Waschbecken zerstört
Ärger um „nette Toilette“ in Neuburg: Gastronom beklagt Vandalismus

Pfafflinger-Wirt kündigt als Konsequenz Austritt aus der Aktion „nette Toilette“ an – bei der er aber gar nicht mehr dabei ist

19.04.2022 | Stand 19.04.2022, 18:50 Uhr

Im heruntergefallenen Spiegel spiegeln sich die Scherben des zerstörten Waschbeckens am Boden der Sanitäranlage des Gasthauses Pfafflinger. Foto: Chaalali

Von Thorsten Stark

Offenbar haben Unbekannte am Ostermontag in den Sanitäranlagen des Gasthauses Pfafflinger in Neuburg einen ordentlichen Schaden angerichtet. Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art. Wirt Anis Chaalali hat nun Konsequenzen gezogen: Er erklärte am Dienstag öffentlich seinen Rückzug von der städtischen Aktion „nette Toilette“. Was er dabei nicht wusste: Sein Vorgänger als Wirt hatte sich bereits 2019 davon losgesagt.

Auf Facebook hatte Chaalali seinem Ärger Luft gemacht: „Es macht uns traurig und auch wütend“, schrieb der Gastronom. Vor rund einem halben Jahr sei bereits ein Pissoir zerlegt worden. Am späten Montagabend war es dann ein Waschbecken, das zerstört wurde sowie der darüber hängende Spiegel. Genug für den Wirt, der deswegen ankündigte, seine Toiletten nicht mehr der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. „Leider werden da Unschuldige auch darunter leiden, aber den Dreck und die Reparaturen haben wir jedes Mal am Hals“, erklärte er.



Gegenüber unserer Zeitung sagte Chaalali kurze Zeit darauf, dass er das „nette Toilette“-Schild am Eingang bereits entfernt habe. „Irgendwann musst du halt einen Schlussstrich ziehen, wenn du nur Kosten hast.“

Auch künftig werde er einem freundlich fragenden Menschen den Zugang zur Toilette gewähren, sagt Chaalali. Was er aber sicher nicht mehr tolerieren werde, seien Leute, die einfach, ohne irgendetwas zu sagen, gleich wie selbstverständlich in Richtung der Sanitäranlagen marschierten. Chaalali erinnert sich an manche Diskussion mit Toilettenbesuchern, die kein Verständnis dafür hatten, dass der Wirt auch als Teilnehmer an der „nette Toilette“-Aktion durchaus von seinem Hausrecht Gebrauch machen durfte – um unliebsame Personen wieder hinauszubitten.

Wirt verdächtigt keine Gäste

Dass keiner seiner Gäste etwas mit dem Vorfall vom Montag zu tun hat, da ist sich der Wirt sicher. „Man kennt ja seine Gäste. Da waren noch drei, vier Tische voll, alle ältere Leute.“ Bei einem der üblichen Kontrollgänge habe dann sein Personal den Schaden am späten Abend bemerkt.

„So eine Art von Vandalismus in einem Gasthaus kennen wir hier eigentlich nicht“, sagt Stadtsprecher Bernhard Mahler. Er verweist auf die Mutmaßungen auf Facebook, wonach der Spiegel auf das Waschbecken gefallen sein könnte und es so zerstört habe – die allerdings nur auf Grundlage der im Internet gezeigten Bilder angestellt wurden. „Sollte es sich aber um Vandalismus handeln, passt es in unser Bild“, erklärt Mahler. Die Stadt gebe jedes Jahr Zehntausende Euro zur Begleichung der Schäden aus.

Kuriose Wendung

Zweifelsfrei aufklären lassen wird sich der Vorfall nicht, Chaalali verzichtet auf eine Anzeige gegen Unbekannt. Klar ist jedoch etwas anderes: Nach einer Überprüfung in der Verwaltung fand Mahler heraus, dass das Gasthaus Pfafflinger seit 2019 gar kein Mitglied der „netten Toilette“ mehr ist – obwohl das Lokal auch jetzt noch auf der Internetseite der Stadt als einer von 14 Teilnehmern in der Stadt genannt wird. Heißt: Chaalali dachte, er müsse den Service bieten, hatte aber nichts davon. Immerhin zahlt die Stadt jedem tatsächlich beteiligten Lokal 40 Euro pro Monat. Mahler kündigte daher an, Chaalali eine Mitgliedschaft anzubieten.

Der Wirt hatte auch beklagt, dass viele Innenstadt-Besucher wegen der geschlossenen Toilette in der Markthalle zu ihm kämen. Die Kritik versteht Mahler nicht. Die öffentliche Toilette sei schon seit langer Zeit sonn- und feiertags geschlossen und werktags von 8 bis 19 Uhr und an Wochenmarkttagen von 6 bis 19 Uhr auf, erklärt er.

DK