Hohenwart
„Bischof von Meißen, aber Patron Münchens“

Der Gedenktag des heiligen Benno ist der 16. Juni – Darstellung in der Kirche in Freinhausen

16.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:13 Uhr
Hans Hammer

Der heilige Benno von Meißen in der Darstellung als Bischof mit Stab und den weiteren Attributen, ein Buch und darauf ein Fisch, im Chorraum der Pfarrkirche St. Sebastian in Freinhausen. Foto: Hammer

Von Hans Hammer

Schrobenhausen – Obwohl er erst vier Jahrhunderte später in Bayern bekannt wurde, ehrt die Landeshauptstadt München diesen Heiligen auf besondere Weise: Er ist ihr Schutzpatron, aber auch des 1921 wieder errichteten katholischen Bistums Dresden-Meißen. Außerdem ist er Patron der Fischer und Tuchmacher. Er wird angerufen um fruchtbaren Regen, gegen Unwetter, Trockenheit und Pest: Benno von Meißen.

Er wurde um 1010 in Hildesheim geboren. Sein Vater stammte vermutlich aus einem sächsischen Grafengeschlecht. Schon in früher Kindheit wurde Benno dem Kloster Hildesheim zur Erziehung unter Bischof Bernward gegeben. Benno war vom Geist der benediktinischen Ordensregeln und Grundsätzen derart überzeugt, dass er schon als 18-Jähriger 1028 im Kloster St. Michael in Hildesheim selbst Mönch wurde. Als 30-Jähriger erhielt Benno 1040 die Priesterweihe. Nach einer späteren Legende soll er schon zwei Jahre später, 1042, zum Abt des Klosters St. Michael erkoren worden sein. Aber bereits nach drei Monaten legte er sein Amt nieder, weil er sich in seiner Bescheidenheit nicht tauglich genug fand, und zog sich in die Stille der Klosterzelle zurück. Urkundlich bezeugt ist Benno als Hofkaplan König HeinrichsIV. (einer der Söhne Kaiser HeinrichIII.) und Stifts-Kanoniker der Pfalz Goslar.

Im Jahre 1066 wurde Benno von HeinrichIV. zum zehnten Bischof von Meißen berufen. Umsichtig und klug, gerecht und barmherzig übte Benno sein Amt 40 Jahre mit Freude aus. Sein besonderes Augenmerk galt der würdigen Messgestaltung. Auch ließ er in Meißen erstmals feierliche Chorgesänge während der Messfeier singen. Alle Jahre bereiste er sein Bistum und gab fast alle seine Einkünfte den Armen. So bahnte dieser Bischof dem Christentum den Weg zu den heidnischen Völkern des Ostens. Er missionierte bei den Slawen an Elbe und Ostsee. Das brachte ihm den Beinamen „Apostel der Wenden“ ein.

Benno bemühte sich stets um politische Neutralität und diplomatische Zurückhaltung. Trotzdem wurde er in der Zeit der Auseinandersetzungen zu Fragen der Kirchenreform zwischen dem deutschen König und späteren Kaiser HeinrichIV. und Papst GregorVII. im Jahre 1088 als Bischof abgesetzt. Bei seinem erzwungenen Weggang von Meißen soll Benno die Schlüssel des Domes in die Elbe geworfen haben, damit der Kaiser die Kirche nicht betreten könne. Nach seiner unspektakulären Rückkehr nach Meißen fand er die Schlüssel in einem Fisch wieder, der ihm serviert worden war. Das ist auch die heraldische Grundlage für das Wappen der Stadt Meißen.

Inzwischen 96 Jahre alt, zog er sich nach Naumburg zurück, um sich ganz auf den nahen Tod vorzubereiten. Er starb am 16. Juni 1106 in Meißen. Seine Gebeine wurden im Meißener Dom beigesetzt. Bald nach seinem Tod wurde er in Meißen als Heiliger verehrt. Die förmliche Heiligsprechung erfolgte durch Papst HadrianVI. am 31. Mai 1523.

Der Reformator Martin Luther kritisierte die Benno-Verehrung scharf und verfasste eigens die Streitschrift „Wider den neuen Abgott und alten Teufel, der zu Meißen soll erhoben werden“. Nach der Einführung der Reformation in Meißen 1539 wurde das Grab zerstört. Die Gebeine waren vorsorglich von Bischof JohannVIII. von Maltitz aus dem Sarg entfernt und auf die bischöfliche Burg Stolpen gebracht worden. Sie kamen später in den Dom St. Marien in Wurzen. Zusammen mit dem letzten Meißener Bischof JohannIX. von Haugwitz ließ Herzog AlbrechtV. von Bayern 1576 die Reliquien des Heiligen aus dem evangelisch gewordenen Sachsen in das katholische gebliebene Bayern in die Hofkapelle der Residenz München bringen. Er bot dem „verfolgten“ Heiligen in seinem Land demonstrativ eine neue Heimat. Vier Jahre später fanden die Gebeine in der Münchener Frauenkirche ihre letzte Ruhestätte. Dort ruhen sie in einem Silberschrein im rechten Seitenschiff auf Höhe des Presbyteriums. Der sächsische Bischof Benno wurde so zu einem „bayerischen“ Heiligen. Knochenfragmente wurden 2019 dem 1921 wieder errichteten katholischen Bistums Dresden-Meißen zurückgegeben.

Der heilige Benno wird abgebildet in bischöflicher Kleidung mit einem Fisch in der Hand, der zwei Kirchenschlüssel im Maul trägt; auch mit Engel. Als Bauernregel ist überliefert: „Wer auf Benno baut, kriegt viel Flachs und Kraut.“ Der Name Benno ist wohl eine verselbstständigte Kurzform von Bernhard und bedeutet „der Bärenstarke“ (althochdeutsch) oder „der Gesegnete“ (lateinisch). Sein Gedenktag ist sein Todestag – der 16. Juni.

SZ