Gottesdienst mit Clownsnase
Tiefsinnige Worte in der Faschingspredigt

Diakon Michael Rupprecht spricht sich in Reimform gegen Fremdenhass und für Demokratie aus

13.02.2024 | Stand 13.02.2024, 4:42 Uhr

Mit Clownsnase richtete Diakon Michael Rupprecht mahnende Worte an die Gläubigen. Fotos: Dräger

Gegen Ende der fünften Jahreszeit macht der Fasching nicht einmal vor den katholischen Kirchentüren in der Riedenburger Pfarreiengemeinschaft Halt.

Während am Samstag die Thanner Katholiken noch etwas zurückhaltend waren, konnte man in Schambach frühmorgens schon Maschkerer in den Kirchenbanken entdecken. In der Riedenburger Sonntagsmesse ließ sich dann selbst Lektor und Kirchenverwaltungsmitglied Siegfried Lösch hinreißen, den Gottesdienst im Faschingsmantel zwischen Katz und Maus sowie Spiderman mitzufeiern.

Eingeladen dazu hatte insbesondere der Diakon Michael Rupprecht. Drei verschiedene Kirchen, drei Gottesdienste und eine Faschingspredigt, die es in sich hatte. Kein lustiges Helau, kein fröhliches Gelächter, sondern tiefsinnige Worte, wie sie der kongolesische Pfarrvikar Franklin Mboma Emboni im Nachgang nannte.

Zu Beginn erläuterte Rupprecht den Anwesenden, dass der Faschingssonntag zwar kein liturgischer Festtag sei, dennoch seine Existenz dem Kirchenjahr verdanke. Noch einmal werde mit reichlich Essen, Tanz und Musik gefeiert, zum letzten Mal das Halleluja gesungen, ehe der Aschermittwoch die Fastenzeit einläutet und die Christen zum Umdenken auffordert.

Mit Clownsnase verabschiedete sich Rupprecht nach dem Evangelium aus dem Altarraum. Denn wie zur Karnevalsrede eine Bütt gehört, nutzte der Diakon für seine Faschingspredigt die Kanzel. Wie aus der Bütt schüttete er so seine Worte in Reimform von der Kirchenkanzel auf die Kirchenbesucher hinab, „ohne von oben herab zu reden, doch Nachdenkliches mitgeben für das Leben. Den Sinn und Zweck der Jesu-Worte möchte ich erklären an diesem Orte“, sagte Rupprecht weiter. „Die rote Nase hier in der Hand, gibt es viel zu ermahnen und zu bedenken, am laufenden Band. Das ist als Christ eine unserer vornehmlichen Aufgaben, sich zu stellen dem Glauben und aktuellen Fragen.“

Man spürte schnell die Betroffenheit der Gläubigen, handelte die Predigt doch von Schlagwörtern wie Remigration und Fremdenhass, befremdlichem Verhalten wie höhnischem Gelächter oder der Verachtung anderer Rassen und Mitmenschen. „Das ist wirklich nicht freudig zu betrachten, solch Verhalten verängstigt, muss man verachten. Drum habe ich diese Predigt gebastelt, weil mancher sich verhaspelt. Haben wir Deutsche eigentlich nichts verstanden aus der Geschichte, was passiert in diesem Lande?“

Aus seiner eigenen Beunruhigung heraus versuchte Rupprecht durch seine Predigt, die Kirchenbesucher aufzurütteln. Die Bevölkerung dürfe nicht schweigen oder blind sein. Der christliche Glaube verpflichte dazu, sich menschenverachtenden Strömungen mutig entgegenzustellen und sich zu wehren. Es gelte, Jesus Christus nachzufolgen und sich den Gefährdeten und Hilfsbedürftigen zuzuneigen und zu helfen. „Demonstrieren ist richtig, aber helfen ist auch wichtig. Demokratie ist unser höchstes Gut, sie zu verteidigen erfordert Initiative und Mut. Courage, Menschenrechte und echte Einheit – unser Grundgesetz baut auf christlicher Freiheit. Alles Gott, dem Menschen zur Ehre, damit das Gute sich vermehre.“ Mit diesem persönlichen Appell beendete Rupprecht seine diesjährige Faschingspredigt, die selbstverständlich mit dem üblichen Karnevalstusch aller Organisten in den verschiedenen Ortskirchen an der Orgel bekräftigt wurde.

Für seine beklemmenden vor allem aber auch nachdenklichen Worte erntete der Geistliche spontanen Applaus. Vor dem Abschlusssegen von Pfarrvikar Franklin rief Rupprecht die Gläubigen auf, gemeinsam das Ave Maria zu beten. In gewohnter Reimform endeten danach auch die Gottesdienste: „Zum Schluss rufen der Pfarrvikar und ich euch zu, eine fröhliche Faschingszeit – Helau und Tschau!". Woraufhin auch erstmals ein leises Gelächter der Gottesdienstbesucher am Faschingswochenende im Kirchenschiff zu hören war.

drs