre her.

Das Logo gibt es trotzdem noch. Kann Kabarett etwas verändern?

Mayer: (lacht) Ich kann mich noch daran erinnern, wie mir nach dem allerersten Mal der damalige Notar Eckhard Keller entgegenkam und meinte: „Is ja schön. Aber ich sag euch: Bewirken werdet Ihr gar nichts!“

Und? Hat er Recht?

Mayer: Überwiegend ja. Aber das macht nichts. Es ist ein Spaß, verschiedene Punkte anzureißen, mit denen man das Publikum erreicht.

Liegt die Motivation hauptsächlich in diesem Spaß?

Mayer: Das wäre zu wenig. Es geht vor allem ums aktive Tun. Dass man nicht nur in Kulturrunden rumdiskutiert, sondern im Kulturprogramm der Stadt konkret etwas macht.

Worauf freuen Sie sich am meisten?

Mayer: Auf die Atmosphäre. Die Vorstellungen und das Drumherum sind schon etwas Besonderes. Diesmal ist es auch noch anders als beim Schrannenfest. Da war das Kabarett ein kompakter Beitrag im Festablauf, jetzt spielen wir erstmals mit Pause.

Ist 2023 ein schwieriges Jahr für Kabarett?

Mayer: Überhaupt nicht. (lacht) Der Stoff ist uns zugelaufen, es hat sich in den letzten Jahren ja doch einiges aufgebaut, was behandelt werden kann. Auch wenn es in diesen Jahren selber – auch neben Corona – doch an Inspiration für Kabarett fehlte.

Das ist jetzt anders?

Mayer: Durchaus.

Gibt es Tabus?

Mayer: Wir sind bisher nicht auf etwas gestoßen, wo man sagen könnte: Das geht nicht.

Trotzdem werden sich manche auf einiges gefasst machen müssen. Wie ist das, wenn die Protagonisten vor der Bühne sitzen?

Mayer: Im Grunde wie bei der Heimatzeitung: Man ist nah dran, nicht so wie bei der Lach- und Schießgesellschaft. Wenn die über den Bundeskanzler lästerten, dann war der ganz weit weg. Bürgermeister und Stadträte sind im Zweifel da. Das hat einen anderen Reiz.

Haben Sie Mitleid mit denen, die in Ihrem Programm nicht vorkommen?

Mayer: (lacht) Dazu sage ich besser nichts.

SZDas Gespräch führte Mathias Petry