Immaterielles Kulturgut
Riedenburger Bauern- und Tagelöhnerverein begeht 279. Bauernjahrtag am Samstag

15.01.2024 | Stand 15.01.2024, 17:28 Uhr

Die Figurengruppe des heiligen Isidor wird traditionell beim festlichen Kirchenzug und dem Gottesdienst mit Totengedenken in der Stadtpfarrkirche mitgeführt. Fotos: Erl

Von immateriellen Kulturgütern wird viel geredet und um deren Erhalt gerungen. Eines dieser körperlich nicht greifbaren und nur in ihrem Wesen spürbaren Kulturgüter ist der Bauern- und Taglöhnerverein von Riedenburg und Umgebung.

Gegründet wurde der Verein als Seelenbruderschaft schon im Jahr 1745 und trotz aller Veränderungen und Katastrophen während der vergangenen Jahrhunderte fühlen sich noch gut 1800 Mitglieder mit den Ideen der damaligen Gründer verbunden. Diesen Idealen zufolge treffen sich die Mitglieder auch heuer am Samstag, 20. Januar, wieder zum 279. Bauernjahrtag, um der gestorbenen Mitglieder zu gedenken und für ihr Seelenheil zu beten.

Bereits 18 Jahre lang hat Andreas Schels aus Perletzhofen den Vorsitz im Traditionsverein und über einen noch viel längeren Zeitraum hat der erst vor Kurzem gestorbene Johann Bachhuber als Kassier und Geschäftsführer die jährlichen Treffen bestens vorbereitet. Seit vergangenem Jahr hat Thomas Pickl aus Jachenhausen nicht nur die Kassenführung von ihm übernommen, sondern auch alle relevanten Vereinsunterlagen.

In Erinnerung an Johann Bachhuber



„Mit dem Tod von Johann Bachhuber gehen viel persönliches Wissen, jahrzehntelange Erfahrung und ein Stück Vereinskultur verloren. Bis zuletzt waren ihm der Bauernjahrtag und der Verein ein Anliegen“, versichert Schels in großer Dankbarkeit. Noch bis zwei Wochen vor seinem Tod stand Pickl mit ihm in Kontakt. „Dank der besten Vorarbeit von Bachhuber samt seinen Hinweisen und Tipps habe ich gut einsteigen können. Die Einarbeitungszeit von nur einem Jahr wäre für so einen großen Verein mit den umfangreichen Vorbereitungsarbeiten zum Bauernjahrtag einfach zu kurz“, erinnert sich auch Pickl dankbar an seinen Vorgänger.

In dessen Sinn und gemäß der Tradition treffen sich die Mitglieder auch heuer wieder ab 9.30 Uhr zum Standkonzert der Stadtkapelle Riedenburg vor dem Festlokal Gasthof Schwan am Marktplatz. Traditionell wird jedem Mitglied ein obligatorisches Jahrgangssträußchen aus immergrünem Buchsbaum gegen einen kleinen Obolus ans Revers oder an den Hut gesteckt. Um 9.50 Uhr formieren sich die Anwesenden samt Fahnenabordnungen zu einem festlichen Kirchenzug zum Gottesdienst um 10 Uhr mit Totengedenken in der Stadtpfarrkirche. Die Figurengruppe des heiligen Isidor, die traditionell dabei mitgeführt wird, wird heuer von Mitgliedern der Landjugend Altmühlmünster getragen.

Jahrtagseinsager gehen von Dorf zu Dorf



Anders als im digitalen Zeitalter üblich waren die Vereinsmitglieder nicht über soziale Medien, sondern ganz nach den Gegebenheiten der vor-digitalen und vor-industriellen Revolution persönlich von den Jahrtagseinsagern dazu eingeladen worden. Sechs Frauen und Männer gehen im gesamten Gebiet des ehemaligen Landkreises Riedenburg von Dorf zu Dorf und von Tür zu Tür und laden die Vereinsmitglieder mit einem kurzen Spruch zum Bauernjahrtag ein. Bei der Gelegenheit erheben sie auch gleich den Jahresbeitrag in Höhe von einem Euro. „Natürlich könnten wir das auch auf automatisierten Bankeinzug umstellen. Unsere Methode ist zwar völlig aus der Zeit gefallen, aber dieser persönliche Kontakt ist für unseren Verein enorm wichtig“, weiß Andreas Schels als einer dieser Einsager. „Dieser direkte Kontakt von Mensch zu Mensch gibt unserer Seelenbruderschaft eine lebendige Seele. Man wird öfters zu Kaffee, Plätzchen oder einer Brotzeit eingeladen und man kommt miteinander ins Gespräch. Das nimmt zwar Zeit in Anspruch, aber es schafft ein vertrautes Miteinander und so lassen sich immer wieder auch neue Mitglieder aufnehmen“, ist die Erfahrung des Vorsitzenden.

Mitgliederzahlen sind gestiegen



So darf sich Kassier Thomas Pickl freuen, dass die Mitgliederzahl im abgelaufenen Jahr sogar gestiegen ist. Bereits im Herbst hatte er mit den Vorbereitungen für den neuen Jahrtag begonnen, die Einsager auf ihre Bezirke eingeteilt und das Vereinsregister aktualisiert. „Ich hoffe, dass die Vereinsmitglieder mit unserer Arbeit auch in der Zeit nach Bachhuber zufrieden sind. Wenn jeder etwas dazu beiträgt, können wir alle diese über viele Generationen reichende Tradition gut weiterführen“, ist er überzeugt.

err