Samstag, 19.30 Uhr. In der Drei-Burgen-Halle in Riedenburg ist auch der letzte Platz belegt. Spannung liegt in der Luft. Die Musiker treten unter Beifall auf die Bühne, setzen sich, Dirigent Korbinian Wimmer hebt die Arme. Gespannte Stille herrscht – man könnte eine Stecknadel fallen hören. Dann der Einsatz. Sofort ergießt sich ein Schwall konzertanter Blasmusik über 400 Gäste.
Mit einer musikalischen Reise durch Tirol beginnt das 15. Herbstkonzert der Viel-Harmonie im Unteren Altmühltal. Das abendliche Programm wird eröffnet mit dem Stück „Fantastica“ des bekannten Österreichers Martin Scharnagl der Gruppe Viera Blech, gefolgt von „Die Sonne geht auf“, einem Konzertmarsch der Extraklasse aus dem Repertoire der Hergolshäuser Musikanten, in dem sich alle Register profilieren.
Durch das Konzert führt die charmante Moderatorin Laura Pawlitschek, selbst Musikerin, und erklärt den Zuschauern die Geschichte der einzelnen Partituren. So zum Beispiel für das Stück „Adventure“, einer Komposition für einen Abenteuerfilm. Die Musik lässt Spielraum für die eigene Imagination des Publikums. Dann werden die Töne leiser. „The Story“, als Soundtrack für die populäre Fernsehserie „Grey’s Anatomy“ verwendet, ist eine Ballade mit reichhaltigen Facetten. Sie beginnt sanft und gefühlvoll und steigert sich allmählich in einen hart rockenden Groove.
Pfarrvikar Aneto überrascht als Sänger
Noch gefühlvoller wird es beim Stück „Halleluja“. Die Moderatorin kündigt einen besonderen Gast an, nämlich Emmauel Onyinye Aneto, Pfarrvikar in Ihrlerstein. Sehr passend, da das Lied ursprünglich einen Bezug zum Alten Testament hat. Aneto rührt mit seinem Gesang einige Gäste zu Tränen.
Das nächst Stück heißt „Atlantis“, das erste Werk des jungen Komponisten Alexander Reuber. Laut Pawlitscheks Erklärung wollte er dem Publikum ermöglichen, den Gedanken beim Anhören freien Lauf zu lassen. Dennoch versinnbildlichen die drei Abschnitte des Werkes die stolze Kriegernation Atlantis, das alltägliche Leben auf der sagenumwobenen Insel und schließlich deren Untergang.
Drei-Burgen-Halle verwandelt sich in Konzerthaus
Die Solisten an Trompete, Querflöte, Klarinette, Saxofon und Klavier zeigen immer wieder ihre Brillanz. Die verschiedenen Register sind perfekt aufeinander abgestimmt. Mit der heuer erstmalig eingesetzten Tontechnik kommen alle Instrumente wesentlich besser zur Geltung und die schlichte Drei-Burgen-Halle verwandelt sich in ein richtiges Konzerthaus. Mit der Polka „Kirschblütenzauber“ verabschieden die Musiker die Gäste in die Pause.
Danach tritt zur Abwechslung das Ensemble „Reha-Gebläse“ mit Stücken von James Last, Herb Albert und Glenn Miller auf. Es geht in die Welt von Partymusik, Brass und Swing. Danach treten wieder die 38 Musiker der Viel-Harmonie im Flashmob auf die Bühne und präsentieren den Rockklassiker „Smoke on the Water“ von Deep Purple.
Dann wird es wieder abenteuerlich. Die Besucher werden in die Karibik auf die Black Pearl zu den „Pirates of Caribbean“ entführt. Musikalisch hautnah erleben sie in Form eines Medleys die Abenteuer des bekannten Kapitäns Jack Sparrow aus dem Film „Fluch der Karibik“. Weiter geht es nach Italien mit Ohrwürmern des Italo-Pop mit viel Sommer, Sonne, Strand und Meer.
Ein Nudelschöpfer als Taktstock
Auch heuer bleibt dem Dirigenten ein Spaß seiner Musiker nicht erspart. Man kann es als deren kleine Rache verstehen für die ganzjährigen musikalischen Torturen. Alljährlich muss er in einem passenden Kostüm zu einem Musikstück dirigieren. So steht Wimmer heuer als Pizzabäcker mit einem Nudelschöpfer als Taktstock auf der Bühne.
Langsam neigt sich der Konzertabend dem Ende zu. Die Moderatorin verabschiedet sich mit einem herzlichen Dankeschön an die Musiker, Zuschauer, Organisatoren, Ehrengäste, Dekorateure, Techniker, Caterern und Sponsoren. Sie erzählt von der harten viertägigen Orchesterprobe im Schullandheim in Habischried für den Feinschliff, den wunden Lippen sowie dem Opfern der Freizeit jedes einzelnen Musikers, um so eine Leistung zu erreichen.
Es geht ein Raunen durch das Publikum, was wird zum Abschluss gespielt? Der Abend endet mit Auszügen aus dem Musical Mamma Mia „Abba on Broadway“. Erinnerungen an den Erfolg der Pop-Gruppe werden wach, sind die meisten der Besucher doch mit der mitreißenden Musik der Schweden groß geworden.
Die Viel-Harmonie im Unteren Altmühltal hat die Rechnung ohne die begeisterten Zuhörer gemacht. Dauerapplaus, Trampeln, Pfeifen und Rufe zur Zugabe werden immer lauter. Die Halle bebt. Die Musiker erheben sich, strahlen über das ganze Gesicht, fühlen sich bestätigt in ihrer dargebotenen Leistung und Dirigent Korbinian Wimmer greift endlich zum Mikrofon.
Zum Abschluss ein Song von den Beatles
Langsam kehrt wieder Ruhe ein und offenbart den Gästen nicht nur eine Zugabe, sondern drei. Der krönende Abschluss ist dabei der Auftritt von Pfarrvikar Aneto mit einem Song der wohl bekanntesten Band der Welt, den Beatles. „Hey Jude“ ist angesagt. Die Bläser und das Publikum tanzen im Rhythmus zum Gesang des Solisten. Nach zweieinhalb Stunden geht ein fantastischer Orchesterabend zu Ende. Die Viel-Harmonie im Unteren Altmühltal freut sich bereits an diesem Abend auf das nächste Herbstkonzert im November 2024 in der Drei-Burgen-Halle.
