Schrobenhausen
Aktueller denn je: Der Herr Karl

vhs bringt am 19. Juli in ihrer Kulturreihe Qualtinger auf die Bühne – Ein Stück zum Mitdenken

09.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:26 Uhr

Der Münchner Fernsehschauspieler und langjährige Kabarettist Fritz Scheuermann spielt am Dienstag, 19. Juli, in der Volkshochschule Schrobenhausen zusammen mit Josef Mittermayer ein spannendes Stück in einer eigenen Inszenierung. Helmut Qualtingers „Der Herr Karl“. Foto: Paul Eschbach

Schrobenhausen – Fritz Scheuermann, ein Münchner Schauspieler, den man kennt. Aus „Dahoam is dahoam“, aus „Der Alte“, aus der „Kanzlei Berger“, aus „Der Beischläfer“. Dazu ein Stück aus der Feder eines der großen Autoren des vergangenen Jahrhunderts, Helmut Qualtinger: „Der Herr Karl“. Eingebunden in eine Rahmenhandlung, für die ein weiterer Münchner Schauspieler verantwortlich ist, Josef Mittermayer. Zusammen ergibt das eine Inszenierung, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

Weil sie wichtig ist. Denn das Stück, das am Dienstag, 19. Juli, um 19 Uhr im Blauen Saal der Volkshochschule Schrobenhausen zu sehen sein wird, hat eine Botschaft, bei der man auch heute sehr genau zuhören sollte. Fritz Scheuermann, der den Großteil der Inszenierung allein auf Bühne mit einem langen Solo stemmt, erklärt es so: „Der Herr Karl ist ja in erster Linie ein Mensch wie wir alle.“ Lagerist ist er, in einem Feinkostgeschäft. Und weil er viel Zeit hat, macht er sich so seine Gedanken übers Leben, der Herr Karl.

„Ich hab des ois geträumt, wie die rennen, wie die schießn, wie die Häuser zusammenfallen, den ganzen Krampf“, sagt er an einer Stelle. Er denkt über Verantwortung nach, darüber, was man weiß und nicht wissen will. Ein Konflikt, den es im Leben des Herrn Karl rund um die beiden Weltkriege gab, und den es auch heute immer noch – oder wieder – gibt.

„Weil wir digitalisierte Menschen sind, glauben wir vielleicht, wir sind anders als früher. Aber sind wir das wirklich?“, fragt Fritz Scheuermann. „Wenn du nicht anders kannst, führst du deinen Überlebenskampf. Wir machen das jetzt wieder mit. Wir, die wir glaubten, das überwunden zu haben.“ Als er seinerzeit nach zwei Kabarett-Soloprogrammen nach neuem Stoff suchte, war er auf den Qualtinger gestoßen, den großen österreichischen Zyniker – und der Herr Karl hatte ihn gepackt.

Scheuermann und Mittermayer spielen den Qualtinger-Text nah am Original, über eine raffinierte Rahmenhandlung ziehen sie den Stoff in die Gegenwart, holen ihn ins Jetzt. Das geht unter die Haut.

Übrigens: Am Vormittag des 19. Juli wird das Stück am Gymnasium in Schrobenhausen zu sehen sein. Insofern könnte die zweite Vorstellung am Abend in der Volkshochschule auch etwas für die Eltern sein, die danach mit ihren Kindern drüber reden möchten.

Karten gibt es noch bei der Volkshochschule unter www.vhs-sob.de.

SZ