Schrobenhausen
Ahnenforschung: Kann das irgendwer entziffern?

Helfer aus dem Schrobenhausener Land unterstützen Digitalisierungsprojekt von Nachlassregistern

10.12.2022 | Stand 17.09.2023, 21:08 Uhr

Manche der Registereinträge konnte Anna Probst gut lesen, bei anderen hat sie fürs Entziffern etwas länger gebraucht. Notiert ist darin neben dem Namen des verstorbenen Nachlassgebers auch dessen Berufsbezeichnung. Wichtig ist außerdem die Registernummer ganz links, sie verweist darauf, wo die entsprechende Nachlassakte zu finden sein sollte. Fotos: privat

Schrobenhausen – Wer die Geschichte der eigenen Familie erforschen will, ist auf historische Quellen angewiesen. Eine wichtige könnte bald in Form von Nachlassregistern dazu kommen, die im Staatsarchiv in München archiviert sind und derzeit digitalisiert werden. Ohne die Hilfe von ehrenamtlichen Helfern wie Anna Probst von den Familien- und Heimatforschern Schrobenhausener Land könnte dieses Projekt allerdings nicht realisiert werden.

Bei der Familienforschung greift man oft zunächst auf das Familienstammbuch zurück oder schaut sich andere Urkunden an, die innerhalb der Familie weitergegeben wurden. Doch deren Informationsgehalt ist begrenzt. Aussagekräftiger und gespickt mit vielen Fakten sind dagegen die vielen Nachlassakten, die in den bayerischen Staatsarchiven schlummern. Im Münchener Staatsarchiv werden die Akten aus den Amtsgerichten aus Oberbayern aufbewahrt, also auch die des früheren Amtsgerichtes Schrobenhausen, das für die Gemeinden des Altlandkreises zuständig war. Die Akten sind eine wichtige Quelle für Familienforscher, weil sie oft Zusatzangaben etwa zu Familienangehörigen oder Adressen liefern, auf die man in anderen Quellen nicht unbedingt stößt.

Dumm nur, dass die alten Exemplare nur analog und ganz altmodisch auf Papier existieren. Ein Digitalisierungsprojekt will das ändern – zumindest was die dazugehörigen Register angeht, in denen jede Nachlassakte eine Registernummer bekommen hat. Und Anna Probst vom Familien- und Heimatforscherstammtisch Schrobenhausener Land hilft mit. Denn als Ahnenforscherin ist sie im Lesen alter Handschriften geübt.

Geld, Immobilien, Hausrat oder Wohnrechte

Die Akten selbst umfassen oft nur wenige Seiten, interessant ist vor allem ihr Inhalt: Da geht es dann um Geld und Immobilien genauso wie um Hausrat oder Wohnrechte. In manchen werden auch Testamente verwahrt. In einer digitalen Datenbank sollen demnächst dann die Informationen aus den analogen Registern zu finden sein. Dann soll man per Suchfunktion nach den Namen von Personen und Orten suchen können.

Anna Probst hat dafür 9439 Registereinträge aus dem Altlandkreis Schrobenhausen entziffert. Und das ist durchaus wörtlich gemeint, denn manche Einträge sind tatsächlich nur schwer lesbar. „Das ist ja heute noch so“, sagt Anna Probst und muss ein wenig lachen, „manche Menschen schreiben schön und andere halt g’schlampert.“ Die Informationen zu Namen und Beruf oder auch Herkunftsort hat sie in eine Excel-Tabelle übertragen, die wiederum als Grundlage für die Datenbank dienen soll. Wer darin online einen seiner Vorfahren findet, soll dann im Staatsarchiv die Nachlassakte zur Einsicht bestellen können.

Zementwarenverfertiger und Rosenkranzmachersehefrau

Geholfen haben beim Erfassen der alten Schrobenhausener Register neben Anna Probst auch Angela Asam aus Tödtenried (Landkreis Aichach-Friedberg) mit 2050 Einträgen und Josef Thieme aus Weilach mit 4132 Register-Übertragungen. „Die Frau Asam hat übrigens schon mit den Aichacher Registern angefangen“, erzählt Anna Probst, denn mit den Schrobenhausenern sei man nun fertig. Spannend zu lesen seien die Einträge gewesen, etwa wenn sie auf Berufe gestoßen sei, die es in der Form schon längst nicht mehr gibt, ein Zementwarenverfertiger zum Beispiel. Oder bei einem anderen Eintrag sei als Berufsbezeichnung „Rosenkranzmachersehefrau“ gestanden. Über Josefa Hitl aus Schrobenhausen ist vermerkt, sie sei „Privatiersehefrau “ gewesen. Die ersten vereinzelten Einträge aus Schrobenhausen, die in der Excel-Tabelle auftauchen, reichen bis in das Jahr 1746 zurück. „Regelmäßige Einträge gab es dann von 1872 bis 1953“, erzählt die Ahnenforscherin.

Wer alte Schriften lesen kann und das Digitalisierungsprojekt gerne unterstützen möchte, kann sich an Anna Probst wenden. Der Stammtisch der Heimatforscher kommt regelmäßig in Lampertshofen zusammen, das nächste Mal am 13. Januar. Weitere Infos gibt es auf der Webseite unter www.ahnenforscher-schrobenhausener-land.de.

SZ