Einzigartige Veranstaltung
Tonkunst und Poesie im Pfarrhof

Kultureller Nachsommer im Riedenburger Ortsteil Schambach – „Eine pure Freude“

10.09.2023 | Stand 12.09.2023, 15:35 Uhr

Begrüßung vor dem malerischen Schambacher Pfarrhof: Karin Dachs, die Kulturbeauftragte des Riedenburger Stadtrats, und die Hausherrin Gerhilde Winbeck. Fotos: Erl

Der Schambacher Nachsommer hat als einzigartige Kulturveranstaltung in der Region eine eigene Faszination, wie sich auch in der dritten Auflage am Wochenende wieder gezeigt hat. Grund dafür ist nicht nur das Ambiente des barocken ehemaligen Pfarrhofs, der im strahlenden Licht der Spätsommertage den Glanz alter Epochen wieder spüren ließ.

Der überwiegende Zauber liegt in der ausgewogenen Mischung von Kompositionen und Lieder von der Klassik über die Romantik bis zur Moderne mit zeitgemäßer emotionaler Malerei und aktueller Lyrik. Hier können junge Menschen in ihren Worten und mit ihren Metaphern an die Tradition der Poesie anknüpfen.

„Unser Nachsommer ist mehr als nur ein jahreszeitlicher Zeitpunkt“, erklärte Gerhilde Winbeck, die Hausherrin und Witwe des Komponisten Heinz Winbeck, am Samstagnachmittag bei der Begrüßung der gut 60 Gäste. Bezugnehmend auf den namensgebenden Roman von Adalbert Stifter definierte sie damit auch die Zeit nach dem Tod ihres Mannes, der vor vier Jahren gestorben war.

Zusammenspiel aus Ort, Licht und Kunst

Der kulturelle Nachsommer, den sie zusammen mit der Sängerin, Malerin und Flötistin Angelika Hercher entwickelt hat, sollte zudem die bisherigen Konzertformen aufbrechen. Sei es in Bezug auf die Inhalte, wo Musik, Malerei und Poesie gleichberechtigt nebeneinanderstehen oder auf die Räume, wo Kreativität in Klang, Wort oder Farbe sowohl in den Räumen des Pfarrhauses, im Innenhof, im schmucken Barockgarten oder in der Scheune seine Daseinsberechtigung hat.

Als Kulturbeauftragte der Stadt bedankte sich die CSU-Stadträtin Karin Dachs für das Zustandekommen dieses kulturellen Höhepunkts. Schon bei der Begrüßung in der lockeren Atmosphäre des Innenhofes war spürbar, dass dieses Gesamtzusammenspiel aus Ort, Licht und Kunst das wahre Wesen des Schambacher Nachsommers umreißt.

Der Start mit dem Schwanengesang von Franz Schubert in acht ausgewählten Liedern war zwar kein inhaltlich leichter, aber doch ein stimmiger Einstieg in das Nachmittagsprogramm. Begleitet von Gerhilde Winbeck am Klavier interpretierte Angelika Hercher mit kraftvoller, aber dennoch pointierter Altstimme die teils romantisch-heiteren, teils tragisch-schweren Lieder. Angelika Hercher nimmt nach wie vor Gesangsunterricht und entsprechend spürbar ist es ihr über die Jahre möglich, die emotionale Tiefe dieser Kompositionen zum Ausdruck zu bringen. In der Intensität ihrer Interpretation ist das nicht nur eine mentale, sondern sicherlich auch physisch anstrengende Herausforderung. Gemälde von Angelika Hercher an den Wänden passend zu dieser Stimmung verstärkten die Eindrücke dieser Schubert-Lieder. Obwohl nur eine offene Tür die Zuhörer im Treppenhaus an den Darbietungen im Musikzimmer teilhaben ließ, applaudierten beide Zuhörergruppen gleichermaßen begeistert.

Blockflöte und Cellovor dem Gartenpavillon

In ein sommerlich-heiteres Ambiente entführten Angelika Hercher mit der Blockflöte und Rudolf Beck am Cello danach vor dem Gartenpavillon. Wieder schuf dieser Einklang von bunter Gartenpracht, beseelter Musik, barocker Architektur und Spätsommersonne ein ungemein tiefes Erleben. Die Schülerinnen des Katharinengymnasiums aus Ingolstadt mit ihrem Lehrer Michael Ernst konnten als Poesieteam nahtlos daran anknüpfen.

„Es ist immer schön, eigenen Gedanken und Gefühlen Worte zu geben“, versicherte die 18-jährige Sophia Hegel als eine der Poetinnen. Die Abendserenade mit dem Chor von Stefan Grosch im dämmernden Innenhof bildete den Abschluss des ersten Tages.

Für die beiden Organisatorinnen Gerhilde Winbeck und Angelika Hercher ging damit ein erfolgreicher Tag zu Ende. „Es ist einfach eine pure Freude, weil die Dinge so eingespielt und die Ensembles gewachsen sind“, hieß es im Gespräch mit unserer Zeitung. Ein ganzes Jahr lang dauert die Vorbereitung des Schambacher Nachsommers und mit diesen beiden Tagen fahren sie sozusagen ihre Ernte ein. „Der eigentliche Genuss ist das Gesamte dieses Nachsommers und der Weg dahin mit den Proben und Gesprächen ist ein Highlight“, versicherte Hercher.

err