Nach dem Bürgerentscheid
Paketzentrum in Weichering: Planungen gehen weiter

Bürger stimmen für Fortsetzung des Post-Projekts – Gut 78 Prozent Beteiligung

13.03.2022 | Stand 23.09.2023, 2:24 Uhr

Der Startschuss für die Auszählung: In der Grundschule hatten die Helfer beim ersten Bürgerentscheid in der Gemeinde Weichering alle Hände voll zu tun. Foto: Janda

Von Stefan Janda

Weichering – Die Planungen für ein Paketzentrum der Post bei Weichering können weitergehen. Am Sonntag stimmten die Bewohner der Gemeinde beim Bürgerentscheid mehrheitlich dafür, diesen Weg weiter zu verfolgen. 57,98 Prozent votierten bei der Abstimmung mit Ja, 42,02 Prozent waren dagegen.

Damit hat Weichering nun eine Entscheidung, auf die viele lange gewartet hatten. „Das ist ein gutes Signal der Bürger“, betonte Rathauschef Thomas Mack (CSU) nach dem ersten Bürgerentscheid in der Geschichte der Kommune. Besonders freute ihn die hohe Beteiligung, die schon in den Mittagsstunden bei knapp 75 Prozent lag und am Ende sogar auf 78,12 Prozent anstieg – deutlich mehr als bei der Kommunalwahl vor zwei Jahren. Das sieht Mack als Basis, für eine breite Akzeptanz des Bürgerentscheids. „Diese hohe Beteiligung ist sehr wichtig für uns, so kennen wir die Meinung der Bürger“, betonte er.



Bürgerinitiative akzeptiert Entscheidung

Für Mack und die Gemeinderäte geht die Arbeit an dem Großprojekt damit erst mal weiter. Final entschieden ist aber noch nichts. Im Laufe des weiteren Verfahrens kann die Maßnahme, die immerhin ein Investitionsvolumen von mindestens 100 Millionen umfasst, nach wie vor scheitern. Denn am Ende muss der Gemeinderat zustimmen, der angesichts der kontroversen Debatte über das Projekt genau hinsehen will. Das siebte Paketzentrum der Post im Freistaat soll auf einer etwa 15 Hektar umfassenden Fläche zwischen der Weicheringer Kerngemeinde und dem Neuburger Stadtteil Maxweiler entstehen. Geplant sind 400 Arbeitsplätze, die Verarbeitung von bis zu 40000 Paketen pro Stunde sowie im Schnitt 700 Lastwagen pro Tag.

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Bei den Gruppierungen, die gegen das Projekt mobil gemacht hatten, war die Stimmung am Sonntagabend natürlich ernüchternd. „Wir werden dieses Ergebnis aber natürlich akzeptieren“, erklärte Hans-Jürgen Steinherr als Sprecher der Bürgerinitiative. Er hatte sich früh gegen das Paketzentrum ausgesprochen und will es weiter kritisch begleiten – auch weil die Informationslage aus seiner Sicht nach wie vor zu dünn ist. Dass es am Ende nicht für ein Nein reichen würde, hatte er eigenen Worten zufolge bereits befürchtet. Dennoch sieht Steinherr in den 42 Prozent, die dagegen gestimmt haben, auch ein Signal. „Jetzt ist der Ball wieder bei den Gemeinderäten“, sagte er und betonte: „Ich hoffe, dass sie dieser Verantwortung gerecht werden.“

Ludwig Moosheimer von der Interessengemeinschaft „Lebenswertes Weichering/Maxweiler“ ist mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Er geht davon aus, dass die Bürger von Lichtenau, deren Ort kaum betroffen wäre, den Ausschlag gegeben haben. „Ich glaube, dass Weichering mehrheitlich dagegen ist“, so Moosheimer, der sich mit seinen Mitstreitern nun erst mal sammeln muss. Bereits jetzt schließt er ein Bürgerbegehren allerdings nicht aus. „Darüber müssen wir nun nachdenken“, sagte er.

Freude bei der Gruppierung „Aktives Weichering“

Bei der Gruppierung „Aktives Weichering“, die kräftig Werbung für die Post-Ansiedlung gemacht hatte, herrschte am Sonntagabend unterdessen gute Laune. „Dieses Ergebnis stärkt Gemeinderat und Bürgermeister“, erklärte ihr Vertreter Winfried Fischer. Er selbst zeigte sich jedoch etwas enttäuscht vom Resultat, da er sich eine breitere Zustimmung erhofft hatte. Dass am Ende mehr als jeder dritte Weicheringer gegen das Projekt gestimmt hat, schreibt er auch dem engagierten Vorgehen der Gegner zu. Umso wichtiger ist in seinen Augen nun eine kritische Begleitung des Projekts. „Jetzt muss alles offen gelegt werden“, so Fischer.

Die Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses am Sonntagabend hatte sich wegen der geringen Beteiligung in Lichtenau etwas verzögert. Dort hatten lediglich 42 Bürgerinnen und Bürger an der Urne abgestimmt. Damit war die Mindestzahl von 50 – die der Wahrung des Wahlgeheimnisses dient – unterschritten. Die Folge: Die Stimmbezirke Weichering und Lichtenau wurden zusammengelegt. Weil beide Ortsteile, Weichering und Lichtenau, in den Briefwahlbezirken ebenfalls vermischt sind, gibt es keine getrennten Ergebnisse für beide Dörfer.

DK