Schrobenhausen/Langenmosen
Auf spannende Spurensuche gehen

Landkreis beteiligt sich am bundesweiten Aktionstag des offenen Denkmals – Einblicke in 14 geschützte Objekte

07.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:58 Uhr

Mit auf der Liste der 14 denkmalgeschützten Objekte: das Zeiselmairhaus in Schrobenhausen. Foto: Schilling

Von Thomas Floerecke

Schrobenhausen – Ein Gebäude kennenlernen, das ein halbes Jahrtausend handwerkliches Leben und Arbeiten seiner Bewohner auf einen Blick zeigt; über die niedrige Treppe zu lebensgroßen Figurendarstellungen in eine ehemalige Gruft gelangen; die seltene Aussicht vom Kirchturm auf Ortschaft und Umland genießen; eine Dokumentation über das Leben vor 100 Jahren verfolgen oder den frisch sanierten Lenbachsaal erkunden: Das ist aber noch längst nicht alles, was es im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen am Tag des offenen Denkmals zu sehen und zu bestaunen gibt.

Der bundesweite Aktionstag fällt heuer auf den Sonntag, 11. September. Interessierte Bürgerinnen und Bürger können vor ihrer Haustüre historische und denkmalgeschützte Gebäude, die für die Öffentlichkeit in dieser Form sonst selten oder überhaupt nicht zugänglich sind, besichtigen. Manfred Baierl, seit Anfang des Jahres im Team der Kreisheimatpfleger und zuständig für den Bereich Bauwesen und Denkmalschutz, hat sich im Vorfeld dafür so einiges einfallen lassen. Für Sonntagnachmittag hat er weitere ortskundige Fachleute für kostenlose Führungen mit seltenen Einblicken gewinnen können. Interessierte können aber auch in Eigenregie die Objekte näher erkunden. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Zeiselmairhaus,Pflegschloss und Rathaus

Drei der 14 Objekte befinden sich in Schrobenhausen, wie etwa das frisch generalsanierte Rathaus, das einst Ende der 1960er-Jahre fertiggestellt wurde. Der namhafte Münchner Architekt Peter Buddeberg bezeichnete seinen Entwurf seinerzeit als „bewussten Regionalismus, ohne in eine aufdringliche Formensprache zu fallen“. Eine Art Sachlichkeit in der Architektur hatte hierzulande Einzug gehalten, man verzichtete teils auf historische oder repräsentative Details, verwendete industriell gefertigte Baustoffe wie Stahl und Sichtbeton. Schrobenhausens Bürgermeister Harald Reisner (FW) steht nachmittags für Erläuterungen und Fragen im Rathaus zur Verfügung.

Zweitens sind die Tore des Zeiselmairhauses in der Lachen geöffnet. Sofia Rostek gibt Einblick in das 1478 erbaute, nach 1700 in Ziegelbauweise umgebaute und bis 1975 durch die Schuhmacherfamilie Zeiselmair bewohnte spätmittelalterliche Handwerkerhaus. Das Besondere daran, wie Kunsthistorikerin und Museumsleiterin Claudia Freitag-Mair erzählt, ist der Einblick in ein halbes Jahrtausend handwerklichen Lebens und gleichermaßen Arbeitens seiner einstigen Bewohner. Im Übrigen: Dieses Haus in Schrobenhausens ältestem Viertel ist eines der wenigen Museen Bayerns, das Haus-, Handwerks- und Alltagsgeschichte an der Stelle zeigt, an der sie wirklich stattgefunden hat. Dritte mögliche Anlaufstelle ist das Museum im Pflegschloss mitsamt Garten. Der Historische Verein Schrobenhausen führt durch das Gebäude und zeigt Näheres zur aktuellen Ausstellung „Schrobenhausen 1922 – Ein Zeitbild“.

Tiefer eintauchen in insgesamt neun Kirchen

Wer lieber tiefere Einblicke in den Sakralbau gewinnen möchte, für den bietet der Tag des offenen Denkmals gleich neun Stationen im Landkreis. In Aresing beispielsweise kann neben dem Rathaus die Pfarrkirche St. Martin näher betrachtet werden. Altbürgermeister Horst Rössler und der gemeindliche Kulturbeauftragte Hans Mahl bieten ihre Führung von 11 bis 12 Uhr an. Treffpunkt ist am Rathaus. Wissenswertes wird dabei vorwiegend über die beiden berühmtesten Bürger Aresings, Johann Michael Sailer und Johann Baptist Hofner, zu sehen und zu erfahren sein.

Wenige Kilometer entfernt, in Langenmosen, besteht die nicht alltägliche Möglichkeit, um 15 oder 16 Uhr den weithin sichtbaren Kirchturm der Pfarrkirche St. Andreas zusammen mit dem örtlichen Mesner Josef Stark zu erkunden. Ursprünglich hatte dieser ehemalige Wehrturm, weiß Manfred Baierl, eine gotische Zwiebeldeckung, wurde später aus Sicherheitsgründen aber ein gutes Stück abgetragen und mit dem heutigen Spitzturm versehen. Der „spannende, ein wenig abenteuerliche Turmaufstieg“, wie es Baierl, im Hauptberuf Architekt, beschreibt, führt am Uhrwerk der Kirchenuhr vorbei bis zur Glockenstube mit ihrem „imposanten Läutwerk und den überdimensionalen Glocken“. Aber auch in und um die beiden bundesweiten Baudenkmäler im Schrobenhausener Land gibt es viel zu erfahren und zu entdecken: die Sandizeller Asamkirche (geöffnet von 13.30 bis 17 Uhr, Führungen mit Mesner Josef Stegmair um 14.30 und 15.30 Uhr) oder die Wallfahrtskirche auf Maria Beinberg inmitten der Renovierungsarbeiten (Führungen mit Manfred Baierl um 16 und 17 Uhr).

Ein weiteres, überregional bekanntes Gotteshaus im Landkreis ist die Wallfahrtskirche auf dem Kalvarienberg Pobenhausen, mit dem flachgedeckten Saalbau mit Unterkirche und Grabkapelle und dem anschließenden ehemaligen Priesterhaus. Die Kirche ist von 13 bis 17 Uhr geöffnet, um 13.30 und 15 Uhr besteht die Möglichkeit, mit dem örtlichen Kirchenpfleger Albert Glöckl den seltenen Blick in das Untergeschoß der Wallfahrtskirche zu werfen: Über die niedrige Treppe gelangt man zu den besonders wertvollen, lebensgroßen Figurendarstellungen in die ehemalige Gruft. Außerdem beteiligte Kirchen im Landkreis sind: St. Cosmas und Damian in Burgheim, St. Michael in Bertoldsheim, Mariä Himmelfahrt im Rennertshofener Ortsteil Mauern mit den nahe gelegenen Mauerner Höhlen sowie St. Ludwig in Karlshuld. In Karlshuld obendrein zu besichtigen, ist das markante Gebäude, das im Volksmund als Kloster bezeichnet wird und von Anfang an auch eine Gastwirtschaft beherbergte.

Einst Zehentstadel, heute Bürgerhaus

Ein weiterer Geheimtipp dürfte der (einstige) Zehentstadel, die Alte Schule also, in Langenmosen sein. Das nachweislich älteste erhaltene Gebäude der Ortschaft aus dem 14. Jahrhundert wurde in dieser Form nicht wie andernorts abgerissen. In früheren Zeiten wurde hier ein Zehntel der Getreideernte als Naturalabgabe gelagert. Zwischenzeitlich ist das denkmalgeschützte Gebäude zum Bürgerhaus umgebaut worden und gehört, wie Manfred Baierl findet, „zum Mittelpunkt im Ort, der ihn mit Leben erfüllt“. Bürgermeisterin Mathilde Ahle steht nachmittags für Führungen zur Verfügung.

Das komplette Programm im Detail ist unter anderem der Webseite der Stadtverwaltung Schrobenhausen (www.schrobenhausen.de) und der Verwaltungsgemeinschaft Schrobenhausen (www.vgem-sob.de) zu entnehmen.

SZ