Riedenburg
Weihnachten wird abgeräumt

In der Riedenburger Stadtpfarrkirche stellt ein eingespieltes Team jedes Jahr den Alltagszustand her

26.01.2023 | Stand 17.09.2023, 4:37 Uhr

Als geschickter Kugelfänger erweist sich Sepp Petz und beim Einpacken des Weihnachtsschmucks helfen dann alle zusammen. Fotos: Erl

Riedenburg – Das Staunen der Kirchenbesucher ist in jedem Jahr groß, wenn an Weihnachten in der Stadtpfarrkirche die festlich geschmückten Tannenbäume beidseits des Altars im Lichterglanz strahlen und das Kripperl mit allen Figuren die Geburtsszene in Betlehem darstellt. Als Selbstverständlichkeit und schon fast schon beiläufig wird dagegen wahrgenommen, dass einige Wochen später der Hochaltar wieder in seinem Alltagsgewand steht.

Die fleißigen Geister, die das alles beinahe in Heinzelmännchen-Manier schaffen, sind kaum einmal bei ihrer Arbeit zu sehen. Rund ein Dutzend Leute sind es, die als Mitglieder des Pfarrgemeinderates, der Kolpingfamilie, der Kirchenverwaltung oder einfach aus Freude am Engagement seit beinahe drei Jahrzehnten diese Arbeiten ohne großes Aufsehen im Ehrenamt erledigen. Am Dienstagnachmittag war wieder einmal großes Abschmücken in der Riedenburger Pfarrkirche angesagt und wie in einem gut eingespielten Team wusste jeder, was zu tun ist.

„Abräumen geht schneller als aufbauen, weil wir ja bloß wieder zerstören“, meint Monika Übelacker schalkhaft zu diesem zweistündigen Einsatz. Zum Schmücken der Kirche brauchten sie alle eine ganze Stunde länger. In der Kirche herrscht während dieses Arbeitseinsatzes ein emsiges, aber dennoch heiteres und entspanntes Miteinander. Über die Reihenfolge der Arbeiten wissen alle Bescheid, für die Zuordnung der Aufgaben gibt es keine langen Diskussionen.

Die Positionen auf der Leiter, von der aus die Christbaumkugeln, Strohsterne und Lichterketten entfernt werden, sind ebenso seit vielen Jahren nach den Gesetzen der Physik und der Schwerkraft aufgeteilt. Die leichtesten Männer dürfen bis zur Spitze hinauf, die Schwergewichte sorgen unten für die Stabilität des Alu-Gestells. Die knallroten Christbaumkugeln erweisen sich als sehr stabil und so darf Sepp Petz sie auffangen, wenn sie von der Spitze der Tannen heruntergeworfen werden.

Während fleißige Hände dann die Elektrokerzen mit ihren vielen Drähten verpacken und für den Einsatz im nächsten Jahr vorbereiten, turnen die Frauen derweil am Altar empor. Lisa Koch, die frühere Sprecherin des Pfarrgemeinderates, holt vorsichtig die letzten Tannenzweige und den Adventskranz vom Tabernakel herunter. „Wir machen das, weil wir ein Teil der Gemeinde sind und da sollte man auch was geben. Mir macht es Freude, wenn sich die Leute am Kirchenschmuck erfreuen und das gibt einem ja auch wieder etwas zurück“, versichert Monika Übelacker. Die anderen stimmen zu und sind in ihrer Arbeit kaum zu bremsen. „Irgend einer muss es ja machen und es wimmelt in der Pfarrei ja nicht vor Leuten, die sich für solche Arbeiten aufdrängen“, weiß Reinhard Blodig als Mitglied der Kirchenverwaltung. Als Rentner hat er nun Zeit für so ein Engagement und die Arbeit in einer Gemeinschaft sei ja auch schön, versichert Blodig.

Josef Petz ist mit seiner Frau ebenfalls lange schon im eingespielten Team mit dabei. „Es macht einfach Spaß, in dieser harmonischen Stimmung mit dabei zu sein“, sagt er.

Für Elisabeth Bachhuber haben diese Arbeiten als Mitglied des Riedenburger Mesnerinnen-Quartetts eine besondere Bedeutung. Seit 30 Jahren bindet sie in den Wochen vor Weihnachten schon den Adventskranz und natürlich ist sie mit dabei, wenn dieser Kranz wieder aufgelöst wird und die dürren Nadeln zu Boden fallen. Auch da legt sie natürlich mit Hand an – immerhin steckt in so einem Kranz neben der Arbeitszeit auch ein gutes Stück Herzblut.

Die Arbeit ist beendet, wenn die Männer schließlich die Christbäume gemeinsam hinaustragen und vor der Kirchentür zum Abtransport bereitlegen. Nur die Spur der Nadeln zeigt noch, dass nun Weihnachten für diesen Winter endgültig vorbei ist. Aber auch zum Finale helfen alle zusammen, kehren die dürren Nadeln von den Sitzbänken und den Steinplatten und hinterlassen die Kirche so, als hätten die Heinzelmännchen gezaubert.

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