Architekturpreis für Hohenrieder Gebäude
Architekt Michael Aurel Pichler ausgezeichnet

25.03.2024 | Stand 25.03.2024, 13:02 Uhr

Bei der Preisverleihung im Münchner Kulturzentrum Bellevue di Monaco: Architekt Michael Aurel Pichler aus Hohenried. Fotos: Floerecke

Das Satteldach mit flachem Dachüberstand, die Wände im Untergeschoss aus unbewehrtem Stampfbeton mit handgespritztem Rieselputz und im Obergeschoss aus gebrannten Ziegeln, Einbauten und Möbel aus 13 verschiedenen Hölzern, das vergrößerte Tor im Westen, die Öffnungen nach dem Licht des Ortes und der Nutzung der Räume ausgerichtet: Diese und noch mehr Details gibt es zu sehen an diesem historischen, inzwischen vollständig sanierten Gebäude, dem „Haus an der Alten Straße“ im Ortskern von Hohenried. Vor wenigen Tagen hat es der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) in München ausgezeichnet.

Nutzung als Wohn- und Atelierhaus

Mittlerweile wird es auch schon genutzt, dieses zum Wohn- und Atelierhaus um- und ausgebaute Bauwerk. Der Mann dahinter, der aus Hohenried stammende Architekt Michael Aurel Pichler, hat zuletzt, wie er sagt, „noch den letzten Feinschliff reingebracht“. Dass dieses Schmuckstück nun für den Regierungsbezirk Oberbayern neben sieben weiteren Bauten mit einer Auszeichnung bedacht worden ist, darüber freut sich Pichler ganz besonders: „Weil es eine Anerkennung von Berufskollegen ist.“ Und diese renommierte Auszeichnung ist nicht die erste für das Objekt. 2020 war es eines der „50 Häuser des Jahres“ in Deutschland beispielsweise. Allein die Tatsache, dass es in mehreren Architekturzeitschriften, sogar im Ausland, bislang Erwähnung fand, spricht obendrein für sich.

Pichler nutzt das freistehende, zweigeschossige Gebäude inzwischen auch als eine Art Außenstelle seines in München ansässigen Architekturbüros. Im Erdgeschoss ist Platz für sein Atelier mit Nordlicht, ebenso für ein Archiv zum Aufbewahren von Zeichnungen, Plänen und Modellen. Auf einer Gesamtwohnfläche von 175 Quadratmetern bei einer Gebäudegrundfläche von 117 Quadratmetern steht für den Hohenrieder „die multifunktionale Nutzung nach dem Prinzip des durchwegten Raumes" im Vordergrund.

Alles begann im Jahr 2016, als Pichler beschloss, das ehemalige Gemeindehaus aus dem Jahr 1925, das typisch für die Gegend ist, zu erwerben und umzubauen. Zuvor stand es einige Jahre leer, an eine Mehrzwecknutzung für gemeindliche Veranstaltungen, Vereine oder die örtliche Feuerwehr war nicht mehr zu denken. Dann kam die Maßnahme ins Rollen mit den verschiedenen Planungsstufen inklusive Baugenehmigung, Ausschreibung und Vergabe. Die eigentliche Baustelle mit Fachfirmen aus den verschiedensten Bereichen dauerte zwei Jahre, 2020 war alles fertig. Pichlers Motto bei dieser Variante des Bauens im Bestand: „Erhalten, umgestalten, neu interpretieren.“

Gute Substanz erhalten, nur Nötiges verändern

Was Michael Aurel Pichler dabei immer wichtig war: „Die gute Substanz zu erhalten und nichts vom Gebäude wegzunehmen, was nicht unbedingt sein muss.“ Planer und ausführende Firmen haben nur so viel an der Substanz verändert, wie wirklich nötig war. Vieles blieb im Originalzustand und wurde entsprechend repariert. Der Architekt begründet diese Herangehensweise an das Bauwerk so: „Sonst nimmt man dem Gebäude seine Integrität.“

Es gibt genügend Beispiele dafür, was alles erhalten wurde: die Hälfte des Außenputzes an der Fassade in Rieselspritzputz mit dem sogenannten in Kalk-in-Kalk-Verfahren, die historischen Fenster durch komplettes Freilegen und anschließender Ertüchtigung mit regionalem Fichtenholz, die Zwischenwände, der Dachstuhl mit handwerklichen Holzverbindungen statt mit Nägeln. Nichts also mit Kernsanierung und Austausch von Dachstuhl und Zwischenwände bis auf die Außenhaut zum Beispiel, obwohl das Gebäude einst morbide und marode war.

SZ